«Fürchterlich für PCs, schwach auf Tablets»

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Windows 8 polarisiert«Fürchterlich für PCs, schwach auf Tablets»

Kompliziert, verwirrend und nicht funktional: Usability-Papst Jakob Nielsen verreisst das neue Windows 8. Die Kachel-Oberfläche sei auf Tablets dürftig umgesetzt und für PCs fürchterlich.

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Ist Windows 8 ein Geniestreich oder ein Design-Desaster? Die Frage spaltet die PC-Welt auch knapp einen Monat nach der Lancierung. Desktop-Fans ist die Kachel-Oberfläche ein Gräuel. Andere Stimmen sprechen von der einfachsten Benutzeroberfläche, seit es Computer gibt.

Neues Öl ins Feuer giesst nun Design-Guru Jakob Nielsen, der die Kachel-Oberfläche auf seiner Website zerpflückt. Nielsen ist eine der führenden Autoritäten in Sachen Software-Design und Usability.

Nielsen hat testweise zwölf erfahrene Windows-User sowohl auf einem Windows-RT-Tablet als auch auf einem Desktop-PC mit Windows 8 arbeiten lassen. Die Probanden störten sich daran, dass das neue Windows kein echtes Mehrfenstersystem mehr sei und man sich für viele Funktionen merken müsse, wie man diese erreiche. Tatsache ist, dass nur Apps im Vollbildmodus laufen, alle klassischen Windows-Programme werden wie gehabt in Fenstern ausgeführt.

Kombination aus Desktop und Kachel-Oberfläche verwirrt

Der Design-Guru stört sich insbesondere an den unterschiedlichen Bedienkonzepten von Windows 8. Das Betriebssystem bietet einerseits den gewohnten Desktop für die klassische Bedienung mit Maus und Tastatur am PC. Andererseits landet man beim Start des PCs oder Tablets zuerst auf der neuen Startseite mit Kacheln, die den Desktop überlagert. Diese interaktiven Kacheln starten Apps und zeigen Informationen wie neue E-Mails, Termine oder das Wetter in Echtzeit an (siehe Diashow).

Die Kachel-Oberfläche ist, anders als der Desktop, für die Bedienung mit Touchscreens optimiert. Nielsen begrüsst zwar das neuartige Kachel-Konzept, das Microsoft von Windows Phone übernommen hat, kritisiert aber die Umsetzung. Die animierten Kacheln, die laufend neue Inhalte anzeigen, würden die User irritieren. Im Test wurde zudem bemängelt, dass sich die Kacheln nur mühsam mit dem Finger verschieben und neu anordnen lassen.

Auch einige Wischgesten sind dem Design-Experten zu kompliziert. Insbesondere die Bewegung, um alle geöffneten Apps anzuzeigen, sei umständlich gelöst. Der Nutzer muss mit dem Finger von links in den Bildschirm wischen und dann wieder leicht zurückfahren. Fairerweise muss gesagt werden, dass häufig genutzte Funktionen, wie das Wechseln oder Schliessen von Apps, elegant gelöst wurden, während seltener genutzte Funktionen merklich komplizierter von der Hand gehen.

Kacheln für den PC sind «fürchterlich»

Das Übertragen der Kachel-Oberfläche vom Smartphone und Tablet auf den Desktop-PC hält Nielsen schlicht für Unsinn. Windows 8 für PCs sei daher «fürchterlich».

Auch die unsichtbaren Menüs gehen Nielsen gegen den Strich: Bei Windows 8 können kontextabhängige Funktionen, wie die Suche, Inhalte teilen oder Einstellungen, mit einem Wisch vom rechten Bildschirmrand aufgerufen werden. Das geht gut von der Hand und ist eigentlich praktisch, da die Optionen nur sichtbar sind, wenn man sie braucht. Auf dem Bildschirm geht so kein Platz für Menüs verloren. Nielsen kritisiert jedoch, dass die User die verborgenen Funktionen nicht brauchen würden, weil sie sich nicht daran erinnerten.

Wie Windows 8 funktioniert, sehen Sie in der Diashow.

Was ist Ihre Meinung? Trifft Nielsens Kritik ins Schwarze oder sind Sie der Meinung, dass gar ein Dreijähriger Windows 8 bedienen kann?

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