«First Kiss»«Fremde Küsse» – diese Leser haben es gewagt
Wie fühlt es sich an, einen Wildfremden zu küssen? Was im Youtube-Clip «First Kiss» geschauspielert ist, wagten 16 Leserinnen und Leser ungestellt.
(Video: Roland Schäfli, Michelle Simon; Schnitt: Michelle Simon)
«Am Anfang war ich sehr aufgeregt, aber als wir uns erst einmal küssten, waren Nervosität, Kameras und die Welt um uns vergessen.» sagt Ivano. Er und James, zwei Männer, die sich noch nie gesehen haben, teilten einen intimen Moment. Sie sind zwei der 16 Teilnehmer des Experiments «Fremde Küsse» von 20 Minuten. Die Idee ist nicht neu, die Umsetzung schon. Das Video «First Kiss» der Künstlerin Tatia Pilieva kann man getrost als einen der grössten Internethypes des noch jungen Jahres bezeichnen. Über 60 Millionen Mal wurde der Clip auf Youtube angeschaut. International berichteten Medien (auch 20 Minuten) darüber, wie schön und befremdlich der Moment des ersten Kusses zwischen wildfremden Menschen im Video eingefangen ist. Einen Tag später dann die grosse Enttäuschung: Der Clip ist ein Hoax. Die Küssenden sind nicht willkürlich ausgesuchte Fremde, sondern allesamt Schauspieler und die Natürlichkeit eine Darstellung.
«Unsere Leser können das, ohne zu schauspielern!»
Der Dämpfer ging auch an den 20-Minuten-Redaktoren nicht spurlos vorbei, bis einer auf die Idee kam: «Wie wäre es, ein solches Video ohne Schauspieler zu drehen?» Das Experiment «Fremde Küsse» war geboren. Und trotz grosser Skepsis, ob sich genug kompatible Kusswillige anmelden würden, lancierte das Community-Ressort den Aufruf: «Möchten Sie einen Wildfremden küssen?» Die anfänglichen Zweifel wurden innert kurzer Zeit zerschlagen. Bereits 24 Stunden nach der Publikation des Artikels hatten sich über 650 Leserinnen und Leser – vornehmlich jungen Alters und unterschiedlicher Sexualität – angemeldet. Nach wenigen Tagen waren die Paarungen festgelegt und der Dreh des echten «First-Kiss»-Videos konnte über die Bühne gehen.
Feuchte Hände, Herzklopfen und anzählen zum ersten Kuss
Die Nervosität vor dem ersten Kuss war allen acht Paaren ins Gesicht geschrieben. Es wurden Hände trockengerieben, Schweiss stand dem einen oder anderen auf der Stirn und es schien, als könne man die Herzen pochen hören. Auch hatte jeder eine andere Strategie auf dem Weg zum ersten Kuss: Vom etwas peinlich berührten Smalltalk über «Reden können wir nachher» bis hin zu «eis, zwei u eis si drü! Los!» war alles dabei. So verschieden die Annäherungsstrategien, so unterschiedlich auch die Küsse: Sanft und zart, wild und leidenschaftlich, zögerlich und verkrampft. Manch ein Paar schien gar nicht mehr aufhören zu wollen, und wären die Ohren nicht im Weg, hätten alle nach dem Kuss wohl einmal um den ganzen Kopf gegrinst.
«Ich bin so glücklich, ich durfte den Hübschesten küssen!»
Beim gemeinsamen Umtrunk im Anschluss des Drehs wurde klar, in manch einem Bauch liefen die Schmetterlinge Amok. So verriet uns eine Teilnehmerin, dass sie mit der Auswahl ihres Kuss-Partners mehr als glücklich war: «Er ist der Hübscheste von allen.» Ein anderer Knutscher schrieb am Tag darauf: «Diese Lippen! Wären die Kameras nicht gewesen, hätte ich wohl noch ewig weiterküssen können.» In diesem Sinne gilt zu hoffen, dass der «Fremde Kuss» beim einen oder anderen Paar nicht der letzte sein wird.
Mitarbeit 20 Minuten: Gabriella Hummel, Laura Hüttenmoser, Eva Kamber
Mitarbeit Tilllate.com: Stevan Bukvic (Fotograf)
Idee: Andreas Bättig (Auslandsredaktor 20 Minuten)