«Zu oberflächlich»Ueli Maurer löscht sein Facebook-Profil
Heute Abend ist Ueli Maurers Facebook-Konto Geschichte. Die Diskussionen hätten zu wenig Substanz gehabt, findet Maurer. Der Bundesrat habe den Sinn nicht ganz verstanden, glaubt ein Experte.

Das Facebook-Konto von Ueli Maurer zählte fast 2900 Fans.
Bundespräsident Ueli Maurer ist nicht gerade das, was man einen Social-Media-Pionier nennt: Er war einer der letzten Bundesräte, der den Mitarbeitern seines Departements den Zugang zu Facebook nach einer Sperre wieder erlaubt hatte. Anfang dieses Jahres aber schien Maurer seine Skepsis gegenüber den neuen Medien überwunden zu haben. Er entschied sich, sein Amt als Bundespräsident auf den sozialen Medien mit der Bevölkerung zu teilen. Sein Departement gestaltete deshalb eine eigene Facebook-Seite für den Chef. Diese hätte ein Jahr lang mit persönlichen Texten, Bildern und Videos aus seinem Alltag bespielt werden sollen. Auch die Schelte aus der Romandie, als Maurer Neujahrswünsche in fehlerhaftem Französisch postete, schmälerte Maurers Facebook-Engagement nicht.
Jetzt aber wird das Facebook-Konto mit nur 2900 Likes nach knapp dreieinhalb Monaten gelöscht, bestätigt das VBS einen Artikel der «NZZ». Seine Erwartungen hätten sich nicht erfüllt. «Die Diskussionen wurden häufig oberflächlich geführt. Ich hätte mir mehr Substanz gewünscht», schreibt Maurer auf seiner Seite. Er wolle nun lieber zusätzliche Möglichkeiten für ein persönliches Zusammentreffen schaffen. Er freue sich auf viele neue Begegnungen: «Direkt, authentisch und von Angesicht zu Angesicht.»
«Schade gibt er so früh auf»
Zu wenig substanziell, zu oberflächlich? Social-Media-Experte Renato Mitra von der Agentur MySign findet den Facebook-Auftritt gelungen und glaubt, dass Ueli Maurer zu hohe Ansprüche an die Plattform hatte: «Facebook dient dazu, unabhängig von Zeit und Ort möglichst viele Menschen zu erreichen. Es wäre ein toller Kanal gewesen, der Bevölkerung seinen politischen Alltag näher zu bringen.» Auf Facebook tummelten sich nun einmal normale Menschen, die nicht zu jedem politischen Thema tiefgründiges Wissen aufwiesen. «Maurer hatte schlicht zu hohe Erwartungen und hat den Sinn von Facebook wohl nicht ganz verstanden. Schade hat er nicht mehr Durchhaltewille gezeigt und so früh aufgegeben», sagt Mitra.
Auch die Maurer-Fans zeigen sich auf seiner Seite, die um 17.00 Uhr gelöscht wird, enttäuscht: «Schade, schade, schade», heisst es mehrfach. Nach vier Monaten zu resignieren sei nicht gerade vorbildlich. Und:«Wenn man Social Media nicht versteht, sollte man nicht damit spielen».