«Wir machen uns über alle und alles lustig»

Aktualisiert

Neues TV-Format«Wir machen uns über alle und alles lustig»

Ein Sender, der nichts zu verlieren hat, gibt einer jungen Slam-Poetin einen Freipass. Entstanden ist «Bild mit Ton», ein ungewöhnliches Satire-Format.

Laura Hüttenmoser
von
Laura Hüttenmoser

Vor drei Jahren durfte Lara Stoll gleich zweimal aufs Siegertreppchen: An den schweizerischen und europäischen Slam-Poetry-Meisterschaften dichtete sie sich auf den ersten Platz. 2011 folgte der Thurgauer Kulturpreis und verschiedene TV-Auftritte, unter anderem bei «Aeschbacher» oder «Giaccobbo/Müller». Doch nicht nur dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen fiel die 26-jährige Filmstudentin auf. Dieses Jahr bekam Lara Stoll ein Angebot, das sie nicht ausschlagen konnte.

Lara, erzähl doch mal, wie du zu einer eigenen Sendung gekommen bist.

Lara Stoll: Der Sender SSF (neu: Schweizer SportSzene Fernsehen) war im Zuge seines Relaunchs auf der Suche nach neuen Formaten. Man hat mich eingeladen und mir quasi eine Carte Blanche gegeben. Da ich machen konnte, was ich wollte, war dieses Angebot natürlich sehr interessant für mich. Ich wusste sofort, wen ich im Boot haben will: Cyrill Oberholzer und Dominik Wolfinger. Wir legten ein Drehbuch für eine Pilot-Sendung vor, worauf die Verantwortlichen sagten: «Wir verstehen es zwar nicht ganz, aber es klingt nicht schlecht.» Den Pilot fanden sie toll und wir konnten fünf weitere Episoden drehen.

Das Resultat nennt sich «Bild mit Ton» und lässt sich kaum schubladisieren. Wie erklärst du jemandem die Sendung, der sie noch nie gesehen hat?

Das ist nicht einfach. «Bild mit Ton» ist gesellschaftssatirisch, teilweise aber auch total stumpfsinnig. Wir setzen nicht auf abgeschlossene Schenkelklopfer-Pointen und machen uns über alles und jeden lustig, da kommt niemand davon. Da wir uns aber auch selbst zum Affen machen, dürfen wir das, finde ich. Dass wir als Kinder viel Monty Python oder Loriot geschaut haben, hatte sicher einen grossen Einfluss auf unseren Humor. Es kann jederzeit alles Mögliche passieren.

Wie meinst du das?

Es kann sein, dass wir auch mal eine total langweilige Sendung machen, mit Absicht. Wir wollen dem Zuschauer immer einen Schritt voraus sein: Wenn er denkt, er hat uns durchschaut, überraschen wir ihn von Neuem.

Ist «Bild mit Ton» mainstreamfähig?

Ich schätze, es ist nicht jedermanns Sache. Die meisten Fernsehzuschauer sind sich so ein Format nicht gewohnt, weil es nichts Vergleichbares gibt. Viele werden es nicht verstehen. Obwohl es daran gar nichts zu verstehen gibt.

Filmt ihr einfach wild drauflos oder steckt ein ausgefuchstes Konzept dahinter?

Es ist eine Mischung aus beidem. Am Anfang herrscht jeweils ein riesiges Chaos. Dann folgt ein langer Prozess, in dem wir alles überarbeiten und «durchstrählen», bis es irgendwie Sinn ergibt. Obwohl «Bild mit Ton» vielleicht etwas willkürlich wirkt, ist am Ende alles sehr überlegt.

Würdet ihr ein Angebot von einem grösseren Sender annehmen, wenn ihr dafür Einschränkungen machen müsstet? Du weisst schon, all die Nippel, Explosionen und Witze über tödliche Krankheiten.

Eigentlich wollen wir uns nicht reinreden lassen, dann würden wir das Baby verraten. Ich denke aber, wer «Bild mit Ton» will, schätzt gerade das Grenzwertige an dieser Sendung. Wären wir mit einem solchen Konzept zum SRF gegangen, wäre das ein jahrelanger Prozess gewesen. Und dann wäre «Bild mit Ton» nie das geworden, was es jetzt ist.

Du hast gesagt, es gibt nichts Vergleichbares im Schweizer Fernsehen. Woran liegt das?

Die gescripteten Comedy-Formate sind mir meist etwas zu brav. Ich glaube, sehr vielen fehlt einfach der Mut. Es ist schade, wenn man nie an die Grenzen geht und polarisiert.

Am 21. Oktober ist «Bild mit Ton» zum ersten Mal zu sehen. Was erhofft ihr euch?

In erster Linie natürlich, dass so viele Menschen wie möglich die Sendung sehen. Wir sind wahnsinnig gespannt auf die Reaktionen, gerade weil es mal etwas anderes und Unverbrauchtes ist. Wir hoffen natürlich, dass wir mit «Bild mit Ton» weitermachen können. Im Moment können wir uns nämlich nichts vorstellen, das wir lieber täten.

Was halten Sie von «Bild mit Ton»? Schreiben Sie Ihre Meinung ins Kommentarfeld.

«Bild mit Ton» ist ab dem 21. Oktober jeweils am Montag auf

www.bildmitton.tv und um 19 Uhr auf SSF zu sehen.

Deine Meinung zählt