Apple-CEO Cook«Android ist wie ein Windows-PC»
Vom Hilfssheriff in Steve Jobs Schatten zum mächtigen i-Anführer: Tim Cook geht in die Offensive. Und lässt – neben viel PR-Blabla – tief blicken.
Tim Cook ist nicht nur der einflussreichste, sondern auch der bestverdienende CEO der Welt. Nun hat der 52-jährige Amerikaner, der als eher zurückhaltend gilt, mit einem Doppel-Auftritt überrascht. Zuerst meldete er sich Ende letzter Woche in einem 11-seitigen Interview im US-Wirtschaftsmagazin «Businessweek» zu Wort. Und wenige Stunden später präsentierte er sich dem Fernsehpublikum zur besten Sendezeit.
Die Botschaft (siehe auch Bildstrecke) richtet sich an die weltweite Fangemeinde und die Wall Street. Nach dem unaufhaltsam scheinenden Aufstieg von Apple zum wertvollsten börsenkotierten Unternehmen gab es in den letzten Monaten beunruhigende Turbulenzen. Die Aktie verlor innert Kürze massiv an Wert. Unsicherheiten bezüglich des wichtigen China-Geschäfts verunsicherten die Anleger. Dabei spielte es offensichtlich keine Rolle, dass Apple erneut vor dem profitabelsten Quartal seiner Geschichte steht.
Wann kommt der iFernseher?
Nebst den Börsenturbulenzen sind denn auch vermehrt Stimmen laut geworden, die den langsamen Niedergang des Apfel-Konzerns prophezeien. Nach dem Tod von Steve Jobs im vergangenen November sei der Zenit überschritten.
Jobs' Nachfolger gibt Gegensteuer. Zum einen kündigte Cook bei seinen öffentlichen Auftritten an, dass Apple im kommenden Jahr einen Teil der Mac-Produktion von China in die USA zurückholt – ein wichtiges Signal, dass bei der US-Industrie und den Konsumenten gut ankommen dürfte.
Zum andern gab er auch den Spekulationen Auftrieb, wonach das Unternehmen an einem eigenen Fernsehgerät arbeitet. Cook sagte, dass der TV-Markt ein Gebiet von grossem Interesse sei für Apple. Und offenbar sehen die Kalifornier, die schon mehrere bestehende Märkte völlig aufgemischt haben, viel Verbesserungspotenzial: Wenn er heute im Wohnzimmer den Fernseher betrachte, sagte Cook, fühle er sich 20 Jahre in die Vergangenheit versetzt. Angesichts solcher Äusserungen dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis Apple den iFernseher ins Rennen schickt.
«Mehr Transparenz»
Abgesehen davon lässt uns Cook wissen, dass sich Apple treu bleibe und weiterhin «manisch danach strebe, die besten Produkte der Welt» herauszubringen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger will er die Produktion von iPhones, iPads und Macs nachhaltiger und transparenter gestalten. Dies betrifft in erster Linie die Zusammenarbeit mit den Lieferanten und Partnern – allen voran Foxconn. Apple werde die Arbeitsbedingungen weiter verbessern, verspricht Cook. Auch der Umweltschutz sei ein wichtiges Anliegen. Und: In diesem Bereich würde er es begrüssen, wenn die Konkurrenz Apple kopiere.
Cook macht aber auch klar, dass Apple seine Strategie der «Integration» konsequent weiterverfolgt. Konkret bedeutet dies: Apple konzentriert sich auf sehr wenige Produkte und versucht dabei, möglichst alle Aspekte des Geschäfts zu kontrollieren. Dies beginnt beim Abbau von Mineralien in den Minen und reicht über den Verkauf der Gadgets in eigenen Läden rund um den Globus bis zur Frage, welche Inhalte auf den iGeräten zensiert werden.
Lesen Sie in der Bildstrecke, was der Apple-Chef über die Kunden sagt, was er von der (Android-)Konkurrenz hält und wie er über seinen Vorgänger denkt. Cook nimmt auch nochmals zum Karten-App-Dessaster Stellung. «Wir haben es verbockt», gibt er zu und versichert, dass die Apple-Ingenieure mit Hochdruck an den Verbesserungen arbeiten.
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