Lumia 950 XLDas Smartphone, das den Computer ersetzen will
Einstecken und weiterarbeiten: Das Lumia 950 XL will auch ein Desktop-PC im Hosensackformat sein. Wie gut ist das Microsoft gelungen?
Bei Smartphones tut sich Microsoft schwer: Der globale Anteil der Windowsgeräte liegt mit aktuell 2,2 Prozent weit hinter Android (81,2 Prozent) und iOS (15,8 Prozent). Das soll sich ändern – so zumindest die Vision von Microsoft.
Das Lumia 950 XL verkörpert für Microsoft einen Riesenschritt in die Zukunft: Es ist sowohl eines der ersten Smartphones mit Windows 10, wie auch das erste Topgerät seit der Übernahme der Mobiltelefon-Sparte von Nokia. Microsoft hofft, dass das Gerät Kunden – und noch viel wichtiger – die Entwickler von der Plattform überzeugt.
Edle Plastikhülle
Das 950 XL fällt auf: Äusserlich ist das Gerät an das bekannte Nokia-Design angelehnt – allerdings weniger extravagant und bunt. Das Lumia ist eckig und minimalistisch. Dabei wirkt es trotzt abnehmbarer Plastikhülle nicht billig.
Die Hardware ist ausgezeichnet: Das 5,7-Zoll-Display ist hell, scharf und vergleichbar mit den Bildschirmen der High-End-Androidgeräte. Auch gibt es eine Art Ruheanzeige, die permanent die Uhrzeit anzeigt. Das ist sehr praktisch. Der Prozessor hat genug Reserven nach oben und der Akku hält locker einen Tag – und lässt sich sogar austauschen.
Das Lumia als Computer
Windows 10 bringt die Microsoft-Plattformen näher zusammen. Xbox One, Computer, Surface – und nun auch das Smartphone. Im Fall des 950 XL mit Windows 10 Mobile wird das Handy gar zum Computer. Dazu braucht es ein separat erhältliches Display-Dock, einen externen Bildschirm und die Continuum-App.
Einfach anstecken und arbeiten? Nicht ganz. Selbsterklärend ist die Installation nicht. Ein Test mit einem älteren Monitor, mit Displayportanschluss blieb ohne Erfolg. Erst das HDMI-Kabel brachte die Übertragung vom Handy auf den Monitor zum Laufen. Läuft alles, ist die Bedienung wie gewohnt bei Windows 10 – mit dem Menü links unten.
PC für Gelegenheitsnutzer
Gesteuert wird der Mini-PC per externer Tastatur und wahlweise über die App auf dem Smartphone, das als Touchpad dient, oder eine Maus. Der erste Eindruck: Der Hosentaschen-PC ist nur etwas für Gelegenheitsnutzer. Denn zahlreiche Programme laufen im PC-Modus nicht, da sie noch nicht als Universal-Apps vorliegen. Sie lassen sich nur direkt am Handy darstellen. Ein Minuspunkt: Auch die Office-Apps gibt es trotz emulierter Desktopansicht nur als mobile Verison – mit eingeschränkter Funktion.
Schau mir in die Augen, Handy
Das Lumia 950 XL hat einen Iris-Scanner, womit sich das Gerät per Blickkontakt entsperren lässt. Dies dauerte in unserem Test jeweils rund sechs Sekunden. Brillenträger haben dabei mit den Reflexionen zu kämpfen. Das traditionelle Eintippen der PIN dauert darum in jedem Fall schneller. Die «Windows Hello» genannte Entsperrfunktion befindet sich allerdings noch in der Testphase. Wer sie nutzen will, muss sie erst manuell aktivieren.
Wo sind die Apps?
Das Lumia 950 XL ist ein Gerät, das sich vor der Konkurrenz nicht verstecken muss. Im Gegenteil: Es zeigt, dass der Wille da und das Potenzial vorhanden ist. Die Hardware war aber noch nie das Problem – sondern das kleine App-Ökosystem der mobilen Windowsplattform. Wo ist Snapchat? Gmail? Instagram? Es bleibt zu hoffen, dass hier die Entwickler mitziehen.
Als vollwertiger Computerersatz ist das Lumia nicht geeignet. Wer nahtlos an Dokumenten weiterarbeiten will, für den macht eine Cloudlösung wie Google Docs oder One Drive mehr Sinn.
Das Lumia 950 XL (32 GB, erweiterbar) ist ab 699 Franken erhältlich. Das Lumia 950 mit 5,2-Zoll-Screen gibt es ab 599 Franken.
Und was ist mit der Kamera?
Im Testbericht ist 20 Minuten bewusst nicht auf die Kamera-Eigenschaften des Lumia 950 XL eingegangen. Die Kamera wird Teil eines grösseren Smartphone-Cam-Tests in den nächsten Wochen sein.