«iPads im Kindergarten sind sinnvoll»

Aktualisiert

Tablets für ABC-Schützen«iPads im Kindergarten sind sinnvoll»

Sollen Dreikäsehochs zum Tablet-PC greifen? Ja, findet die Medienpädagogin Claudia Fischer. Sie leitet in der Nordwestschweiz ein aktuelles Tablet-Pilotprojekt mit Primarschulklassen.

Daniel Schurter
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Daniel Schurter
Für Tablet-Computer wie das iPad sind immer mehr Lern-Apps verfügbar. Das hat Vor- und Nachteile.

Für Tablet-Computer wie das iPad sind immer mehr Lern-Apps verfügbar. Das hat Vor- und Nachteile.

Die Zürcher Gemeinde Adliswil gehört zu den ersten im Land, die den Einsatz von Tablet-Computern bereits auf der Kindergartenstufe testen. Seit rund einem halben Jahr läuft ein entsprechender Versuch.

Es gehe darum, die «Einsatzmöglichkeiten des iPads auszuloten», hält der IT-Verantwortliche der Schule, René Kappeler, fest. Er hat die ersten (positiven) Erfahrungen in einem Beitrag festgehalten, der auf der Online-Plattform der kantonalen Fachstelle «Bildung und ICT» publiziert worden ist.

Drei Adliswiler Kindergärten sind laut Bericht mit jeweils zwei iPads ausgerüstet worden. Die Geräte werden den Kindern «während des Freispiels» zur Verfügung gestellt – als zusätzliche Möglichkeit neben den herkömmlichen Spielen. Man habe die Benutzung bewusst auf 20 Minuten pro Kind beschränkt, heisst es. «So soll dieses Medium keinen allzu hohen Stellenwert erhalten.»

Noch fehlen Konzepte

Die Verbreitung der Tablet-Computer schreitet voran, wie die stetig wachsenden Verkaufszahlen zeigen. So sehen sich denn auch immer mehr Pädagogen mit der Frage konfrontiert, wie sie die Geräte sinnvoll einsetzen sollen. Andere, technikbegeisterte Kollegen sind bereits aus eigener Initiative aktiv geworden. Inzwischen sammeln bereits mehrere Schulen landauf landab praktische Erfahrungen.

Was noch fehlt, sind übergreifende Konzepte, wie die Medienpädagogin Claudia Fischer auf Anfrage von 20 Minuten Online erklärt. Sie ist Dozentin an der Fachhochschule Nordwestschweiz (Beratungsstelle für digitale Medien in Schule und Unterricht - imedias) und leitet ein Pilotprojekt für die Kantone Aargau und Solothurn. Zusammen mit sechs Lehrern aus der Unter- und Mittelstufe entwickelt sie Unterrichtsideen und testet diese in der Praxis.

Pilotprojekt in sechs Klassen

Seit April wurden in sechs Schulklassen versuchsweise zehn iPads eingesetzt. Ziel war es, die Tablets als neue Werkzeuge im Unterricht einzusetzen – und daraus die richtigen Lehren für die Praxis zu ziehen. «Die Schule hat einen pädagogisch-didaktischen Auftrag», betont die Projektleiterin. Sprich: Die Kinder sollen nicht einfach «Angry Birds» spielen, sondern vielmehr geeignete Lernprogramme (Apps) nutzen und mit dem Tablet verschiedenste Aufgabenstellungen lösen.

Dass der Versuch mit Apple-Geräten durchgeführt wurde, habe praktische Gründe, sagt Fischer. Das iPad sei sehr einfach zu bedienen - das bestätigten selbst jene Lehrer, die vorher noch nie einen Tablet-Computer in den Händen hielten.

Geräte selbst beschafft

Apple ist traditionell stark im Bildungsbereich, gerade in der Schweiz. Wer nun glaubt, dass das Unternehmen die Versuchsgeräte kostenlos zur Verfügung gestellt hat, irrt. «Wir mussten alle iPads selbst beschaffen», sagt Fischer. Überhaupt werde man in naher Zukunft auch Apple-Konkurrenzprodukte ausprobieren – sie denke dabei an Android-Tablets. Denn: «Wir wollen nicht nur auf eine Marke setzen.»

Das Angebot an Lern-Apps sei gewaltig am Wachsen und werde immer unüberschaubarer, sagt die Medienpädagogin. Umso wichtiger seien Hilfestellungen für Laien. Auf der Projekt-Website my-pad.ch wird denn auch eine Liste mit geeigneten Programmen geführt. Diese öffentliche Liste wird voraussichtlich im Oktober oder November aktualisiert.

Erweiterte Lehr- und Lernformen

Speziell gefordet seien die Schweizer Lehrmittelverlage, sagt Fischer. Das Potenzial, das iPad und Co. für den Schulunterricht bieten würden, sei sehr gross. Nach ihrer Meinung finden die Tablet-Computer in Zukunft nicht nur im «normalen» Schulunterricht in den Regelklassen Verwendung. «Vor allem für den heil- und sonderpädagogischen Bereich eröffnen die Tablets neue Möglichkeiten und Chancen.»

Wichtig sei in beiden Fällen ein durchdachtes Konzept, das sich auch auf erweiterte Lehr- und Lernformen stütze. Das bedeute insbesondere projektorientiertes Arbeiten anstelle des herkömmlichen Frontalunterrichts. So könne man «auf die unterschiedlichen Lernstände der Kinder» eingehen.

«Gehört zur Schule»

Das Nordwestschweizer Pilotprojekt wird in ein paar Wochen abgeschlossen, dann geht es an die Auswertung – und an die Planung für ein «grösser angelegtes» Tablet-Projekt. Von den Resultaten sollen schliesslich alle interessierten Schulen profitieren. Die Medienpädagogin betont, dass sie auch den Einsatz auf der Kindergartenstufe als sehr sinnvoll erachte. «Der Kindergarten gehört zur Schule.»

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