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Mit allen Mitteln«Suche Wohnung, biete Sex»

Über ein Drittel der Wohnungssuchenden ist verzweifelt. Und jede vierzehnte weibliche Suchende würde für eine neue Wohnung sogar Sex bieten.

Viktoria Weber
von
Viktoria Weber

Wer in der Schweiz eine Wohnung sucht, ist nicht allein. Doch das geteilte Leid, ist in dem Fall nicht das sprichwörtliche halbe Leid, sondern eher das doppelte Leid: Denn die Nachfrage ist grösser als das Angebot (20 Minuten Online berichtete). Um herauszufinden, wie es den Lesern von 20 Minuten Online bei ihrer letzten - oder aktuellen - Wohnungssuche erging, lancierten wir eine Umfrage, an der 2303 Personen teilgenommen haben.

Die Ergebnisse fallen positiver aus als erwartet: Die Hälfte der Befragten hat innerhalb eines Monats - oder sogar innerhalb von zwei Wochen - ein neues zu Hause gefunden. Jeder Zehnte hat dennoch über ein halbes Jahr für die Suche aufwenden müssen. Dieser Aspekt deutet bereits an, dass die Situation in der Schweiz nicht ganz einfach ist.

Treffer schon nach fünf Besichtigungen

Wer schon einmal zu einer Wohnungsbesichtigung gekommen ist und dort mit zum Teil über 30 Mitbewerbern im Hausflur warten musste, den wird vor allem das folgende Ergebnis überraschen: 72 Prozent der Umfrageteilnehmer hat sich lediglich zwischen 1 und 5 Wohnungen anschauen müssen, um einen Treffer zu landen.

Auf dem Land fällt die Suche noch etwas leichter: Hier finden 80 Prozent unter den ersten fünf besichtigten Wohnungen ein neues zu Hause. Bereits der Vergleich mit den Stadt-Bewohnern zeigt, dass man hier etwas mehr Durchhaltevermögen braucht. Wer im Raum Zürich Stadt oder Agglomeration eine Wohnung sucht, muss im Vergleich am meisten Geduld mitbringen.

Jeder zweite Zürcher nutzt gleich das erste Angebot

Dass die Lage in Zürich eine Sonderstellung einnimmt, zeigt auch das Auswahlverhalten der Befragten. Während nur ein Drittel der Umfrageteilnehmer vom Land gleich bei der ersten Zusage eines Vermieters zugeschlagen hat, aus Angst keine andere Wohnung zu bekommen, tat dies in Zürich gleich knapp die Hälfte. In Zürich zeigen sich die Wohnungssuchenden also weniger wählerisch und handeln nach dem Motto «Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.»

Doch eines der ersten Angebote anzunehmen, heisst nicht unbedingt, dass man einen Kompromiss eingegangen ist. Rund die Hälfte der Befragten ist zufrieden und hat seine persönliche Traumwohnung gefunden - egal ob auf dem Land oder in der Stadt. Dennoch sieht es in Zürich wiederum schlechter aus als im Rest der Schweiz: Hier hat jeder Zehnte deutliche Abstriche machen müssen und das neue zu Hause nur deswegen genommen, da man auf dem aktuellen Immobilienmarkt nicht anders handeln kann.

Sex für eine neue Wohnung?

Während man auf dem Land Wohnungen noch ganz unkompliziert und ohne grosse bürokratische Querelen bekommen kann, ist es im Stadtgebiet schon fast Standard, dass man an einem grösseren Bewerbungsverfahren mit Anmeldebogen und zig beigelegten Nachweisen teilnehmen muss. Um aus der Masse herauszustechen, erstellen viele ein ganzes Bewerbungsdossier.

Einen deutlichen Schritt weiter würden vor allem die männlichen Befragten gehen. Auf die Frage «Wären Sie bereit, für eine schöne Wohnung ein unmoralisches Angebot - zum Beispiel ein One-Night-Stand - einzugehen?» antworteten 36 Prozent der Männer «Ja» oder «Eher ja». Bei den Frauen hält immerhin jede vierzehnte diesen Deal für verhandelbar.

Die Lage spitzt sich zu

Während sich alle bisherigen Antworten auf Personen bezogen, die ihre letzte Wohnungssuche bereits hinter sich haben, sieht die Lage bei den aktuell Suchenden etwas anders aus. Denn von den Betroffenen sind über 40 Prozent bereits seit drei Monaten oder länger auf der Suche, in Zürich suchen gar 46 Prozent schon seit mehr als einem halben Jahr. Entsprechend macht sich bei den Suchenden auch mehr und mehr Verzweiflung breit, wie die folgende Grafik zeigt:

Umfragedaten

An der nicht-repräsentativen Umfrage von 20 Minuten Online haben insgesamt 2303 Personen teilgenommen. Die gesamten Ergebnisse finden Sie hier.

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