So schlägt sich das kleine Google-Tablet

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Das Nexus 7 im TestSo schlägt sich das kleine Google-Tablet

Ist weniger tatsächlich mehr? Wir haben das abgespeckte Mini-Tablet mit dem neusten Android-System getestet – und es am iPad mini gemessen.

Daniel Schurter
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Daniel Schurter

Während mehrerer Wochen hat mich das kleine Google-Tablet im Alltag begleitet. Das Nexus 7 war mein ständiger Begleiter, ob im Zug oder Tram, und hat mir dabei wertvolle Dienste erwiesen. Das liegt hauptsächlich am starken Display.

In einer überfüllten S-Bahn gibt es für mich nichts Besseres, als einen guten Film zu schauen. Die Kopfhörer einstöpseln und schon sind die Mitreisenden vergessen. Dank der hohen Auflösung von 1280 mal 800 Pixeln und der «MX Player»-App wird das Nexus 7 zum mobilen HD-Kino und übertrumpft locker den grösseren Bildschirm des iPad mini. Videos lädt man am besten via USB-Kabel auf das Gerät. Das funktioniert dank dem Gratis-Programm «Android File Transfer» auch problemlos mit dem Mac.

Der Nexus-7-Touchscreen überzeugt mit satten Farben und hohem Kontrast. Auch bei schwierigen Lichtverhältnissen (Sonneneinstrahlung, Lampen) halten sich die lästigen Spiegelungen in Grenzen. Selbst deutlich teurere Tablet-Konkurrenten kommen nicht an die Qualität der Anzeige heran.

Zudem passt das 12 Zentimeter breite Tablet bequem in eine Hand. Das liegt auch am geringen Gewicht von rund 330 Gramm und an der gewöhnungsbedürftigen Rückseite aus schwarzem Kunststoff. Die wirkt im Vergleich mit dem Aluminiumgehäuse des iPad mini weniger edel, doch die Verarbeitung ist tadellos. Dank dem «Taschenbuch-Format» lässt sich auf der Google-Flunder bequem lesen, auch im Stehen. Und falls man plötzlich aussteigen muss, verschwindet sie blitzschnell im Mantel.

Wo bleiben die Inhalte, Google?

Hardware hui, Software pfui? Na ja, so krass würde ich die Situation beim Nexus 7 zwar nicht beurteilen. Und doch tut sich ein Graben auf, zumindest aus Schweizer Sicht. Auf der einen Seite haben wir den Gerätehersteller Asus, der das 7-Zoll-Tablet im Auftrag von Google gebaut hat. Dabei beweisen die Ingenieure aus Taiwan, dass sie ihr Handwerk verstehen. Auf der anderen Seite haben wir den mächtigsten Internet-Konzern der Welt, der sein mobiles Betriebssystem Android in der neusten Version zur Verfügung stellt und mit seinem Online-Store Google Play gegen Apple und Amazon antritt.

Das Geschäftsmodell ist beim Online-Händler Amazon abgeschaut. Die Hardware wird zum Schnäppchenpreis angeboten, beziehungsweise subventioniert, um dann mit den Inhalten Geld zu verdienen. «Content is King» lautet das Motto auf den Tablets, die ja in erster Linie auf das Konsumieren von Inhalten und die Nutzung von Internet-Diensten ausgelegt sind. Deshalb bietet Google selber das Nexus 7 nur in Ländern an, in denen der eigene Online-Store solche Inhalte zu bieten hat. Also nicht in der Schweiz.

Zwar kann das Nexus 7 über Elektronikverkäufer im Internet geordert werden. Doch der Blick über die Landesgrenze zeigt, was hierzulande dem Google-Ökosystem (noch) fehlt. So bietet der deutsche Play Store nebst der grossen Auswahl an Apps (Programmen), Musik, Filme und E-Books an. In der Schweiz beschränkt sich das offizielle Angebot auf Apps. Immerhin lässt sich der Musik-Streaming-Dienst über einen technischen Kniff nutzen. Dazu registriert man sich über einen US-amerikanischen Proxy-Server.

Android 4.2 überzeugt

Noch ein Wort zur aktuellen Android-Version. Das aufgemotzte Jelly-Bean-System läuft flüssig und schnell. Äusserst praktisch ist die Multi-User-Funktion. Damit können sich mehrere Personen das Tablet teilen und dabei ihr Profil nach eigenem Gusto einrichten, inklusive Startbildschirm, Hintergrundfotos und Programmen. Der Wechsel zwischen den Nutzer-Profilen geht blitzschnell über den Sperrbildschirm (Lockscreen) vonstatten. Fazit: Diese Funktion wird in Mehrpersonen-Haushalten schnell unverzichtbar - hier könnte sich Apple eine gewaltige Scheibe abschneiden, bei iOS ist davon nichts zu finden.

Bekanntlich kommen die Besitzer eines Nexus-Geräts zuerst in den Genuss von Android-Updates. Das hat sich auch beim skurrilen Kalender-Bug bemerkbar gemacht. Innert einer Woche wurde der peinliche Fehler mit dem Mini-Update auf Version 4.2.1 korrigiert.

Fazit

Das Nexus 7 ist ein hochwertiges Mini-Tablet zum Schnäppchenpreis und ein handlicher Multimedia-Player für unterwegs. Ärgerlich aus Schweizer Sicht: Das Ökosystem (Google Play) ist hierzulande dürftig und beschränkt sich für Normal-User auf Apps. Pflicht für entdeckungsfreudige Android-Nutzer ist ein leistungsfähiger Malware-Scanner, der die Installationen in Echtzeit überwacht. Im offiziellen App-Store von Google sind mittlerweile um die 700'000 Programme verfügbar, viele davon gibts kostenlos, wenige sind für Tablets optimiert. Wer hierzulande auf ein grosses (Kauf-)Angebot an Filmen, Musik und E-Books zugreifen möchte, ist wohl mit einem (teureren) iPad besser beraten.

Wer im Alltag die praktischen und kostenlosen Google-Dienste wie zum Beispiel Gmail nutzt, ist gut bedient mit dem Nexus 7. Natürlich haben auch diese Gratis-Angebote ihren Preis: Als Nutzer «bezahlt» man mit seinen persönlichen Daten, die zu Werbezwecken ausgewertet und von Google zu gutem Geld gemacht werden.

Wer ein Smartphone besitzt, kann getrost das günstige WLAN-Modell kaufen. Die mobile Internetverbindung lässt sich über die Thethering-Funktion erstellen (ist in den Geräte-Einstellungen des Smartphones aktivierbar). Damit wird das Nexus 7 zum unverzichtbaren Begleiter - speziell für ÖV-nutzende Filmfans.

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