Microsofts Problem«Windows Phone 8 ist grossartig, aber …»
Mit Windows Phone ist Microsoft ein grosser Wurf gelungen. Die Krux: Kaum jemand nimmt Notiz davon. Viele Smartphone-Hersteller zögern daher, die Android-Alternative zu unterstützen.
Vor genau einem Jahr stellte Microsoft Windows Phone 8 vor. Das Windows für Smartphones sollte Googles Android und Apples iOS das Fürchten lehren. Als Partner wurden bekannte Namen wie Nokia, Samsung, HTC und Huawei präsentiert. Zwölf Monate später haben auch all diese Smartphone-Hersteller Windows-Smartphones lanciert (siehe Diashow). Das Problem: Microsoft ist es nicht gelungen, weitere Hardware-Hersteller ins Boot zu holen. Ganz im Gegenteil: Ursprünglich interessierte Firmen wie LG und ZTE haben der Plattform (vorerst) den Rücken gekehrt. Was sind die Gründe?
Das unbekannte Betriebssystem
Trotz des bescheidenen Interesses der Gerätebauer hat Windows Phone inzwischen BlackBerry als Nummer drei der mobilen Smartphone-Betriebssysteme abgelöst. Microsofts Plattform wächst aber noch immer viel zu langsam, um ernsthaft mit Android und dem iPhone konkurrieren zu können.
Zu den prominenten Abwesenden auf der Windows-Phone-Party zählen Dell und Acer. Beide gehören seit Jahren zu den grössten PC-Bauern, kriegen aber im Smartphone-Geschäft kein Bein vor das andere.
Acer-Manager Allen Burnes brachte Microsofts Dilemma im Gespräch mit dem Online-Portal TechRadar auf den Punkt: «Wir schauen uns Windows Phone 8 an und wir denken, es ist ein grossartiges Betriebssystem.» Und ergänzt: «Aber ich denke, das weiss niemand.» Der winzige Marktanteil für Windows Phone von drei bis vier Prozent stützt Burnes Kommentar. Die Kunden sind kaum an Windows-Smartphones interessiert, kaum jemand hat eines ausprobiert und kaum jemand weiss, dass Windows Phone 8 längst nichts mehr mit dem missglückten Vorgänger Windows Mobile gemein hat.
Zu unbekannt, zu teuer
Doch es gibt weitere Gründe dafür, dass Windows Phone nur langsam in die Gänge kommt. Der taiwanische Branchendienst «Digitimes», der dank seiner Nähe zu den Zulieferbetrieben oft das Gras wachsen hört, macht zwei Hauptgründe aus: Die erste Knacknuss sei Microsofts Widerwille, die Lizenzpreise für sein mobiles Betriebssystem zu senken. Rivale Google stellt Samsung und Co. sein Betriebssystem Android bekanntlich gratis zur Verfügung. Zwar müssen die Smartphone-Bauer für Patente Lizenzgebühren zahlen, können Android aber auch frei nach ihren Wünschen modifizieren. Microsoft ist diesbezüglich weit restriktiver und lässt – nicht zuletzt zum Wohl der Kunden – keine Veränderungen durch Drittfirmen an Windows Phone zu.
Nokia ist schuld
Das zweite Problem heisst Nokia. Ihre Lumia-Smartphones beherrschen inzwischen 70 Prozent des Windows-Phone-Marktes. Die Finnen sind somit in einem kleinen Teich der grösste Fisch. Nokia ist derzeit der einzige Smartphone-Bauer, der Windows Phone vorwärts bringt. Diese Dominanz halte jedoch weitere Smartphone-Hersteller vom Markteintritt ab, glaubt «Digitimes». Nokia und Googles verführerisches Gratis-Android lassen Firmen wie Acer, Asus oder ZTE daher weiter zögern. Sie werden erst auf den Windows-Phone-Zug aufspringen, wenn der Teich zum See geworden ist, der Platz für mehrere Hersteller lässt.
Das neuste Modell in der Windows-Riege: das Nokia Lumia 925
(Quelle: SnackTV)
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