Die Tablet-WendeAdieu Android, hallo Windows 8
Vom Tablet-Boom profitiert Apple, Android-Tablets hingegen bleiben Ladenhüter. PC-Giganten wie Dell, HP oder Acer haben nun die Nase voll. Und dürften bald bei Microsoft anklopfen.
Bei den Smartphones ist Googles Betriebssystem Android die unbestrittene Nummer eins. Im wichtigen US-Markt hält Android erstmals über 50 Prozent Marktanteil und wächst deutlich schneller als Apples iPhone (30,7 Prozent). Der Konkurrenz bleibt das Nachsehen: Einstige Pioniere wie Palm haben bereits die Segel gestrichen, sie pfeifen wie BlackBerry-Hersteller RIM aus dem letzten Loch oder kommen wie Nokia kaum in die Gänge.
Sorgenkind Android-Tablets
Trotz der Erfolgsmeldungen bleiben die Korken bei Google vorerst in den Flaschen. Das Sorgenkind sind die Tablets. Ausgerechnet im Boom-Markt tut sich Android weit schwerer gegen Apples iPad, als dies den Aktionären lieb sein kann.
An der Branchenmesse Mobile World Congress in Barcelona Anfang Jahr sprach Googles Android-Chef Andy Rubin erstmals in erstaunlicher Offenheit die mässigen Verkaufszahlen an. Bis Ende 2011 wurden insgesamt 12 Millionen Android-Tablets verkauft, dem standen über 15 Millionen iPads alleine im viertel Quartal 2011 gegenüber.
Apple und Amazon räumen ab
Auch im neuen Jahr sieht es für Googles Android nur auf den ersten Blick rosig aus: Bei insgesamt 20 Millionen verkauften Tablets, davon 11,8 Millionen iPads, dürften sechs bis acht Millionen Android-Tablets über die Ladentheken gewandert sein.
In den USA gingen jedoch 54 Prozent der Android-Verkäufe aufs Konto von Amazons Kindle Fire. Amazon hat seinem Billig-Tablet eine eigene Benutzeroberfläche verpasst und sieht den Kindle Fire als Verkaufsplattform für seine eigenen Produkte. Das grösste Online-Warenhaus der Welt zeigt mit dem 200-Dollar-Tablet den anderen Herstellern, «dass man Android nehmen, Googles App-Store über Bord werfen und erfolgreich sein kann», bringt es der Tech-Blog neuerdings.com auf den Punkt.
In die Röhre schauen aber auch Samsung, Asus, Sony und zahlreiche weitere Tablet-Hersteller, die auf Android setzen. Samsungs Anteil an den Android-Tablets ist von Dezember bis Februar 2012 von 24 auf 15 Prozent eingebrochen. Von den anderen Anbietern kann derzeit keiner mehr als zehn Prozent des Android-Kuchens erobern.
Zuflucht bei Windows 8
Nach Googles Durchhalteparolen ziehen immer düstere Wolken über Android auf. Microsoft ist in der zweiten Jahreshälfte mit seinem für Tablets optimierten Windows 8 am Start. Falls das Tablet-Geschäft bei Samsung, Asus und Co. nicht sehr bald anzieht, dürften die schleppenden Verkäufe die Hardware-Hersteller in die Arme von Microsoft treiben.
Bereits letzte Woche wies der taiwanesische Branchendienst «Digitimes» darauf hin, dass grosse PC-Hersteller wie Hewlett-Packard (HP), Acer und Dell ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung von Android abziehen und ihr Glück mit Windows-8-Tablets versuchen wollen. Bei der App-Entwicklung rücke Windows 8 in den Fokus. Mit weiteren Windows-Tablets ist von Lenovo, Asus und anderen asiatischen Herstellern zu rechnen. Auch bei Handy-Pionier Nokia scheinen sich die Pläne für Windows-Tablets zu verdichten.
Das Interesse an Windows 8 heisst nicht automatisch, dass Android aufgegeben wird. Das enttäuschende Kundeninteresse und die geringen Margen - Android-Tablets müssen deutlich billiger als das iPad verkauft werden - erleichtern den Wechsel aber bestimmt. Microsoft wollte sich auf Anfrage noch nicht dazu äussern, von welchen Firmen Windows-8-Tablets zu erwarten sind.
Inhalte verkaufen Tablets
Ob sich Windows-Tablets besser als Android-Tablets verkaufen werden, ist völlig unklar. Das schlagende Verkaufsargument sind vermutlich die Inhalte, sprich für Tablets optimierte Apps und Games sowie eine breite Auswahl an Musik, Filmen oder E-Books. Apple und Amazon haben bei den Inhalten derzeit die Nase vorn und sind deshalb mit dem iPad und Kindle Fire erfolgreich.
Dass der Königsweg über gute Inhalte führt, hat aber auch Microsoft erkannt. Der Windows-Konzern investiert 300 Millionen Dollar in die US-Buchhandelskette Barnes & Noble, die mit ihren Nook-Lesegeräten zu den schärfsten Rivalen von Apples iPad und Amazons Kindle gehört.
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