Smart-KamerasNur telefonieren kann man damit nicht
Samsung und Nikon zeigen mit ihren ersten Android-Kameras, wie wir künftig fotografieren. Mit Touchscreen, Internetverbindung und Apps sind die Smart-Cams (fast) Alleskönner.
Brauchen Fotokameras wirklich einen Touchscreen und Apps? Wer sich schon mal mit einer internetfähigen Kamera ohne Touchscreeen herumgeärgert hat, kennt die Antwort. Samsung und Nikon gehören zu den ersten Anbietern von Smart-Cameras mit Googles Android-Betriebssystem. Wir haben uns die Zukunft der Kompaktkameras angeschaut.
Kameras mit Internetverbindung gibt es seit einiger Zeit. Ohne Touchscreen war es allerdings mehr Qual als Spass, die geknipsten Fotos online zu teilen oder per E-Mail zu versenden. Bei der neusten Smart-Camera-Generation mit Android ist die Bedienung über den Touchscreen hingegen kinderleicht. Wer bereits ein Smartphone besitzt, fühlt sich sofort zuhause.
Zwar haben auch Smartphones eingebaute Kameras, die zumindest bei den
Topmodellen mittlerweile recht gut sind. Doch nun kommen Zwittergeräte aus der anderen Richtung: Die Samsung Galaxy Camera und die Nikon Coolpix S800c sind Digitalkameras, die wie die meisten Smartphones mit Android laufen und für die hunderttausende Apps bereitstehen.
Die eierlegende Wollmilchsau
Mit den Smart-Cameras kann man auch im Web surfen, Musik hören, YouTube-Videos schauen, «Angry Birds» spielen oder über Skype telefonieren. Da auf beiden Kameras ein vollwertiges Android läuft, hat man quasi eine eierlegende Wollmilchsau. Quasi, denn obwohl die Galaxy-Kamera über eine Micro-SIM-Karte verfügt und auch Lautsprecher und Mikrofon besitzt, lässt sich damit nicht telefonieren. Die Smart-Cameras haben dafür andere Stärken.
Der Vorteil gegenüber herkömmlichen Kameras liegt auf der Hand: Fotos können wie bei einem Smartphone via Touchscreen geschossen und mit zwei Klicks über Facebook, Twitter oder Instagram geteilt werden – bloss, dass die Bildqualität markant besser ist. Wer will, kann die Fotos auch automatisch in einen Online-Speicher wie Dropbox oder Google hochladen.
Zusätzlich stehen den Hobbyfotografen hunderte Bildbearbeitungs-Apps zur Verfügung, die im Android App-Store namens Google Play heruntergeladen werden können. Etwas veraltet ist bei der Nikon Coolpix die Android-Version 2.3. Smartphone-Spezialist Samsung ist bei seiner Galaxy Camera mit Android 4.1 weit aktueller.
Mit WLAN und 4G überall vernetzt
Android-Kameras können mit einem Google- und Dropbox-Konto verbunden werden. Alle Apps, die man bereits auf seinem Android-Smartphone installiert hat, erscheinen so wie von Geisterhand auf der Smart-Camera. Das Gleiche gilt für Fotos, die auf Googles Fotoalbum Picasa oder dem sozialen Netzwerk Google+ gespeichert sind.
Während sich die Nikon lediglich über WLAN mit dem Internet verbindet, kann in die Samsung eine SIM-Karte gesteckt werden, um auch unterwegs Fotos auf Facebook hochzuladen, zu mailen oder im Web zu surfen. Der Test mit der etwas klobigen Galaxy Camera zeigt, dass das Versenden oder automatische Hochladen von Fotos in den Onlinespeicher Dropbox über die Mobilfunkverbindung bestens klappt. Und der Haken? Mit aktivierter Internetverbindung (WLAN/Mobilfunk) ist der Akku schneller leer, als dem Fotografen lieb ist.
Einfache Bedienung - mittelmässige Kameras
Die Kamera-App wird wie bei Smartphones mit einem Klick auf das entsprechende Icon geöffnet. Bei der Galaxy Camera lassen sich alle Foto-Einstellungen über das 4,8 Zoll grosse Display (entspricht einem grossen Smartphone) auswählen. Für Einsteiger stehen zahlreiche Modi wie Makro, Landschaft, Panorama oder Nachtmodus zur Auswahl. Für ambitionierte Fotografen steht der Experten-Modus bereit, der von der Blende über die Helligkeit bis zur Belichtungsdauer dem Fotokünstler freie Hand lässt. Die Bedienung ist selbst im Experten-Modus angenehm einfach, zusätzlich werden für alle Einstellungen Tipps eingeblendet.
Anders als Handykameras haben beide Android-Kameras ein hochwertigeres optisches Zoom-Objektiv und einen relativ grossen Sensor. Beim Modell von Samsung ist das Zoom 21-fach, bei der Nikon 10-fach. Beide Kameras haben einen 16-Megapixel-CMOS-Sensor in der Grösse von 1/2,3-Zoll. Bei beiden Modellen handelt es sich um gute, aber nicht herausragende, Kompaktkameras. Das Mega-Zoom der Samsung überfordert beispielsweise den Bildstabilisator deutlich, das Resultat sind verwackelte Bilder.
Trotzdem: Wer sich mit einer digitalen Spiegelreflexkamera ähnlich überfordert fühlt wie in einem Flugzeug-Cockpit, aber mit seiner Smartphone-Kamera nicht zufrieden ist, könnte mit den neuen Smart-Cameras glücklich werden.
Die Nikon ist im Online-Handel ab rund 300 Franken, die Samsung ab rund 500 Franken erhältlich.
Mitarbeit: Felix Raymann
(Quelle: SnackTV)
Galaxy Camera
- Android Version: 4.1 Jelly Bean
- 4,77 HD-SLCD-Screen (1280 x 720 Pixel)
- WLAN und 4G
- 21-fach optisches Zoom
- 16-Megapixel-CMOS-Sensor (1/2,3-Zoll)
- F2.8, 23 mm
- 305 Gramm
Nikon Coolpix S800c
- Android-Version 2.3
- WLAN
- 3,5 Zoll-Display
- 10-fach optisches Zoom
- 16-Megapixel-CMOS-Sensor
- 184 Gramm