«Es ist ein Bolide, ein Mega-Bolide!»

Aktualisiert

Feuerball am Himmel«Es ist ein Bolide, ein Mega-Bolide!»

Ein riesiger Feuerball zog am Montagabend während mehrerer Sekunden über den Himmel. Laien sind vom Spektakel begeistert, Fachleute betrachten das Phänomen nüchtern.

num
von
num

Einem Leser-Reporter gelang es, den Feuerball zu filmen.

Um 22.33 Uhr am Montagabend erleuchtete ein Feuerball für bis zu zehn Sekunden den Himmel über der Schweiz und versetzte die Betrachter in Begeisterung: «Ich habe so etwas noch nie gesehen. Es war abartig», berichtet eine Leser-Reporterin.

Auch im deutschen Freiburg im Breisgau war das Phänomen gut zu sehen. Ein Sternbeobachter beschreibt seine Erfahrung wie folgt: «Ich war gerade in der Sternwarte, als ich dachte, dass mich von hinten ein blöder Autoscheinwerfer anstrahlt. Dann habe ich es erst kapiert: Es ist ein Bolide, ein Mega-Bolide – der hellste und grösste, den ich bisher gesehen habe!»

Betrachter sehen ionisierte Luft – nicht das Verglühen

Diese Begeisterung dämpfen die nüchternen Fakten der Astronomen. Daniel Karbacher von der Urania-Sternwarte in Zürich sagt: «Ungewöhnlich war es nicht, das kommt immer wieder vor – voraussehbar ist so etwas aber nicht.»

Bruno Eberli, stellvertretender Leiter der Sternwarte Schaffhausen, sagt: «Normalerweise haben Sternschnuppen einen Durchmesser von einem Millimeter.» Solche «Feuerbälle» wie gestern müssten über einen Zentimeter gross sein und seien so entsprechend länger sichtbar. Er schätzt, dass ein Meteor rund zehn Zentimeter Durchmesser haben müsse, damit überhaupt ein Stück bis zum Boden gelangt.

Mit nur einem Zentimeter Durchmesser – weshalb leuchten die Meteore dann so lange? Karbacher erklärt: «Tatsächlich sehen wir am Boden nicht das Verglühen des Meteors, sondern die ionisierende Luft.» Was für den Betrachter am Boden sichtbar sei, sei das sogenannte Rekombinationsleuchten.

Erde nimmt wegen kosmischen Materials zu

«Meteore haben eine Geschwindigkeit von 20 Kilometern pro Sekunde, das ist eine ungeheure Energie, die da freigesetzt wird», erklärt Karbacher. Den Atomkernen würden dadurch die Elektronen entrissen, bei der Wiedervereinigung sei das Leuchten zu sehen.

Laut Bruno Eberli sind pro Stunde etwa fünf Sternschnuppen sichtbar. Doch was vom Himmel auf die Erde falle, sei oft nicht von blossem Auge zu erkennen: «Jeden Tag fallen 10'000 Tonnen kosmisches Material auf die Erde.» Das klinge zwar nach viel, doch: «In einer Million Jahren nimmt die Erde dadurch im Durchmesser nur um einen Millimeter zu.»

Deine Meinung zählt