Lesermeinungen«Man kann der Schweiz nur gratulieren»
Journalisten und Politiker aus ganz Europa sind empört über das Ja zur SVP-Initiative. Viele Online-Leser im In- und Ausland sind anderer Meinung und beglückwünschen die Schweizer.
Der Tweet eines deutschen Politikers brachte die 20-Minuten-Leserschaft in Rage. Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner schrieb auf Twitter: «Die spinnen, die Schweizer.» Nach rund 300 Wortmeldungen der Leser musste die Kommentarfunktion vorübergehend geschlossen werden – zu viele Kommentare warten noch auf die Freischaltung.
«Wir lassen uns nicht den Mund verbieten»
Der Grundtenor ist unmissverständlich: «Weil wir uns dagegen wehren, dass aus 24% Ausländeranteil irgendwann 50% werden? Weniger ist manchmal mehr und das werden schlussendlich auch diejenigen realisieren, welche die Ja-Sager heute verteufeln. Die EU muss endlich begreifen, dass wir nicht ihre Unterhunde, sondern ein freies Land sind, welches sich nicht einfach den Mund verbieten lässt», schreibt etwa Leser S.v.R. Rund 3500 Leser heissen seine Meinung gut und goutieren sie mit einem «Daumen hoch». Leser Simon David rät Ralf Stegner: «Lassen Sie die armen Deutschen auch mal die gleiche Wahl treffen. Sie würden überrascht sein.»
«Ein wichtiges Zeichen gesetzt»
Einige Nutzer auf ausländischen Newsportalen beglückwünschen die Schweizer auch – obwohl die Medien dem Ausgang der Volkabstimmung mehrheitlich kritisch gegenüberstehen. So wird beispielsweise auf Süddeutsche.de kommentiert: «Die Schweiz hat ein wichtiges Zeichen gesetzt. Wir könne nur hoffen, dass auch unsere Politiker aufwachen und in Brüssel endlich Reformen einsetzen.»
Im Leserforum des österreichischen «Standard» ist zu lesen: «Man kann den Schweizern nur gratulieren. Hierzulande träumen ein paar gestrige Sozialromantiker nach wie vor von grenzenloser, unqualifizierter Zuwanderung, um den Sozialstaat zu retten bzw. die Pensionen zu sichern.»
«Die Schweizer werden uns auslachen»
Ein grosser Teil der Leser auf ausländischen News-Portalen wünscht sich eine direkte Demokratie, wie wir sie in der Schweiz kennen. Sie zeigen sich überzeugt, dass die eigenen Landsleute in einem solchen Fall gleich abstimmen würden. Ein Leser kommentiert etwa beim deutschen Magazin «Focus»: «Presse-Stimme ist schon lange nicht mehr Volkes-Stimme. Wenn in ein paar Jahren Sodom und Gomorra herrscht in der EU, wird das kleine, listige Bergvolk der Schweizer von seinen Bergen auf uns herabschauen und uns auslachen.»
Dies sieht auch ein weiterer Leser des «Focus» so: «Die Einschätzungen der Journalisten widersprechen diametral den Einschätzungen der Kommentatoren im ‹Focus›-Forum. Überwältigend ist die Mehrheit derer, die sich auch für Deutschland eine Volksabstimmung in der Zuwanderungsfrage wünschen.» Beim britischen «Guardian» ist manch einer derselben Meinung: «Gut für die Schweizer. Wir mögen die Immigration im Vereinigten Königreich auch nicht.»
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