Gran Turismo 5Sony stösst Schweizer Zocker vor den Kopf
Mit dem Rennauto durch Luzern oder die Berner Altstadt rasen: Dieser mit Trailern vorgegaukelte Gran-Turismo-Traum ist geplatzt. Die Gamer-Seele kocht.
Zwei Tage nach dem Verkaufsstart des Rennspiel-Klassikers Gran Turismo 5 (GT5) macht sich bereits grosser Ärger breit: «Zuerst macht uns Playstation monatelang ‚giggerig' mit einem Video, auf dem Bern zu sehen ist, und dann das», sagt der Berner Gamer Avni Ibrahimi. Das Spiel Gran Turismo 5 sei eine grosse Enttäuschung für ihn. Der Grund: Sony erweckte in einem offiziellen Gametrailer den Eindruck, die GT5-Spieler könnten mit aufgemotzten Boliden durch die Berner Altstadt rasen. Ein Video zeigt während mehreren Sekunden aus allen Winkeln, wie Rennwagen durch die extrem detailgetreue ‚nachgebaute' Marktgasse brausen. Selbst Tramnummern und Schaufenster von Fielmann sind zu erkennen.
Luzerner Tourismusdirektor jubelte bereits
Damit nicht genug: In einem anderen Trailer rasen die Boliden über eine Minute lang durch Luzern. Zu sehen ist etwa ein getunter Subaru auf dem Rathaus-Steg. Touristen laufen der Reuss entlang, fotografieren die Kapellbrücke oder schauen zur Jesuitenkirche hinüber. Der Luzerner Tourismusdirektor Marcel Perren jubelte bereits: «Es ist unglaublich, wie detailgetreu sie die Kapellbrücke im Video darstellen. Das ist super Werbung.» In der Tat haben sich die Vorgänger des Spiels bereits über 50 Millionen Mal verkauft.
Wer jedoch das lang ersehnte Spiel in die Playstation 3 schiebt, erlebt eine Riesenentäuschung: Es stehen zwar 1000 Fahrzeuge und 71 Strecken von Tokio bis London und vom Daytona Speedway bis zum Autodrome Nazionale Monza zur Auswahl. Weder eine Rennstrecke durch Luzern noch ein Berner Circuit sind zu finden.
Eigerstrecke als Trostpflaster
«Gerade wegen der Bern-Strecke stürmen uns die Kunden den Laden», sagt ein Interdiscount-Verkäufer in einem Berner Geschäft. Und die kommen in Scharen, nicht nur bei Interdiscount: «Fast jeder Kunde kauft derzeit GT5», sagt Peter Schmid von Mediamarkt-Filiale in Muri BE.
Auch bei Sony Schweiz rätselt man darüber, wieso die Schweizer Strecken nach der grossen Präsenz in den Trailern leer ausgegangen sind. «Wir haben keinen Einfluss auf die Streckenauswahl der Programmierer. Wir verstehen aber den Ärger der Kunden», sagt Sony-Sprecherin Angela Blank zu 20 Minuten Online.
Für alle Patrioten-Zocker bleibt ein kleiner Trost: Der Eigernordwand-Track bleibt auch in der neuesten Version des bislang über 50 Millionen Mal verkauften Spiels erhalten.