Das Warten geht weiterAndroid 4.0 – das lahmste Update in der Handy-Welt
Googles Betriebssystem Android 4 ist seit Monaten fertig. Trotzdem müssen die Käufer eines Samsung-, Sony- oder HTC-Handys weiter auf die neuen Funktionen warten. Was läuft schief?
Besitzer eines Android-Handys brauchen Geduld. Neue Betriebssystem-Versionen kommen oft verspätet oder gar nicht. Was sich die Hersteller aber mit Android 4 erlauben, geht auf keine Kuhhaut. Drehen wir die Zeit vier Monate zurück, als die Android-Welt noch in Ordnung war.
Am 19. Oktober 2011 feierte Googles erfolgreiches Betriebssystem für Smartphones und Tablets Premiere. Einen Monat später lancierte der Suchmaschinen-Konzern gemeinsam mit Samsung das erste Android-4-Gerät, das Riesen-Smartphone Galaxy Nexus (20 Minuten Online berichtete).
Seit Anfang Jahr aber ist es verdächtig still um Android 4 geworden. Monate nach der offiziellen Präsentation hat kein einziges Top-Smartphone von Samsung (die Google-Handys ausgenommen), Sony, LG, Motorola oder HTC das Update auf die aktuelle Version erhalten. Folglich profitiert nur gerade einer von hundert Android-Nutzern von den neuen Funktionen in Ice Cream Sandwich, wie Android 4 auch genannt wird. Dies zeigen die Verbreitungszahlen der verschiedenen Android-Versionen, die Google am 1. Februar bekanntgab. Was also läuft schief?
Jedem sein eigenes Android
Android ist im Gegensatz zum iPhone-Betriebssystem iOS oder den Windows-Phones ein offenes Betriebssystem. Das heisst, jeder Hardware-Hersteller und jeder Mobilfunk-Anbieter kann die Benutzeroberfläche nach dem eigenen Gusto modifizieren. Samsung, Sony und Co. liefern ihre Galaxys und Xperias daher mit einer eigenen Oberfläche und vorinstallierten Apps aus, um sich von der Konkurrenz zu unterscheiden.
Diese nachträglichen Anpassungen am Betriebssystem verschlingen Zeit und Geld. Zu viel Zeit, wie ein Bericht der «Huffington Post» enthüllt. Anfänglich versprach etwa Motorola, sein Flaggschiff-Handy Droid Razr bis Anfang 2012 auf Android 4 aufzurüsten. Inzwischen krebsten die Amerikaner zurück: Nun werden Motorola-Kunden in den USA frühestens im Juli auf den Ice-Cream-Sandwich-Geschmack kommen.
Samsung verspricht Ice Cream Sandwich
Hierzulande sind vor allem Samsung-Handys hoch im Kurs. Doch auch die Südkoreaner lassen ihre Kunden warten. «Leider können wir die definitiven Verfügbarkeiten des Updates noch nicht bekannt geben», sagt Samsung Schweiz auf Anfrage. Bis spätestens Ende März werde man Android 4 für die folgenden Geräte veröffentlichen: Galaxy S2, Galaxy Note, Galaxy Tab 10.1, Galaxy Tab 8.9 und Galaxy Tab 7.0.
Da ältere und billigere Galaxy-Modelle nicht erwähnt werden, sollten deren Besitzer – zumindest in den nächsten Monaten – nicht mit Android 4 rechnen. Selbst Käufer der eben erst lancierten Modelle Galaxy Ace 2 und Galaxy mini 2 müssen vorderhand auf Ice Cream Sandwich verzichten.
HTC will Sensation- und Desire-Modelle updaten
Im November vergangenen Jahres sprach HTC von Android-4-Updates für Anfang Jahr. Inzwischen teilten die Taiwaner ihren Kunden über Facebook mit, dass man Ice Cream Sandwich bis März 2011 auf das HTC Sensation bringe. Kurze Zeit später werde das HTC Sensation XL bedient.
Laut dem Handy-Blog «247Smartphone» sollen auch die Mittelklasse-Modelle Desire S, Desire HD und Incredible S das neue Android mit der HTC-Benutzeroberfläche Sense 3.5 erhalten. Abzuwarten bleibt jedoch, ob auf einen Schlag alle Kunden berücksichtigt werden oder ob regionale Unterschiede monatelange Verschiebungen zur Folge haben.
Sony: Nur neue Xperia-Handys erhalten Android 4
Bereits Ende Dezember veröffentlichte Sony eine einigermassen aussagekräftige Roadmap im Firmenblog. «Ice Cream Sandwich kommt für die Xperia-Reihe ab Ende März 2012», hiess es damals.
Hoffnungen machen können sich Besitzer der Oberklasse-Modelle Arc S, Neo V und Ray, die das Update zuerst erhalten werden. Ab Ende April ist die restliche Xperia-Reihe am Zug. Konkret handelt es sich um die Modelle Arc, Play, Neo, Mini, Mini Pro, Pro und Active. Alle älteren Modelle gehen leer aus. Ob der Fahrplan tatsächlich eingehalten wird, steht allerdings auf einem anderen Blatt geschrieben. Eine erneute Anfrage von 20 Minuten Online blieb unbeantwortet.
Wie bei Android-Updates üblich, wird sich die Auslieferung auf jeden Fall über mehrere Wochen erstrecken und nicht alle Besitzer des gleichen Modells werden die neue Betriebssystem-Version zur gleichen Zeit erhalten.
Das Fazit ist ernüchternd
Die zahlreichen Verbesserungen von Android 4 (siehe Infobox) kennen bis heute 99 Prozent der Android-Nutzer nur vom Hörensagen. Und eine rasche Besserung ist nicht in Sicht. Bis April, ein halbes Jahr nach der Präsentation von Android 4, werden nur die wenigsten Androiden in den Genuss sämtlicher Neuerungen kommen. Eine umfassende Liste des Tech-Portals netzwelt.de zeigt, welche Handys und Tablets mit Android 4 aufgemotzt werden.
Während das Warten weiter geht, wird inzwischen bereits gemunkelt, dass Google Android 5 noch im zweiten Quartal 2012 einführen wolle, um Microsofts Angriff auf den Tablet- und Smartphone-Markt mit Windows 8 den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Android 4 (Ice Cream Sandwich)
Mit Android 4 können dank Near Field Communication (NFC) alle möglichen Daten wie Kontakte, Youtube-Videos oder Webseiten mit Freunden getauscht werden, indem man zwei Android-4-Geräte mit NFC nebeneinander hält. Google nennt diese neue Funktion «Android-Beam».
Mit Voice-Typing kann man zudem Texte einsprechen, statt sie zu tippen. Die Software soll Fehler automatisch erkennen und markieren. Praktisch ist auch der überarbeitete App-Starter, der die zuletzt geöffneten Programme anzeigt. Zusätzlich wurde ein Daten-Manager eingebaut, mit dem sich der Speicherverbrauch einzelner Apps ansehen und einstellen lässt.
Weitere neue Android-Funktionen sind ein besseres Keyboard, interaktive Benachrichtigungen, in der Grösse veränderbare Widgets (Mini-Programme zur Anzeige von Informationen), Gesichtserkennung für den Login-Screen, ein neuer Tab-Manager für den Browser mit 16 Tabs sowie verbesserte Kamera-Funktionen. (owi)
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