Happy Birthday, iPhone!

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Wischen statt tippenHappy Birthday, iPhone!

Vor fünf Jahren wurde in den USA das erste iPhone lanciert. Die Schweiz musste sich länger gedulden. Doch der Siegeszug des revolutionären Apple-Handys war auch hierzulande nicht aufzuhalten.

Im Silicon Valley reihte sich Computer-Legende Steve Wozniak vor fünf Jahren in eine lange Menschenschlange ein. Als am 29. Juni 2007 die Läden ihre Türen öffneten, stürmten die versammelten Apple-Fans hinein und konnten endlich das Objekt der Begierde an sich bringen: ein Mobiltelefon ohne Tasten.

Das neuartige Produkt war ihnen bereits ein halbes Jahr zuvor vom Innovationsguru und damaligen Apple-Chef Steve Jobs versprochen worden. Rückblickend nahm Jobs den Mund nicht zu voll, als er im Januar in San Francisco prophezeite: «Ab und zu gibt es ein revolutionäres Produkt, das alles verändert.»

Der fanatische Enthusiasmus der Apple-Jünger mag befremden, doch bahnte sich vor fünf Jahren tatsächlich eine technische Revolution ihren Weg. Jobs und sein Team im kalifornischen Cupertino kombinierten bekannte Technik mit neuer Software und elegantem Design und schufen so ein Mobiltelefon, das als erstes Smartphone weltweit massenhaft Absatz fand und heute den Grossteil von Apples Umsatz ausmacht.

Eins für alles

In der Schweiz kam das erste iPhone erst 2008 in den offiziellen Verkauf (20 Minuten Online berichtete). Innovativ erschloss Apple einen neuen Markt, indem es bereits vorhandene Errungenschaften wie Internet, E-Mails, Mobiltelefonie, digitale Musik in einem Gerät bündelte, das sich in die Hosentasche stecken liess und leicht zu bedienen war.

In der Bahn auf dem Weg zur Arbeit E-Mails zu checken, war nun nicht mehr das Privileg von Blackberry-Besitzern in Anzügen. Der Besserwisser, der seinen Standpunkt beim Partytalk mit Fakten unterfüttern wollte, zückte fortan sein Smartphone und recherchierte kurz auf Wikipedia.

Das iPhone ist seither Sinnbild der technischen Entgrenzung und Integration der mobilen Kommunikation. Das dürfte mit ein Grund gewesen sein, weshalb sich das Unternehmen zur Zeit der Ankündigung des iPhones 2007 von Apple Computer Inc. in das offenere Apple Inc. umbenannte.

Verkaufsschlager Bequemlichkeit

Wie zuvor beim iPod, dem Player für digitale Musik, legte Apple auch beim iPhone viel Wert auf Design, Haptik und einfache Bedienung. Das Unternehmen spielte mit der Bequemlichkeit des Kunden. Sogenannte Usability gilt als bestimmendes Verkaufsargument - der Verkaufswert des Praktischen.

iPhone-Nutzer können seit der ersten Generation ihre Geräte mit sogenannten Applications oder kurz Apps bestücken, die sie aus dem Internet herunterladen. Mit den Mini-Anwendungen lassen sich Nachrichten von bestimmten Anbietern abrufen; der Tourist kann sich darauf verlassen, dass ihm seine Navigations-App den Weg verständlicher als die meisten Einheimischen weist. Der Kunde im Supermarkt kann mithilfe einer Barcode-Scanner-App erfahren, welche Lebensmittelzusätze sich in der Wurst verbergen.

Apple veränderte mit dem iPhone den Telekommunikationsmarkt nachhaltig. In der Folge gerieten alteingesessene Marktführer wie der finnische Hersteller Nokia oder das US-Unternehmen Motorola in Bedrängnis. Andererseits entstand mit dem iPhone eine neue Zuliefererindustrie, die sich darauf spezialisierte, neue Apps zu programmieren. Und es drängten andere Smartphone-Hersteller wie Samsung und HTC auf den Markt.

Der Gewinnbringer

«Das iPhone ist das beste Smartphone auf dem Planeten, um Kunden zum Umstieg von einem alten Mobiltelefon auf ein Smartphone zu verleiten», verkündete Steve Jobs' Nachfolger Tim Cook vollmundig anlässlich der Veröffentlichung der Apple-Quartalszahlen im April. Ganz unrecht hat er damit nicht: Von Januar bis März 2012 verkaufte Apple 35 Millionen iPhones - fast doppelt so viele wie ein Jahr zuvor. Die Smartphones machten damit 58 Prozent des Umsatzes im ersten Quartal aus, vor drei Jahren waren es noch 27 Prozent.

Die Veröffentlichung des iPhones vor fünf Jahren festigte Apples Image als Unternehmen, das nicht auf neue technische Möglichkeiten reagiert, sondern sie selbst vorantreibt. Zur Veröffentlichung der mittlerweile fünften iPhone-Generation 4S im Oktober vergangenen Jahres wurde erneut ein Prominenter in einer Schlange vor einem Geschäft gesichtet: Apple-Mitgründer Wozniak campierte vor einem Laden im kalifornischen Los Gatos und wartete auf Einlass - obwohl er nach eigenen Angaben bereits zwei neue iPhones online vorbestellt hatte. (dapd)

«Avantgardistisch und visionär»

Für die deutsche Mediendesignerin Julia Schnitzer ist Apple der unangefochtene Trendsetter im Bereich der Mobiltelefone. «Das Design der iPhones ist avantgardistisch und visionär», sagte die Professorin der Nachrichtenagentur dapd. «Die Designer verstehen es, Funktion und Ästhetik perfekt miteinander zu verbinden.» Apple setze die Standards für Smartphones. «Alle anderen Hersteller ahmen das iPhone nur nach.» Mit dem iPhone und seinem Touchscreen habe Apple das Handy revolutioniert.

Das Besondere an den iPhones sei die Haptik. «Es ist ein angenehmes Gefühl, das Telefon in der Hand zu haben, und gleichzeitig sieht es eben noch gut aus.» Mit dem iPhone werde dem Benutzer zudem vermittelt, selbst modische Zeichen zu setzen. Das Unternehmen habe mittlerweile so viele Smartphones verkauft, dass iPhones geradezu Mainstream seien. «Eigentlich schliessen sich Avantgarde und Mainstream aus, aber Apple gelingt es, diese Gegensätze zu vereinen.»

Schnitzer ist überzeugt, dass Apple auch in Zukunft Vorreiter auf dem Gebiet der Smartphones bleiben wird. «Sie haben ein sehr gutes Team und sie wissen, dass ihre Stärke die Innovation ist.» Farblich werde es allerdings Veränderungen geben. «Weiss ist bei Smartphones und Laptops wieder out, Schwarz hingegen ist wieder im Kommen», ist die Expertin überzeugt.

(dapd)

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