WWDC 2014Das sind die Highlights der Keynote von Apple
Keine Hardware, dafür Einblicke in OS X Yosemite und iOS 8: Siri macht das Licht aus und iPads sollen bald mit der Grafik von Spielkonsolen mithalten können.
Die Erwartungen waren hoch an Apples traditionelle Keynote zur Eröffnung der World Wide Developers Conference (WWDC). Schliesslich hatte CEO Tim Cook Anfang Jahr versprochen, dass Apple in diesem Jahr ein gänzlich neues Produkt auf den Markt bringen wird. Auch der Vizepräsident Eddy Cue liess vor kurzem in einem Interview verlauten, dass Apple die beste Produkte-Pipeline in petto hat, die er seit 25 Jahren gesehen habe.
Doch an der Keynote zauberte Cook kein neues Produkt aus dem Hut – was viele Besucher mit langen Gesichtern zurückliess. So softwarelastig war die WWDC wohl schon lange nicht mehr: Im letzten Jahr etwa wurde der zylinderförmige Mac Pro gezeigt. Und: Auch zuvor wurde die Keynote als Plattform genutzt, um neue Hardware zu präsentieren.
In diesem Jahr hat Apple das gemacht, was man von einer Entwicklerkonferenz erwarten darf: Der Konzern stellte Software und viele Tools für Programmierer vor. Apple-Fans brauchen also noch etwas Geduld, denn die passende Hardware dürfte erst im Herbst folgen.
Walkie Talkie und Schnellschreiber
Bei der Präsentation zeigte sich Cook für einmal angriffslustig und teilte in den zwei Stunden gleich mehrere Seitenhiebe gegen Android aus. Erstmals gezeigt wurde die achte Version des mobilen Betriebssystems iOS. Komplett überarbeitet wurde etwa die Benachrichtigungszentrale. Auch wird das iPhone mit iOS 8 zum Walkie Talkie. Mit der Funktion Tap to Talk können aufgezeichnete Audio- und Videoclips verschickt werden.
Eine Funktion, die man schon von der Konkurrenz kennt, ist QuickType. Damit soll jeder zum Schnellschreiber werden. Wie viele Android-Tastaturen schlägt das Keybord die nächsten Worte vor und vereinfacht so das Beantworten von Nachrichten. Zudem lockert Apple bestehende Restriktionen im System. Erstmals können in iOS 8 auch Tastatur-Apps von Drittherstellern installiert werden – auch das kennt man von Android.
Siri macht das Licht aus
Wie bereits angekündigt, stösst Apple mit iOS 8 definitiv in den Gesundheitssektor vor: Die App HealthKit soll Gesundheits- und Bewegungsdaten von anderen Apps und Peripheriegeräten übernehmen und zentral sammeln. Das dürfte ein weiterer Grundstein für Apples geplante iWatch sein.
Interessant ist auch die neue Plattform HomeKit. Damit soll das vernetzte Zuhause in Zukunft mit dem iPhone oder dem iPad gesteuert werden können. Wenn man zum Beispiel dem Sprach-Assistenten Siri sagt, dass man ins Bett gehe, kann das Haus automatisch die Türen verriegeln, das Garagentor schliessen, die Lichter dimmen und den Thermostat umstellen, wie Apples Software-Chef Craig Federighi an der Keynote erläuterte.
iPad versus Spielkonsole
Gute Nachrichten gibt es für Mobil-Gamer: Die neue 3-D-Schnittstelle namens Metal soll Konsolen-Grafik aufs iPad und das iPhone bringen. Möglich wird dies, indem der Speicherverbrauch der Grafikbibliothek OpenGL drastisch reduziert wird. Demonstriert wurde die Schnittstelle unter anderem mit dem Spiel «Plants vs. Zombies», das auf einem iPad lief und mit bisher ungeahnten Details glänzte.
Auf der Bühne stand auch Tim Sweeney, Präsident von Epic Games («Gears of War», «Infinity Blade», «Unreal Tournament»). Er zeigte sich begeistert von den Möglichkeiten der Schnittstelle, die laut seinen Angaben das Rendern um das Zehnfache beschleunigt.
OS X ist auch ein Nationalpark
Vorgestellt wurde auch das neue Desktop-Betriebssystem OS X. Es trägt den Namen Yosemite, wie der Nationalpark in Kalifornien. Die augenfälligste Änderung ist die neue grafische Oberfläche – diese ist deutlich flacher geworden und an iOS 7 angelehnt. In Zukunft sollen die beiden Systeme noch stärker zusammenwachsen. Einen besonderen Fokus legte Apple auf den neuen Dienst iCloud Drive. Damit lassen sich Fotos, Videos und Daten auf mehreren Geräten synchronisieren, also eine Art Dropbox von Apple.
Spannend sind auch die sogenannten Continuity-Funktionen: Wer zum Beispiel auf dem iPhone anfängt, ein E-Mail zu schreiben, kann dies mit Yosemite auf dem Mac beenden. Mit dem neuen System wird der PC ausserdem zur eigenen Telefonzentrale. SMS-Nachrichten und iMessages des iPhones werden auch auf dem Mac angezeigt. Auch kann man direkt mit dem Computer über das iPhone telefonieren und den Mac wie eine Freisprecheinrichtung nutzen.
Ab sofort ist das neue – weiterhin kostenlose – Betriebssystem für Entwickler verfügbar. Im Sommer dürfen es alle in einer Beta-Version ausprobieren. Im Herbst soll es, ebenso wie iOS 8, auf den Markt kommen.
Zum Ende der Präsentation kündigte Apple eine eigene Programmiersprache an. Das Publikum, das mehrheitlich aus Entwicklern bestand, tobte. Mit der neuen Umgebung namens Swift soll es einfacher werden, komplexe Programme zu entwerfen. Nach der Präsentation verlor die Apple-Aktie rund 1,5 Prozent, wie die Nachrichtenagentur SDA vermeldet.