Apples Internet-Radio im ersten Test

Aktualisiert

iTunes RadioApples Internet-Radio im ersten Test

Noch ist Apples kostenloser Musik-Streaming-Dienst für das iPhone und Co. nicht offiziell verfügbar. Wir haben den für Herbst angekündigten Internet-Dienst unter die Lupe genommen.

Daniel Schurter
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Daniel Schurter

Wenn im Herbst das nächste iPhone herauskommt, werden Millionen von Apple-Kunden zum ersten Mal Musik-Streaming benutzen. Auf dem neuen Flaggschiff der Kalifornier wird das generalüberholte Betriebssystem iOS 7 laufen, das einen entsprechenden Service namens iTunes Radio an Bord hat.

Bei der Vorstellung liess Apple verlauten, dass das iTunes Radio im Herbst vorerst nur in den USA verfügbar sein werde. Doch wir sind uns sicher: Auch Schweizer Apple-Kunden werden den Service schon sehr bald nutzen können. Darauf deuten Apples Verhandlungskünste mit der US-Musikindustrie hin. So wurde etwa der iCloud-Musikspeicherdienst iTunes Match, mit dem sich eigene Songs online speichern und abrufen lassen, hierzulande einen Monat nach dem US-Start lanciert. Ausserdem ist Apple bekannt dafür, neue (verkaufsfördernde) Features möglichst rasch in möglichst vielen Ländern zu lancieren.

Beta-Version

In den Genuss des kostenlosen Internet-Radios kommen laut offizieller Ankündigung auch alle Besitzer eines iPhone 4, 4S, 5, eines iPads (2, 3 und 4) sowie des iPod touch der fünften Generation. Daneben soll der Dienst via Mac und PC und über die TV-Settopbox Apple TV genutzt werden können.

Wir haben iTunes Radio schon vor dem offiziellen Start ausprobiert. Dazu muss auf dem iPhone die erste Vorschau-Version von iOS 7 installiert sein. Die Software ist eigentlich für externe Entwickler gedacht, die natürlich ein grosses Interesse haben, ihre eigenen Programme (Apps) an das zukünftige Betriebssystem anzupassen.

iTunes Radio ist keine eigenständige App, sondern in die Standard-Musik-App integriert. Wenn man sich mit einer in den USA registrierten Apple-ID im iTunes Store angemeldet hat, wird der Service automatisch freigeschaltet und eingeblendet.

Die passenden Songs

Die Benutzeroberfläche wirkt aufgeräumt und poliert. Die nach Genres sortierten Sender sind selbsterklärend und lassen sich einfach aufrufen und verwalten.

Möglich ist auch das gezielte Suchen nach einem bestimmten Song. Dies führt aber im Gegensatz zu Musik-Abodiensten wie Spotify nicht direkt zum Ziel. Man kann so zwar einen eigenen Sender mit dem besagten Titel erstellen. Beim Abspielen werden jedoch alle möglichen Songs präsentiert, die irgendwie ins Schema passen. Um die von iTunes Radio vorgegebene Musikauswahl nach eigenem Gusto zu verfeinern, kann man den laufenden Song positiv bewerten – oder für immer verbannen.

Während des laufenden Programms gibt es die Möglichkeit, den aktuellen Song zu skippen, also umgehend zum nächsten (noch unbekannten) Song zu wechseln. Ungeduldige werden allerdings nach dem sechsten Abbruch ausgebremst – mehr lässt Apple nicht zu pro Stunde. Man kann aber jederzeit den Sender wechseln und erneut sechs Mal skippen.

Nur mit Internet-Verbindung

Da iTunes Radio kein Musik-Abodienst wie etwa Spotify ist, fehlt vorläufig ein Offline-Modus. Die Sender, respektive ihre Inhalte, lassen sich nicht auf dem Gerät abspeichern. So ist zwingend eine vernünftige Internet-Verbindung erforderlich, um die gewünschte Musik zu hören. Da ist es ein schwacher Trost, dass Apple exklusive Inhalte in Aussicht stellt.

Unser Fazit: Mit iTunes Radio reagiert Apple wie zu erwarten auf die stetig wachsende Konkurrenz durch Internet-Musikdienste, die dem bisherigen Geschäft mit der Musik gefährlich werden. Obwohl sich der Dienst noch in der Entwicklung befindet, wirkt er bereits sehr poliert. Die Anzahl verfügbare Songs ist noch nicht bekannt. Die drei grössten Musik-Konzerne der Welt sind auf jeden Fall mit dabei.

Fest steht: Es handelt sich um ein vergleichsweise einfaches Angebot, das nicht an kostenpflichtige Musik-Abodienste herankommt. Soll es auch nicht, wie die Integration in den Musikladen iTunes zeigt. Die Nutzer von iTunes Radio können sich zwar mit Online-Musik nach eigenem Geschmack berieseln lassen. Wer mehr will, soll – ganz im Sinn der Musikindustrie – weiterhin zum Portemonnaie greifen.

Dazu passt, dass iTunes Radio besonders attraktiv daherkommt für die Abonnenten des iCloud-Speicherdienstes iTunes Match. Laut Apple wird die in der iCloud gespeicherte eigene Musiksammlung analysiert, um die Radiosender noch besser auf den Hörer auszurichten. Ausserdem ist das Internet-Radio dann auch werbefrei.

Um iTunes Radio unterwegs (ohne WLAN-Verbindung) geniessen zu können, ist ein Mobilfunk-Abo ohne Datenlimite Pflicht. Sonst droht der Musikgenuss mit Misstönen zu enden. Dass die Offline-Nutzung nicht möglich ist, stellt das grösste Manko dar.

(Quelle: youtube.com/9to5Channel)

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