Trump-DekretAus Wut in drei Tagen ein Game programmiert
In kürzester Zeit setzte der Schweizer Gamedesigner David Stark ein Game zum US-Einreiseverbot um. Die Gameindustrie wendet sich gegen Donald Trump.
«Und dann stieg mir die Zornesröte ins Gesicht», sagt David Starks. Sein Ärger ist auch eine Woche später noch spürbar. Er fährt fort: «Ich musste etwas tun.» Umgehend machte er sich ans Werk. In nur drei Tagen entwickelte er das Game «Martian Immigration Nightmare», ein kleines kafkaeskes Stück über die Einreise-Formalitäten bei einem Marsflug – und ein politisches Statement an die Adresse des Tesla-Erfinders Elon Musk.
Doch von vorne: Am 27. Januar erlässt US-Präsident Donald Trump das Dekret, dass Einwohnern von sieben muslimischen Ländern die Einreise ab sofort untersagt ist. Während sich fast das ganze Silicon Valley gegen das Dekret wendet und sich auch die Gameindustrie zusammenrauft, um dagegen zu protestieren, springt Elon Musk – Visionär und Gründer von Tesla und eine Figur, von der David Stark eigentlich viel hält – für Donald Trump in die Bresche. «Ich war voller Wut und Enttäuschung über Elon Musk», sagt Stark. Der Kniefall des Visionärs, zu dessen wichtigsten Plänen die Besiedelung des Mars gehört, bringt Stark auf die Palme.
Grosse Studios begehren auf
Um Dampf abzulassen und ein Statement zu setzen, entscheidet er sich, ein simples Spiel zu entwickeln. Es lässt Spieler in die Rolle Elon Musks schlüpfen, der zum Mars fliegen will und dessen Dokumente kurz vor dem Einchecken aber ungültig werden. Verzweifelt versucht er danach in einem kafkaesken Prozess, zu neuen Dokumenten zu kommen – erfolglos. Nach drei Tagen ist das Spiel «Martian Immigration Nightmare» fertig, Mitstreiter des Zürcher Impact Hubs haben die Grafik dazu geliefert.
David Stark ist bei weitem nicht der Einzige der Gamewelt, der sich gegen das Dekret ausgesprochen hat. In den USA haben sich namhafte Entwicklerstudios dagegen gewendet, darunter Blizzard («World of Warcraft», «Diablo»), Insomniac («Ratchet & Clank», «Resistance»), Harmonix («Rock Band») und Electronic Arts («Fifa», «Battlefield»). Auch Organisatoren von Festivals wie der kommenden Games Developer Conference üben harsche Kritik.
Schaden abwenden
Auch der Verband der amerikanischen Gameindustrie, die Entertainment Software Association (ESA) wies darauf hin, wie wichtig Arbeitskräfte aus der ganzen Welt für die amerikanische Gameindustrie seien. Derweil liessen es zahlreiche Studios nicht bei einem Aufschrei bewenden: Sie nutzen Gameverkäufe, um der American Civil Liberties Union (ACLU) Geld zu spenden. Die ACLU hat wegen des Einwanderungsstopps beim Gericht Klage eingereicht – erfolgreich: Die US-Regierung ist mit ihrem Einreisestopp für Muslime vor einem Berufungsgericht abgeblitzt.
Spiele gegen die Absichten Donald Trumps dürften in nächster Zeit wohl einige zu erwarten sein. David Stark dürfte mit «Martian Immigration Nightmare» indessen einer der Ersten sein, der sich gezielt dem Thema angenommen hat. «Letztlich war es ein Ventil für mich und ich werde das Game nicht weiterentwickeln», sagt er. Muss er auch nicht: Wie mittlerweile bekannt wurde, haben sich auch Elon Musks Firmen Tesla und SpaceX gegen das Dekret gestellt.

David Stark
Stark ist Gameentwickler und war Co-Organisator des diesjährigen Global Game Jams in Zürich. In der Szene einen Namen gemacht hat er sich mit dem Strategie-Spiel «Airships: Conquer the Skies». Das Spiel «Martian Immigration Nightmare» kann auf seiner Website gespielt werden.