Auf Hairgate folgt Schweiss-GateJogger schwitzte – iPhone 6 hat Wasserschaden
Schwarzer Bildschirm nach nicht einmal 24 Stunden: Weil ein iPhone 6-Besitzer beim Joggen schwitzte, ist sein Gerät kaputt. Für ein Neues soll er 300 Franken zahlen.

In diese Hülle steckte Marc L.* sein neues iPhone, bevor er joggen ging. Als er nach Hause kam, war das Smartphone kaputt.
Marc L.s* Freude am neuen iPhone 6 war nur von kurzer Dauer. Einen Tag nach dem Kauf ging nichts mehr. Im Apple Store erhielt Marc die Diagnose: Wasserschaden. Er habe das Gerät unsachgemäss behandelt. Doch Marc hatte sein iPhone weder ins Wasser fallen lassen, noch ein Getränk darüber ausgeleert. Er ging bloss damit joggen.
Sein Smartphone steckte er dabei in ein Täschchen, das er an seinem Oberarm befestigt hatte. «Mit meinem alten iPhone habe ich so schon unzählige Kilometer geschafft, auch bei Regen. Ich war rund 45 Minuten unterwegs, es regnete nicht und ich schwitze nicht mehr als andere.» Offenbar war das trotzdem zu viel für das iPhone. Als er wieder zu Hause war, blieb der Bildschirm schwarz.
300 Franken für ein neues iPhone
Die Apple-Mitarbeiter entdeckten im Innern der Kameralinse getrocknete Schweissperlen. Ausserdem war der Flüssigkeitssensor, den das iPhone besitzt, ausgelöst.
Weil der Wasserschaden nicht von der Garantie abgedeckt würde, könne man ihm das Gerät nicht gratis ersetzen, teilte ihm der Berater mit. Für ein Neues müsse er 300 Franken hinblättern. Der Mitarbeiter habe noch hinzugefügt, dass er selbst auch regelmässig mit seinem Gerät joggen gehe. Probleme habe er noch nie gehabt.
«Schweiss ist auch Wasser»
Marc fühlt sich nicht ernst genommen: «Apple ruft ja dazu auf, dass man mit dem Gerät Sport machen soll.» Tatsächlich gibt es auf dem Gerät eine vorinstallierte Fitness-App. «Ich frage mich wirklich, ob das neue iPhone einfach undichte Stellen hat.»
Bei Apple heisst es: Man könne Marcs Ärger verstehen, allerdings müsse man sich auf die Analyse der Store-Mitarbeiter verlassen. Man sei ja nicht dabei gewesen. Und schliesslich sei Schweiss auch Wasser. Trotzdem wird Marcs Fall jetzt noch einmal von den Experten überprüft.
«Gezielte Abzocke»
Bei der Stiftung für Konsumentenschutz ist das Problem längst bekannt. «Es ist ein riesiges Ärgernis», sagt Geschäftsleiterin Sara Stalder. Bei allen Smartphones – egal welcher Marke – sei diese Schwäche generell weit verbreitet. «Das ist nicht zumutbar, insbesondere da die Geräte immer multifunktionaler werden.»
In den von der SKS organisierten Repair Cafés tauchten immer wieder iPhones mit Wasserschäden auf. Die Reparatur sei relativ einfach und günstig. «Aber Apple zielt natürlich darauf ab, dass sie entweder viel Geld für die Reparatur bekommen oder ein neues Gerät absetzen können. Wie der Schaden entstanden ist, ist ihnen schlicht egal.»
«Die Geräte sind undicht»
Beim Repair Café Bern bestätigt Techniker Roger Fleury, dass immer wieder kaputte iPhones auf dem Reparaturtisch landen. Vom neusten Modell habe man bisher jedoch noch keines erhalten. Trotzdem überrascht ihn die Nachricht, dass Schweiss einen derartigen Defekt auslösen kann. «Wie es aussieht, sind die Geräte tatsächlich undicht», sagt Fleury.
Obwohl das iPhone 6 erst seit kurzem im Verkauf ist, gab es bereits diverse Reklamationen. Erst kürzlich verbreitete sich in der Twitter-Gemeinde die Nachricht, dass sich beim Telefonieren Bart- und Kopfhaare in einem Spalt des Geräts verfangen. Nimmt man es wieder vom Kopf weg, werden die Haare ausgerissen. In der Online-Community ist deshalb von «Hairgate» die Rede.
Ausserdem gibt es Berichte, dass sich das etwas grössere iPhone 6 Plus wegen des dünnen Gehäuses leicht verbiegen lässt. Laut Apple komme dies allerdings extrem selten vor.
*Name geändert
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