Google will unser Leben verlängern

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UnsterblichGoogle will unser Leben verlängern

Mithilfe von Daten will Google den Tod um Jahrzehnte hinauszögern. Das Schweizer Pharmaunternehmen Roche prüft derweil eine Beteiligung.

vro
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Der IT-Gigant Google will künftig das Leben der Menschen verlängern.

Der IT-Gigant Google will künftig das Leben der Menschen verlängern.

«Der Alterungsprozess unseres Körpers ist bloss eine Krankheit, und Krankheiten lassen sich heilen.» So lautet die Überzeugung von Google-CEO Larry Page. Der IT-Konzern hat jetzt unter dem Namen «Calico» ein neues Unternehmen gegründet. Ziel ist die Lebenserwartung der Menschen zu verlängern. Möglich machen sollen das die Unmengen von Daten, die der Grosskonzern über seine Suchmaschine sammelt. Damit hatte man bereits 2008 Erfolg: Anhand von Suchbegriffen wie «Halsschmerzen» oder «Medikamente gegen Grippe», welche sich in einer geografischen Region auffällig häuften, konnte Google damals einen Grippetrend erstellen.

Doch die Daten alleine genügen noch nicht, um das Leben eines Menschen um Jahrzehnte zu verlängern. Anders sieht es aus, wenn sie mit Gendaten in Verbindung gebracht werden, wie die «Schweiz am Sonntag» schreibt. Solche kennt man unter anderem aus der Brustkrebsforschung. Anhand von Genuntersuchungen können Frauen bereits heute feststellen, wie hoch ihr Risiko für eine Brustkrebserkrankung ist. Mit solchen Forschungen ist es möglich, «einen molekularen Fingerabdruck der Gesundheit eines Menschen zu erhalten», wie Ernst Hafen, Professor für Molekularbiologie der ETH Zürich erklärt. Diese individuellen Merkmale lassen sich schliesslich mit psychologischen oder physiologischen Eigenschaften vergleichen.

Es wäre also möglich, dass beispielsweise eine bestimmte Gruppe von Frauen ihr Brustkrebsrisiko um 47 Prozent senken könne, wenn sie zwei Mal in der Woche Fisch essen würden. Schlüsselfunktion bildet dabei eine riesige Anzahl verlässlicher Daten - auch Big Data genannt - und die entsprechenden Algorithmen um sie zu analysieren. «Google kann versuchen, mithilfe von Big Data zu bestimmen, wie jeder Einzelne sich am besten verhält, um möglichst lange gesund zu leben», sagt Ruedi Aebersold Professor für molekulare Systembiologie der ETH Zürich.

Entwicklung wird genau verfolgt

Mit der Suchmaschine lassen sich heute allerdings noch keine Gendaten sammeln. Trotzdem könnte Google an eine solche Sammeldatenbank herankommen, nämlich über das Biotechunternehmen «23andMe», welches Gentests auswertet. Gegründet wurde die Firma von der Frau von Google-Mitgründer Sergey Brin. «Würde Google die Datenschätze der Smartphone- und Internetnutzer mit den Gendaten von 23andMe verbinden, wäre das Unternehmen in der Gesundheitsforschung sehr gut positioniert», sagt Aebersold. Auch Hafen sieht in dieser Entwicklung grosses Potenzial: «Die Zukunft der Gesundheitsforschung bedingt das Zusammenkommen von Medizin, Life Science und Computerwissenschaft.»

Geleitet wird das neue Biotech-Projekt von Roche-Verwaltungsratsmitglied Arthur Levinson. Eine mögliche Beteiligung schliesst der Pharmakonzern derzeit nicht aus: Die Entwicklung von Calico werde genau verfolgt, wie es auf Anfrage von «Schweiz am Sonntag» hiess.

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