FoxconnUnhaltbare Zustände bei iPhone-Hersteller
Die Arbeitsbedingungen beim Apple-Zulieferer Foxconn sind unmenschlich. Dies zeigt eine neue Studie aus Asien. Schweizer Hilfswerke stellen klare Forderungen.

Archivbild aus einer Foxconn-Fabrik in China. Die iPhone-Herstellerin wird massiv kritisiert. Die Arbeiterinnen würden massiv unter Druck gesetzt. (Bild: Keystone)
Am Samstag (7. Mai) finden in ganz Europa Aktionen statt, um auf die schwierigen Arbeitsbedingungen bei der Herstellung von Apple-Produkten aufmerksam zu machen. Anlässlich des Internationalen Aktionstages für faire Arbeitsbedingungen in der Computerindustrie fordern auch Schweizer Hilfswerke, Apple müsse seine Beschaffungsstrategie verbessern.
Der Vorwurf: Apple als wichtiger Auftraggeber von Foxconn kümmere sich nicht genügend darum, wie die Produkte hergestellt werden. «Apple ist ein Weltmarktführer in der Elektronikindustrie. Es ist höchste Zeit, dass Apple auch bei den Produktionsbedingungen einen Spitzenplatz einnimmt», sagt Chantal Peyer, Koordinatorin der Kampagne «High Tech – No Rights» von Brot für alle und Fastenopfer.
120 Mitarbeiter befragt
In einer gemeinsamen Medienmitteilung richten die beiden Hilfswerke konkrete Forderungen an Apple: Das Unternehmen solle den Lieferanten gerechte Preise bezahlen und ausreichende Lieferfristen einplanen. Dadurch könnten die Löhne erhöht und übermässige Überstunden vermieden werden. Des Weiteren solle Apple die Kommunikation verbessern und die Transparenz erhöhen: Konsumenten und Käuferinnen sollen erfahren können, wie die Produkte hergestellt werden.
«iPods, iPhones, iPads – innovative Produkte mit wundervollem Design bescheren Apple von Jahr zu Jahr grössere Gewinne», heisst es weiter in der Medienmitteilung. «Doch die Bedingungen, unter denen diese Produkte hergestellt werden, sind alles andere als fortschrittlich.» Dass es tatsächlich nach wie vor schlecht steht um die Foxconn-Fabriken in China, zeigt eine aktuelle Studie. Sie stammt von der Organisation SACOM aus Hongkong, die sich für Arbeitnehmerrechte einsetzt. Die Aktivisten haben 120 Foxconn-Mitarbeiter befragt.
Zahlreiche Selbstmorde
Im vergangenen Jahr haben sich mehrere Angestellte der Foxconn-Fabrik in Shenzhen das Leben genommen. Dies löste eine weltweite Welle der Empörung aus (20 Minuten Online berichtete). Ein Jahr später seien die Probleme ins Landesinnere verlagert, aber nicht gelöst worden, sagen die Kritiker. In der Fabrik in Shenzhen sei die Belegschaft abgebaut worden. Doch in den neu eröffneten Fabriken in Zhengzhou (Provinz Henan) und Chengdu (Provinz Sechuan) würden die Foxconn-Arbeiter unter unwürdigen Arbeitsbedingungen und militärischen Managementmethoden leiden.
«Zu wenig zum Leben»
Nach der Selbstmordserie vor einem Jahr habe der Apple-Lieferant Foxconn zwar die Löhne erhöht. Die Subventionen für Verpflegung und Unterkunft seien aber gleichzeitig gestrichen worden. Dadurch blieben die Löhne unter dem gesetzlichen Minimum und den Arbeitern somit immer noch zu wenig zum Leben.
Aufgrund der niedrigen Grundlöhne und der kurzen Lieferfristen seien die Arbeiterinnen und Arbeiter gezwungen, Überzeit zu leisten. Erschöpfung und ständiger Wechsel der Belegschaft seien die Folge. Auch die Arbeitssicherheit sei weiterhin ungenügend. Die Angestellten hantierten mit Chemikalien, ohne dafür ausgebildet zu sein oder eine ausreichende Schutzkleidung zur Verfügung gestellt zu bekommen.
Sinnloses «Militärtraining»
Demütigung und psychologischer Druck seien weiterhin an der Tagesordnung. In Chengdu müssten die Arbeiter bei der Einstellung während ein oder zwei Tagen in Reih und Glied ruhig stehen, wie im Militär. Von Zeit zu Zeit würden sie von den Vorgesetzen aufgefordert, sich nach rechts oder links zu drehen. Am Fliessband seien Gespräche verboten. Arbeiterinnen, die einen Fehler begehen, müssten ein Schuldbekenntnis verfassen und öffentliche Demütigungen über sich ergehen lassen.
Apple nimmt Stellung
20 Minuten Online hat Apple um eine offizielle Stellungnahme zu den Vorwürfen gebeten. Die Antwort traf schriftlich aus London ein, von der europäischen Firmenzentrale. In der Stellungnahme heisst es, Apple nehme seine soziale Verantwortung wahr und fordere von seinen Zulieferfirmen die Einhaltung hoher Standards. Die Partnerfirmen müssten sich zur Einhaltung von umfangreichen Verhaltensregeln verpflichten. Um diese Regeln auch durchzusetzen, betreibt Apple laut eigenen Angaben ein strenges Monitoring-Programm, man kontrolliere die Produktionsbedingungen und greife wenn nötig korrigierend ein.
Tatsächlich hat Apple in der Vergangenheit bereits einiges getan, um in den Zulieferbetrieben die Arbeitssicherheit und die Rechte der Arbeitnehmer zu fördern. Über die Firmen-Website sind die entsprechenden Bemühungen im Detail abrufbar.
Foxconn bestätigt Probleme
Foxconn ist laut eigenen Angaben der weltgrösste Hersteller von Elektronik und Computer-Bestandteilen. Zu den Abnehmern gehören neben Apple andere bekannte IT-Namen wie Nintendo und Dell. Angesprochen auf die jüngsten Vorwürfe, nahm laut «Guardian» ein Foxconn-Sprecher Stellung und räumte gewisse Missstände ein. Er könne nicht ausschliessen, dass Mitarbeiter schlecht behandelt würden. Foxconn arbeite daran, dies zu ändern.
Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP wollte das taiwanesische Unternehmen nicht direkt auf die jüngsten Vorwürfe eingehen, wie die «Deutsche Welle» online berichtet. In einem Statement von Foxconn heisse es: «Unsere Richtlinien und Praktiken werden regelmässig von unseren Kunden, deren Beratern, den Regierungsbehörden und unseren eigenen Teams geprüft. Unsere Firmenrichtlinien verlangen ausserdem, dass alle Mitarbeiter im Management und alle Vorgesetzten die Arbeiter mit höchstem Respekt behandeln. Wir haben formale Beschwerdeinstrumente, die die Mitarbeiter nutzen können.»
Protestvideo zum 7. Mai
In einem YouTube-Video wird Apples Verhalten aufs Korn genommen. In einem auf Englisch geführten Telefongespräch unterhält sich «Ms. Gerry» mit ihrem langjährigen Lover, «Mr. Apple». Es sei Zeit, in einen fairen Apfel (Apple) zu beissen, heisst es dazu auf der Website zum Aktionstag vom 7. Mai.
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