Jeder vierte Taxifahrer findet Tarife zu hoch

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AbgefahrenJeder vierte Taxifahrer findet Tarife zu hoch

Die überwiegende Mehrheit der User ist der Meinung, das Taxifahren sei zu teuer. Auch viele Fahrer sind der gleichen Meinung.

Herbert Schraml
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Herbert Schraml
Gibt es zu viele Taxis in Zürich oder sind die Preise zu hoch? (Symbolbild/Keystone)

Gibt es zu viele Taxis in Zürich oder sind die Preise zu hoch? (Symbolbild/Keystone)

Sie verlangen – im internationalen Vergleich – zu viel Geld, sind rüpelhaft und weisen Fahrgäste ab, sagt man den Zürcher Taxifahrern nach. Und zu allem Überdruss bekämpfen sie sich auch noch gegenseitig, indem Taxis von ausserhalb denjenigen in der Stadt die Kunden streitig machen. In den letzten Wochen standen Taxichauffeure deshalb vermehrt in der Kritik und in den Medien.

«Das Problem ist, dass in Zürich ein Überangebot an Taxis herrscht», meint Marianne Ben Salah, Präsidentin des Zürcher Taxiverbands, auf Anfrage von 20 Minuten Online. Das Angebot übertrifft sozusagen die Nachfrage. Doch gibt es nun tatsächlich zu viele Taxis oder sind sie vielleicht einfach nur zu teuer? Fakt ist, dass beispielsweise in New York nur halb so viel für die gleiche Strecke bezahlt werden muss als etwa in Zürich (20 Minuten Online berichtete).

Tarife «deutlich» zu hoch

So wundert es nicht, dass laut einer Umfrage auf 20 Minuten Online 86 Prozent der Befragten behaupten, sie würden öfters Taxi fahren, wenn die Fahrten nur halb so teuer wären. 29 Prozent finden die Tarife «ein wenig» übertrieben, 62 Prozent gar «deutlich» zu hoch.

Frau Ben Salah rechtfertigt die höheren Beförderungstarife mit den ebenfalls höheren Lohnspesen, Gebühren und Instandhaltungskosten in der Schweiz. So würde allein der Anschluss für Funktaxis mit 900 Franken pro Monat zu Buche schlagen, und die Versicherungsgebühren seien im Taxigewerbe im Schnitt dreimal höher als anderswo. Hinzu käme noch die Bewilligungsnummer für die Stadt in Höhe von 780 Franken pro Jahr. Rechne man Benzinkosten, Reifenverschleiss und Reparaturen dazu, seien die Tarife durchaus vertretbar.

Alles in allem halten sich ihrer Meinung nach das hiesige Lohnniveau und die höheren Beförderungskosten in etwa die Waage. Und: «Die Taxifahrer befinden sich sowieso schon an der Grenze zum Existenzminimum», ist Ben Salah von der Verhältnismässigkeit bei den Tarifen überzeugt. Aber auch sie gesteht ein, dass beispielsweise der eine oder andere Tourist durch die hohen Tarife vor einer Fahrt im Taxi abgeschreckt werden könnte.

Geteilte Meinung zu Preissenkungen

Auch die Taxifahrer selbst wurden zum Thema befragt. Die Meinungen darüber, ob mehr Menschen das Taxi benützen würden, wenn die Taxen niedriger wären, gehen jedoch auseinander. 26 Prozent sind aber davon überzeugt, dass sie deutlich mehr Umsatz machen würden, wenn die Tarife um ein Viertel günstiger wären.

Dass Taxis grundsätzlich gerne genutzt werden, zeigt die Tatsache, dass im letzten Jahr nur 16 Prozent nie ein Taxi benutzt haben. 9 Prozent haben sogar bis zu 50 Mal ihre Dienste in Anspruch genommen.

Jeder Zehnte verweigert Fahrt

Den Vorwurf der Wilderei in fremden Taxi-Revieren kann man – zumindest nach den Umfrage-Ergebnissen – nur bedingt gelten lassen: Von 80 befragten Taxifahrern gaben nur vier an, gezielt in der Stadt Kunden zu akquirieren. Zehn Chauffeure wiederum nutzen eine solche Gelegenheit nur dann, wenn sie sich ergeben sollte. Die überwiegende Mehrheit (83 Prozent) hält sich eigenen Angaben zufolge an die geltenden Bestimmungen.

Ähnlich sieht es beim Thema Beförderungsverweigerung bei Kurzstrecken aus: 10 Prozent transportieren grundsätzlich keine Personen, wenn der geschätzte Ertrag 15 Franken unterschreitet. Ebenfalls 10 Prozent der Taxifahrer weisen körperlich behinderte Menschen ab, weil es da «oft zu Problemen» komme.

Schlechter Ruf: Zu Unrecht?

Diese schwarzen Schafe sind es denn auch wohl, denen die Branche ihren teils schlechten Ruf verdankt. Denn wenn man die Leser nach ihrer Meinung über die Taxifahrer befragt, deckt sich das Bild nicht mit den Vorurteilen. Demzufolge trauen ihnen nur 18 Prozent «grundsätzlich nicht» über den Weg, der Rest ist ihnen relativ wohlwollend gesinnt (3 Prozent: «ja, definitiv», 29 Prozent: «im Grossen und Ganzen», 50 Prozent: «kommt auf den Fahrer an»).

Auch was die angebliche Rüpelhaftigkeit der Taxifahrer angeht, halten sich die Umfrageteilnehmer mit Kritik zurück: Nur 19 Prozent finden, dass die Chauffeure ungehobelt und barsch seien, während 30 Prozent sagen: «Die meisten sind okay!»

Die ausführlichen Umfrage-Ergebnisse finden Sie hier.

Bei der nicht repräsentativen Umfrage beteiligten sich insgesamt 2081 Personen, darunter 1638 Männer und 443 Frauen. 80 Umfrageteilnehmer arbeiten haupt- oder nebenberuflich als Taxifahrer. Zu den ausführlichen Umfrage-Ergebnissen geht es hier.

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