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Rüge für die SBB«Sorry, ihr verpennt da was»

Dass weniger Leute die Bahn nehmen, hat für die SBB vor allem wirtschaftliche Gründe. Unsere Leser sehen das Problem in den hohen Preisen und dem schlechten Service.

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Die 20-Minuten-Leser sprechen eine andere Sprache als die Medienmitteilung der SBB.

Die 20-Minuten-Leser sprechen eine andere Sprache als die Medienmitteilung der SBB.

Die Passagierzahlen der SBB sind erstmals seit Langem rückläufig. Die Bundesbahnen führen dafür vor allem wirtschaftliche Gründe an - die schwächere Konjunktur, den hohen Franken, die rückläufige Nachfrage im Tourismussektor beispielsweise. Mit keinem Wort wird die Unzufriedenheit der Kunden mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis und dem Service erwähnt. Dass man aber dies nicht einfach ausblenden kann, wie Kurt Schreiber von der Interessenvertretung der Schweizer ÖV-Kunden sagt, wird von den meisten der über 300 Leserkommentare bestätigt.

Bis auf wenige Leser sind sich die meisten einig, dass die Billette zu teuer, die Toiletten zu schmutzig und die Zugbegleiter zu unfreundlich sind. Die Konsequenzen aus den hohen Preisen hat Leser Mittelschicht gezogen: «Der Zug ist leider zu teuer. Darum fahre ich pro Tag lieber zwei Stunden Velo, als der SBB mein Geld zu überlassen.»

Einen Vorschlag zur Sauberkeit für die SBB hat Anonymus : «Ihr solltet euer Personal am Bahnhof Romanshorn anweisen, die IC Züge besser zu reinigen, da ich es eine Schweinerei finde, dass überquellende Abfalleimer einfach nicht geleert und Toiletten nicht gereinigt werden.» Zum dritten Punkt, betreffend das SBB-Personal, hat Leser Erstaunlich eine Anekdote: «Auf eine Beschwerde eines Kunden sagte ein Kontrolleur: ‹Falls Ihnen das nicht passt, müssen Sie den Zug nicht mehr benützen. Wir sind froh um jeden Passagier, der nicht bei uns einsteigt›.» Deshalb erstaunen ihn die sinkenden Zahlen nicht.

Zu voll, zu kompliziert

Und auch die überfüllten Züge führen nicht zu mehr Zufriedenheit. Beat G.: «Die vollen S-Bahnen nerven. Und sie sind nicht nur zu Stosszeiten voll (unvermeidlich), sondern auch mitten am Tag oder am Wochenende. Dann sind die Züge oft auf drei Wagen verkürzt.» Ebenfalls vergrault das komplizierte Tarif-System die Kunden. So schreibt Abdullah: «Ich wollte online ein Ticket für meine Frau kaufen, ganz einfach von Neuenhof nach Lenzburg. Ich habs nicht geschafft. Das nächste Mal schicke ich sie mit dem Taxi.»

Ausserdem verärgert Mike S. das WLAN in den Zügen: «Ich bin täglich fast vier Stunden im Zug. Was mich am meisten nervt, ist die schlechte, ja fast unbrauchbare Internetinfrastruktur. Egal ob mit iPhone oder WLAN-Hotspot, selbst in einem Flugzeug kriegt man besseres Internet hin. Sorry, SBB, ihr verpennt da was.»

Konstruktive Vorschläge kommen von arina Stone: «Grundsätzlich bin ich zufrieden. Jedoch wäre es kundenorientierter, die Preiserhöhungen besser zu kommunizieren. Und es wäre angebracht, auf gewissen vielbefahrenen Strecken mehr Wagen zu haben, damit man wenigstens einen Sitzplatz hat.»

Doch wird die SBB auch in Schutz genommen. Zum Beispiel von Leser Urs Bach: «Wir haben ein absolut geniales und funktionierendes ÖV-System. Studiert doch mal den öffentlichen Verkehr im Ausland. Da sind wir in der Schweiz gut gebettet.»

Gute Noten auch von MC 41: «Das U-Abo in der Nordwestschweiz hat meiner Meinung nach ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Auch Angebote wie Gleis 7, Halbtax etc. können einen enormen Preisunterschied bewirken.»

Doch auch wenn es ein paar Stimmen gibt, die sich für die SBB einsetzen, bekommen die Bundesbahnen den meisten Wind von vorne, selbst von den eigenen Mitarbeitern: «Ich arbeite seit sieben Jahren bei der SBB und es wird immer schlimmer, auch für uns. Ich bin bei der Fahrbahn tätig. Die vielen Vorfälle sind keine Zufälle. Ich sehe doch, dass es beim Unterhalt massive Verbesserungen braucht und Instandhaltungen nötig wären. Es wird ständig Neues gekauft oder ausgebaut, obwohl anderes viel wichtiger wäre.»

Sich nicht länger aufregen will sich schliesslich Leser ultico: «Nach über 10 Jahren als ÖV-Benutzer habe ich nun den neuen Luxus mit dem Auto entdeckt. Ganz klar, ein Jahr Autofahren kostet mich insgesammt mehr als ein GA. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist jedoch um einiges besser.»

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