Aktualisiert

Lieber Phil GeldWo bin ich als US-Bürger steuerpflichtig?

Teddy (28) ist amerikanischer Bürger und lebt in der Schweiz. Wo muss er Steuern bezahlen und wie weit reicht der Arm von Uncle Sam?

Neben Eritrea sind die USA das einzige Land, das das Einkommen seiner im Ausland lebenden Bürger besteuert. Wer seiner Steuerpflicht nicht nachkommt, dem drohen saftige Bussen.

Neben Eritrea sind die USA das einzige Land, das das Einkommen seiner im Ausland lebenden Bürger besteuert. Wer seiner Steuerpflicht nicht nachkommt, dem drohen saftige Bussen.

Colourbox

Lieber Phil Geld,

Ich bin in den USA geboren und demzufolge Amerikaner. Meinen Pass möchte ich auf keinen Fall abgeben. Ich möchte aber auch keine Steuern in einem Land bezahlen, in dem ich gar nicht lebe. Könnten mich die USA deswegen büssen?

Lieber Teddy

Du solltest deine steuerliche Situation so schnell wie möglich klären und nötigenfalls bereinigen. Vermutlich hat deine Bank noch gar nicht bemerkt, dass du US-Bürger bist. Sonst hätte sie von dir – idealerweise – schon bescheinigen lassen, dass deine Gelder in den USA gemeldet sind. Mit grosser Wahrscheinlichkeit aber hätte sie dich bereits aufgefordert, dein Konto abzuziehen.

US-Bürger, die in der Schweiz leben oder auch Doppelbürger müssen jedes Jahr eine US-Steuererklärung einreichen. Ist der Steuersatz in den USA höher als in der Schweiz, greift der amerikanische Fiskus auf die Differenz zu. Zudem müssen Expats alle Konti mit mehr als 10'000 Dollar deklarieren. Einzahlungen in die zweite und dritte Säule gelten in den USA als gewöhnliches, steuerbares Einkommen. Neben Eritrea sind die USA das einzige Land, das das Einkommen seiner im Ausland lebenden Bürger besteuert.

Seit dem 1. Juli 2014 wird das Fatca-Abkommen (Foreign Account Tax Compliance Act) umgesetzt. Dieses verpflichtet die Finanzinstitute weltweit, die Konten von Kunden mit US-Hintergrund automatisch der amerikanischen Steuerbehörde offenzulegen. Die US-Behörden können damit überprüfen, ob ein Expat seinen Steuerpflichten in den USA nachgekommen ist. Bei Nichtbezahlen der Steuern drohen Bussen von knapp 9000 Franken. Für Konten, die vorsätzlich verschwiegen wurden, beträgt die Busse mindestens 100'000 Franken. Für Gelder, die nicht bis Anfang August offengelegt sind, gilt ein noch höherer Bussentarif.

Solltest du dich doch noch für die Rückgabe deines US-Passes entscheiden, dann musst du beweisen, dass du bisher deine Steuererklärung ordnungsgemäss eingereicht hast. Falls nicht, empfehlen Steuerexperten, dies für die letzten fünf Jahre nachzuholen und allfällige Steuern nachzuzahlen. Das Ausfüllen der US-Steuererklärung ist übrigens recht anspruchsvoll. Meist kommt man nicht um die Hilfe eines spezialisierten Steuerberaters herum, der für seine Dienstleistung, auch bei einfachen Einkommensverhältnissen, mehrere Tausend Franken fordert.

Freundlich grüsst

Phil Geld

E-MAIL: phil.geld@20minuten.ch

Ihre Frage an Phil Geld

Nutzen auch Sie unseren Ratgeberservice rund ums Geld: Phil Geld beantwortet Fragen zu den Themen Konsum, Arbeit, Wohnen, Versicherungen und Finanzanlagen. Setzen Sie uns ebenso über Missstände ins Bild und teilen Sie uns mit, was Sie besonders ärgert. Sie können Ihre Frage senden an phil.geld@20minuten.ch oder

dieses Formular verwenden (siehe auch Button oben rechts). Die Altersangabe hilft uns, die Tipps noch konkreter auf Ihre Situation zu beziehen. Interessante Anfragen und die entsprechenden Antworten publizieren wir unter geändertem Vornamen in dieser Rubrik. Wir bitten um Verständnis, dass nicht jede Frage beantwortet werden kann.

Deine Meinung zählt