Die Rache des Like-Buttons

Aktualisiert

Peinliche WerbungDie Rache des Like-Buttons

Mark Zuckerbergs soziales Netzwerk veröffentlicht automatisch Postings von Seiten, die man mag. Brisant: Die teils heiklen Nachrichten erscheinen unter dem eigenen Namen im News-Feed der Freunde.

von
owi

Die meisten Facebook-Nutzer haben mittlerweile wohl gelernt, nur zu posten oder liken, was die Freunde auch wirklich sehen sollen. Nun aber veröffentlicht Facebook unter unseren Namen Mitteilungen von Organisationen, die wir irgendwann «geliked» haben, schreibt das Tech-Portal «ZDNet».

Die neue Funktion kann peinliche Folgen haben: Nutzer, die eine Seite per Facebook-Button liken, erteilen ihr den Freipass, künftig im eigenen Namen Beiträge zu veröffentlichen. Das Perfide ist, dass man über die Beiträge der Fanseiten keine Kontrolle hat. Politische oder schlüpfrige Meldungen können daher bei Bekannten, Verwandten oder Arbeitskollegen für unangenehme Situationen sorgen.

Alte «Likes» rächen sich

«Wo ist das Problem?», mag sich manch einer fragen. Mitglieder teilen ihre Vorlieben täglich mit Freunden, wenn nicht gar der halben Welt. In diesem Fall ist aber alles etwas komplizierter: Wer beispielsweise die Webseite einer politischen Partei geliked hat, will in aller Regel, dass die Freunde dies sehen können. Was der Facebook-User vermutlich nicht will, ist, dass die Partei in seinem Namen politische Botschaften verbreitet, über die er keine Kontrolle hat. Insbesondere Seiten mit kontroversen Inhalten können problematisch werden. Der Zufall entscheidet, ob in der Zukunft heikle Aussagen unter dem eigenen Namen publiziert und im Freundeskreis zu sehen sind.

Ein anderes Beispiel gefällig? Wer etwa Fan der Online-Apotheke drugstore.com wird, muss damit rechnen, dass deren Angebote im News-Feed der Freunde auftauchen. Einem Nutzer wurde dabei die Werbung für ein Gleitmittel der Online-Apotheke zum Verhängnis, die plötzlich im News-Feed seiner Freunde auftauchte. Mühsam kann die neue Funktion auch für die Empfänger der Meldungen werden. Laut «ZDNet» gibt es keine Möglichkeit, die Fanseiten von Freunden zum Schweigen zu bringen – ausser man streicht den Kontakt aus seiner Freundesliste.

Werbung ohne Opt-out

Gegenüber dem Tech-Portal äusserte sich Facebook wie folgt: «Um Freunden zu helfen, neue Seiten, Veranstaltungen oder andere interessante Informationen zu finden, können die Nutzer nun Nachrichten von Seiten sehen, die ihre Freunde mögen.» Als Werbung werden diese Meldungen nicht gekennzeichnet.

Da Facebook neue Funktionen in der Regel über mehre Wochen einführt, kann es noch dauern, bis die Meldungen von Fanseiten im News-Feed zu sehen sind. Für Zuckerbergs soziales Netzwerk dürfte sich die umstrittene Neuerung zumindest finanziell bezahlt machen: Die Fanseiten werden für Unternehmen attraktiver, da ihre Werbung nun automatisch in den News-Feeds zu sehen ist.

Facebook hat in der Vergangenheit immer wieder Änderungen eingeführt, die bei vielen Mitgliedern für Empörung sorgten. Mehrfach wurden beispielsweise die Nutzungsbestimmungen praktisch durch die Hintertür geändert. Erst vor wenigen Wochen wurde das 900-Millionen-Mitglieder umfassende soziale Netzwerk durch eine kleine Änderung gar zu einem der grössten E-Mail-Anbieter. «Viele Nutzer wissen vermutlich bis heute nicht, dass ihre Haupt-E-Mail-Adresse zwischenzeitlich durch eine @facebook.com-Adresse ausgetauscht wurde,» schreibt golem.de.

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