Das iPad löst die Registrierkasse ab

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US-TrendDas iPad löst die Registrierkasse ab

Immer mehr Geschäfte in den USA wenden sich von den herkömmlichen Kassen ab und nutzen stattdessen mobile Geräte auf Basis von iPad oder iPod Touch. Doch es gibt noch offene Fragen.

Anne D'Innocenzio
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Anne D'Innocenzio
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Die Tage der Registrierkassen scheinen in den USA gezählt: Immer mehr Geschäfte verzichten auf die altmodischen, wuchtigen Geräte und setzen stattdessen auf Smartphones und Tablet-Computer. Das Luxuskaufhaus Barneys New York etwa will in diesem Jahr in sieben seiner mehr als 20 regulären Filialen iPads oder iPod-Touch-Geräte für Einkäufe mit Kreditkarte einsetzen.

Die Bekleidungskette Urban Outfitters bestellte im vergangenen Herbst ihre letzte herkömmliche Kasse und will eines Tages ganz auf mobile Geräte umstellen. Und der weltweit grösste Einzelhändler Wal-Mart testet eine «Scan & Go»-App, mit der Kunden ihre Einkäufe selbst scannen können.

Billigere Lösung

«Die herkömmliche Registrierkasse wird bald veraltet sein», sagt Danielle Vitale aus dem Management von Barneys New York. Smartphones und Tablets sind in den Geschäften beliebt, weil sie weniger Platz einnehmen als Kassen und Kassierer dann mehr Zeit haben, Kunden zu beraten. Und sie sind billiger: Ein iPad von Apple mit Zubehör wie Lesegeräten für Kreditkarten kostet in den USA etwa 1500 Dollar, eine Kasse 4000 Dollar. Und viele Amerikaner erwarten inzwischen in Geschäften einen ähnlich schnellen Service wie beim Online-Einkauf.

Die Kaufhauskette J.C. Penney erklärt, Kunden hätten Ende vergangenen Jahres sehr positiv auf die Einführung von iPod-Touch-Geräten in den 1100 Filialen reagiert. Bis Mai soll jeder Verkäufer mit einem solchen Gerät ausgestattet sein.

Eine Ära geht zu Ende

Die Registrierkasse wurde Ende des 19. Jahrhunderts von einem Saloonbesitzer in den USA erfunden. Zuvor wussten viele Ladenbesitzer nicht, ob sie Gewinn machten oder nicht, ausserdem konnten Angestellte leicht Geld aus der unverschlossenen Bargeldschublade stehlen. Bis 1915 hatte sich die Kasse dann landesweit durchgesetzt, mehr als 1,5 Millionen Exemplare wurden bis dahin verkauft. In jüngster Zeit aber suchen Geschäfte nach Wegen, das Bezahlen zu modernisieren. Seit 2003 setzen sich beispielsweise Kassen an Supermärkten durch, an denen Kunden ihre Waren selbst scannen.

Unternehmen, die Kassen herstellen, müssen daher nach neuen Geschäftsmodellen suchen. Die Firma NCR, die neben Kassen unter anderem auch Geldautomaten und Check-in-Geräte für Flughäfen produziert, brachte vergangenes Jahr ein Programm auf den Weg, das seine Software mit dem iPad verbindet. So können Verkäufer das iPad von der Tastatur lösen und es als mobiles Registriergerät nutzen. Und auch iPad-Hersteller Apple nutzt in seinen Stores seit 2007 erfolgreich mobile Kassen.

Offene Fragen

Einige Ketten haben bereits die völlige Umstellung auf mobile Geräte beschlossen. Alle Fragen sind indes noch nicht geklärt. Bislang akzeptieren die meisten Geschäfte keine Barzahlungen per mobilem Gerät. Sollten sie das eines Tages tun, ist noch ungeklärt, wo das Bargeld aufbewahrt wird, das bisher in die Kasse gelegt wird. Ausserdem könnten sich Kunden durch Verkaufspersonal, das mit mobilen Geräten durch den Laden spaziert, genervt fühlen. Einige Geschäfte schulen ihre Beschäftigten deshalb bereits, wann diese Kunden ansprechen sollten - und wann nicht.

Wal-Mart überträgt Kunden die Bezahlung testweise schon komplett selbst. Erprobt wird die «Scan & Go»-App, die auf Apple-Geräten wie dem iPad funktioniert, in mehr als 200 der landesweit mehr als 4000 Filialen. Die App soll lange Warteschlangen vor den Kassen reduzieren. «Unser Ziel ist, all unseren Kunden Wahlmöglichkeiten zu geben, wie auch immer sie einkaufen möchten», sagt Gibu Thomas, für mobile und digitale Initiativen im Bereich E-Commerce bei Wal-Mart zuständig.

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