Amoklauf für Musikvideo inszeniert

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Neue SingleAmoklauf für Musikvideo inszeniert

Blutbad eines Durchgeknallten vor dem Bundeshaus – hat der Berner Rapper Webba im Clip zur neuen Single «Churzschluss» den Bogen überspannt? 20 Minuten Online fragt nach und zeigt das Video vorab.

von
mik

«Churzschluss», so heisst der neue Videoclip von Webba. Das Dubstep-Featuring mit der ehemaligen Vizeweltmeisterin im Beatboxen und Schweizer Newcomerin des Jahres Steff La Cheffe ist Vorbote von Webbas zweitem Album «Uswärts».

Das zweite Album des Berner Rappers Webba ist unterwegs, heute erscheint mit «Churzschluss» die erste Single. Musikalisch wagt er sich in neue Gewässer und surft auf der aktuellen Dubstep-Welle mit. Der Name «Churzschluss» ist Programm: Im düsteren Featuring mit Beatboxerin Steff La Cheffe brennen einem entlassenen Familienvater die Sicherungen durch. In dämonischer Gestalt reden Webba und Steff La Cheffe auf den frustrierten Mann ein – bis dieser zur Waffe greift und ein öffentliches Blutbad anrichtet – ausgerechnet auf dem Bundesplatz. Die kontroverse Schlussszene lässt denn auch noch offen, ob der Clip von MTV ausgestrahlt wird. Dort liegt er zur Zeit zur Prüfung vor.

Webba, war die Schiesserei nötig?

Auf diese Frage habe ich gewartet (lacht). Mir ist wichtig, dass die Szene nicht als gewaltverherrlichend verstanden wird. Wir wollten uns mit den Szenen auf dem Bundesplatz an die Ästhetik von «Falling Down» mit Michael Douglas anlehnen.

Wieso gerade auf dem Bundesplatz?

Weil dies wahrscheinlich der einzige Ort in Bern ist, an dem sowas möglich ist. Der Platz ist zentral, geräumig und autofrei. Wir haben bei der Stadt und der Polizei eine Genehmigung eingeholt. Die Waffe war zudem in einem grellen Grün und klar als Attrappe erkennbar. Den authentischen Look bekam die Waffe erst am Computer.

Wie haben die Passanten reagiert?

Sie wurden von Schildern über den Dreh informiert. Die Stimmung war super, wir konnten sogar einige spontan zum Mitmachen überreden. Das war sehr lustig, da besonders die älteren Herren Freude an der ganzen Action hatten. Frau Calmy-Rey schlenderte zu dieser Zeit auch über den Platz – schade, konnten wir Sie nicht auch zum Mitmachen überreden. Aber dass wir so etwas direkt vor unserem Regierungsgebäude tun können, während eine Bundesrätin über den Platz spaziert, ist doch toll.

Zehn Stunden Dreh für 23 Sekunden Film

Nebst der Schiesserei drehte das kleine Team um die beiden Nachwuchs-Künstler etwa im eigens komplett abgedunkelten Dachstock der Reithalle in Bern. Besonders herausfordernd aber war ein nächtlicher Unterwasser-Dreh im Hallenbad. Für die Mini-Produktion bedeutete das schon fast so etwas wie eine kleine Materialschlacht. Nebst Scheinwerfern, einer Unterwasserkamera und Kulissen kamen Profitaucher zum Einsatz, die das Licht- und Kamerateam mit Ausrüstung versorgten und in einem Crashkurs für den Unterwassereinsatz rüstete. «Am schwierigsten war es, den Überblick zu behalten. Die Unterwasser-Einstellungen waren da nur der Anfang», so Webba. Gleich auf die durchgearbeitete Nacht mit zehn Stunden Arbeit für 23 Film-Sekunden folgte der Dreh der «Zombie-Aufnahmen» mit aufwendigen Masken und Kulissen: «Da waren die Aussen-Aufnahmen auf dem Bundesplatz fast wie ein Ferientag dagegen!»

Bilder von den Dreharbeiten gibts hier.

Webbas zweites Album «Uswärts» erscheint am 13. Januar 2012 und wird im Februar mit einem Konzert in der Reithalle Bern getauft.

Webba heisst mit bürgerlichem Namen Pascal Weber. Der 31-jährige startete seine Laufbahn als Beatboxer an verschiedenen Wettkämpfen sowie mit der 2005 aufgelösten Rap-Gruppe «Krümelmonstaz». Seit er Solo unterwegs ist, hat er sich mit Songs wie «Wäg vo hiä» und «Du hesch ke...» erfolgreich in den Äther gerappt.

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