Das iPhone misst den Puls - per Kamera

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Cardiio-AppDas iPhone misst den Puls - per Kamera

Eine von US-Forschern entwickelte App macht das iPhone zur Krankenschwester. Innert Sekunden wird die Herzfrequenz gemessen - zuverlässig und ganz ohne Berührung.

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US-Forscher des renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben eine innovative und berührungsfreie Technik entwickelt, um die Herzfrequenz zu messen. Das erfordert keine spezielle Hardware wie zum Beispiel ein Pulsmessgerät, sondern nur ein iPhone. Wer auf seinem Apple-Smartphone die Cardiio-App installiert hat, kann die Frontkamera auf das Gesicht richten und den Knopf drücken. Innert Sekunden wird der Herzschlag pro Minute (BPM) angezeigt.

20 Minuten Online hat die Cardiio-App, die im Schweizer App Store 5 Franken kostet, ausgiebig getestet. Mit überzeugendem Resultat: Die App funktioniert tadellos und zeigt die Herzfrequenz praktisch auf den Schlag genau an. Dies scheint auch bei Brillenträgern zu funktionieren, wie vergleichende Pulsmessungen zeigen. Allerdings kommt es bei der iPhone-Messung auf gute Lichtverhältnisse an.

So funktionierts

Wenn die iPhone-Kamera auf das Gesicht der Testperson gerichtet wird, erfasst sie kleinste Farbveränderungen, die vom menschlichen Auge nicht wahrgenommen werden. Bekanntlich wird mit jedem Herzschlag Blut in den Kopf gepumpt. Die damit einhergehende Änderung der Gesichtsfarbe wird von den Kamera-Sensoren gemessen und von der App ausgewertet. Das lästige Anlegen und Aufpumpen einer Arm-Manschette oder das raschere, aber ungenaue Pulsnehmen am Handgelenk wird hinfällig.

Um genaue Messresultate zu erzielen, sollte das Gesicht der Testperson ausreichend beleuchtet sein. Zu viel Licht ist aber auch nicht gut. Bei einem hell leuchtenden Hintergrund sind Abweichungen möglich, so sollte auch die Sonne während des Messvorgangs nicht direkt in die iPhone-Kamera scheinen. Zudem sollte das Gerät so ruhig wie möglich gehalten werden.

Geringe Abweichungen, aber ...

Die Cardiio-Entwickler sprechen von einer hohen Messgenauigkeit. Studien hätten Abweichungen von weniger als drei Herzschlägen (BPM) gezeigt, im Vergleich mit professionellen Herzfrequenz-Messgeräten. Trotzdem sollte man sich nicht ausschliesslich darauf verlassen. Die App könne eine umfassende medizinische Untersuchung und Beratung nicht ersetzen.

Das deutsche Gesundheitsportal chirurgie-portal.de weist darauf hin, dass es zwischen den Begriffen Herzfrequenz und Puls zu unterscheiden gelte. Die Herzfrequenz sei nur ein Teil des Pulses. Dieser erfasse neben der Regelmässigkeit des Herzschlages weitere Informationen wie etwa den absoluten Druck. Hingegen messe Cardiio nur die Herzfrequenz. Zudem könne man sich nicht 100-prozentig darauf verlassen. Neben äusseren Lichteinflüssen könnte auch ein langsamer iPhone-Prozessor (eines älteren Geräts) zu falschen Messergebnissen führen.

Prognose zur Lebenserwartung

Die Cardiio-App führt fortlaufend eine Statistik für den Nutzer. So kann man die Herzfrequenz über längere Zeit im Auge behalten und sieht auch, wie sich die eigene Fitness entwickelt. Zudem hat man einen - natürlich anonymen - Vergleich mit anderen Nutzern. In den App-Einstellungen gilt es, vorgängig das Geschlecht und Alter zu «verraten». Schliesslich gibt die App auch noch eine Prognose zur Lebenserwartung ab - diese Voraussage ist natürlich mit gesunder Skepsis zu geniessen.

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