Das iPad mini im TestDas hat der Tablet-Zwerg von Apple zu bieten
Idealer Reisebegleiter und Game-Controller: 20 Minuten Online konnte das geschrumpfte iPad vor dem Verkaufsstart ausgiebig testen. Wir verraten, für wen sich der Kauf lohnt.
Das Blut schoss mir in den Kopf: «Jetzt ist es weg!» Gemeint ist das iPad mini, das mir letzte Woche von Apple ausgehändigt wurde. Leihweise, unter strengen Auflagen bezüglich Geheimhaltung und so.
Die weite Rückreise vom kalifornischen San José in die Schweiz hatten wir gut überstanden, inklusive nerviger Sicherheitskontrollen und neugieriger Zöllnerblicke. Doch nun beim Aussteigen aus der S-Bahn war das Testgerät plötzlich unauffindbar. Verloren? Oder gar gestohlen?
Die Entwarnung gibts in Form des nachfolgenden Testberichts. Das iPad mini tauchte nach kurzem fieberhaftem Gewühl wieder auf: Es war in der Reisetasche ganz nach unten gerutscht ...
Leichtgewicht mit Familienanschluss
Meine persönliche Bilanz: Apple bringt mit dem iPad mini ein perfekt verarbeitetes Tablet-Leichtgewicht auf den Markt. Das Werbeversprechen, wonach es sich in jeder Hinsicht um ein vollwertiges iPad handelt, wird eingehalten.
Der Hauptvorteil gegenüber der Konkurrenz: Als Nutzer kann man aus dem riesigen Software-Angebot von über 275 000 speziell für das iPad entwickelten Apps auswählen. Daneben laufen auch die für den kleineren iPhone- und iPod-Bildschirm kreierten Programme tadellos - damit stehen insgesamt 750 000 Apps zur Verfügung.
Der Bildschirm
Wer sich bereits in der Apple-Welt der hochauflösenden Bildschirme auskennt und ein iPhone (4S/5) oder iPad (3) sein Eigen nennt, muss mit einer leisen Enttäuschung rechnen. Zwar kommen die Buchstaben auf dem 7,9 Zoll grossen Touch-Screen gestochen scharf daher, doch an die Detailgenauigkeit und den Farbenreichtum der Retina-Displays reicht das geschrumpfte iPad nicht heran. Nichtsdestotrotz lässt sich stundenlang auf dem Gerät lesen, ohne die Augen zu ermüden.
Nur gerade 7,2 Millimeter dick und 308 Gramm schwer, ist das iPad mini mit seiner Taschenbuchgrösse der perfekte Begleiter für unterwegs. An den deutlich schmaleren Rand hat man sich schnell gewöhnt, das Tablet lässt sich gut mit einer Hand halten. Bedienfehler durch versehentliches Berühren des Displays halten sich in Grenzen.
Look and Feel
Das iPad mini gibts in den Farben Schwarz/Graphit oder Weiss/Silber. Wie beim iPhone 5 besteht die Rückseite aus eloxiertem Aluminium. Die matte Oberfläche fühlt sich angenehm geschmeidig an und bietet auch mit schwitzigen Fingern guten Halt.
Während die dunkle Version mit ihrem Kevlar-Look eher kriegerisch wirkt, stechen bei der hellen Version die glänzenden Kanten ins Auge. Unser weisses Testgerät kam fabrikneu in tadellosem Zustand aus der Verpackung und weist auch nach einwöchigem Gebrauch keine sichtbaren Kratzer auf.
Für Gamer geeignet
Das iPad mini ist auch schon «der perfekte Gaming Controller» genannt worden. Das gilt in Verbindung mit Apple TV. Die Settop-Box spiegelt Inhalte auf dem angeschlossenen Fernseher wider, das iPad mini dient als Steuergerät.
Aber auch auf dem Tablet-Display selber lässt sich gut spielen, wie meine Versuche als Kampfpilot zeigen. Das populäre iOS-Game «AirSupremacy» läuft absolut ruckelfrei und für meinen Geschmack fast etwas zu rasant.
Dass im iPad mini der nicht mehr ganz taufrische A5-Prozessor werkelt, macht sich im Alltag kaum bemerkbar. Das vorinstallierte Betriebssystem iOS 6.0.1 ist in gut 20 Sekunden komplett aufgestartet. Wenn das Gerät gedreht wird, rotiert der Bildschirminhalt etwas langsamer als beim iPad 3.
Der Preis
In den USA kostet das günstigste iPad mini (nur mit WLAN und 16 Gigabyte Speicherplatz) 329 US-Dollar, zuzüglich Taxen. In der Schweiz bezahlt man für das gleiche Basis-Modell 379 Franken (inklusive Mehrwehrtsteuer). Das am besten ausgestattete iPad-mini-Modell mit 64 Gigabyte Speicherplatz, WLAN- und Mobilfunkverbindung, ist in den USA für 659 Dollar zu haben, zuzüglich Taxen. Hierzulande muss man für die teuerste Variante mit LTE-Modul 719 Franken hinblättern.
Preislich platziert sich das Mini-iPad zwischen dem neuen iPod Touch (ab 349 Franken) und dem grossen iPad der zweiten Generation (ab 429 Franken). Das Spitzenmodell, das iPad 4 mit Retina-Display, gibts ab 559 Franken im Online-Store. Mit dieser Preispolitik geht Apple den eingeschlagenen Weg konsequent weiter: Die angebotene Hardware muss Profit bringen.
In der Kritik
Das sorgte schon kurz nach der Präsentation für Kritik. Denn die Kalifornier hätten ein günstiges Einstiegsmodell unter 300 Franken lancieren können, die Kassen sind bekanntlich gut gefüllt. Doch Apple hat sich für den aus Kundensicht teureren Mittelweg entschieden. Nun wird das anlaufende Weihnachtsgeschäft zeigen, ob sich Apples geschrumpftes Premium-Tablet gegen die billigere Android-Konkurrenz behaupten kann.
Bleibt anzumerken, dass sich gerade bei den 7- oder 8-Zoll-Tablets das Ausprobieren lohnt. Wer allein auf Grund der gut klingenden Spezifikationen ein Gerät bestellt, muss mit Überraschungen rechnen.
Wer ein handliches iPad für den Heimgebrauch in Betracht zieht, kann sich mit der WLAN-Version begnügen. Für Vielreisende und Pendler ist die deutlich teurere Variante mit Mobilfunk-Modul zu empfehlen, die auch über einen GPS-Empfänger für die Ortung per Satellit verfügt. In beiden Fällen stellt sich für den iPad-Interessenten die Preis-Leistungs-Frage.
Wer sich im Detail für die technischen Spezifikationen interessiert, kann diese auf der Apple-Website nachlesen. Dort findet sich auch eine Vergleichsmöglichkeit mit den anderen, von Apple erhältlichen Modellen (das iPad 2 sowie das iPad 4, das als «iPad mit Retina-Display» bezeichnet wird).
Das «verbotene» Promo-Video
Zur Auflockerung sei hier auch noch ein Parodie-Video angehängt, das die Apple-Mania aufs Korn nimmt.
(Quelle: youtube.com/user/ooJLEoo)
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