Das durchgeknallteste Game der Saison

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Geissen-SimulatorDas durchgeknallteste Game der Saison

Wie fühlt man sich als Ziege? Sicher nicht so, wie im «Goat Simulator». Das Game ist so gnadenlos sinnentleert, dass das es abartig viel Spass macht.

Jan Graber
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Jan Graber

In der Gamewelt herrscht derzeit ein Trend zu immer tiefsinnigeren Spielen – Games, die Spieler in die Welten von psychologisch komplexen Spielcharakteren eintauchen lassen und mitreissende Geschichte wie in den besten Hollywood-Filmen erzählen. Erinner sei beispielsweise an «The Last of Us» oder «Beyond Two Souls».

Nichts gegen solche tiefschürfenden Erfahrungen in Games, schliesslich bringen sie das Spielvergnügen auf neue Stufen. Hin und wieder brauchen Herr und Frau Spieler aber das absolut Sinnentleerte. Und die Sprache ist hier nicht von Games wie «Angry Birds» oder «Flappy Bird». Denn diese Games, so stupide sie auch sein mögen, verlangen vom Spieler Geschicklichkeit und eine Minimum an Taktik.

Abgehoben mit Jetpack

Die Rede ist von Spielen wie dem «Goat Simulator» - einem PC-Game, in dem Spieler ins Fell einer Ziege schlüpfen, um auf begrenztem Raum eines Kleinstädtchens so viel Schaden wie möglich anzurichten. Die einzige Aufgabe ist die Zerstörung und das abgedrehte Vergnügen, mit der Ziege die unmöglichsten Tricks zu vollführen.

So kann das Vieh beispielsweise einen Kran hochklettern, um sich mit Schmackes und ohne jedes Ziel in die Tiefe zu stürzen. In den oberen Etagen eines Hauses findet die Geiss ein Jetpack, was das Flugvergnügen unter Umständen nicht nur verlängert sondern auch absolut unkontrollierbar macht. Mit Kopfstössen zerstört sie zudem alles, was ihr in den Weg kommt – von simplen Hecken über ausgewachsene Lastwagen bis hin zu ganzen Tankstellen. Auch Menschen können auf die Hörner genommen werden und wenn die Ziege ihre überlange Zunge ausfährt, heftet sich alles daran, was im Weg liegt – inklusive Autos oder Lampenpfosten, die sie mit sich zieht, solange die Zunge kleben bleibt.

Irre Kombinationen

Der Spieler spielt weder gegen die Zeit, noch muss er Missionen erfüllen. Einzig so viele Punkte wie möglich sollte er sammeln, was aber auch nicht wirklich zählt, da schlicht jede Aktion belohnt wird: Sorgt der Spieler nur genügend lange für Chaos, füllt sich das Punktekonto von selbst.

Der Spass von «Goat Simulator» liegt in der gnadenlosen Ziellosigkeit. Das Game befriedigt dabei nicht nur wegen der Möglichkeit, alles im Weg stehende kaputt zu machen, sondern auch, weil es dazu animiert, die unmöglichsten Tricks zu versuchen. Was passiert zum Beispiel, wenn die Ziege mit dem Jetpack auf ein Trampolin steigt und auf dem höchsten Punkt des Sprungs die Düsen einschaltet? Kann sie mit einer Karre an der Zunge eigentlich auch den Kran hochklettern?

Die Spieler wollten es so

Optisch könnte das Game dabei schrottiger nicht sein. Grafische Kollisionen – wenn etwa die Ziege vor einer Wand steht, ihr Kopf aber in der Wand verschwindet – gehören ebenso zum Spiel, wie das absurde Schlenkern des Ziegenkopfes, wenn sie irgendwo hochklettert. Die miese Grafik unterstreicht die Sinnlosigkeit des Games zusätzlich und entbindet den Spieler von allen Erwartungen an nur schon die geringste Spur von Ernsthaftigkeit.

Entstanden ist der «Goat Simulator» bekanntlich als Scherz zweier Gameentwickler, die damit nur eine Game-Technologie testen wollten. Wegen positiven Feedbacks auf einen YouTube-Film wurde daraus aber ein vollwertiges Spiel. Na ja, zumindest fast.

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