Prügelnde Game-HeldinnenDiese bärenstarken Frauen hauen jeden um
In Prügelspielen sind die schlagfertigen Mädels die heimlichen Stars. Sie sind agiler und deshalb auch besser. Das dachte zumindest unser Game-Redaktor - bis er eines Besseren belehrt wurde.
Ich mag Frauen. Ja, auch in der Realität. Aber ich spreche hier nicht vom richtigen Leben, sondern von Prügelspielen, den sogenannten Beat'em-ups. Egal, ob im neusten «Tekken Tag Tournament 2», der aktuellen Neuauflage von «Dead or Alive» oder in weiteren Hau-drauf-Klassikern à la «Street Fighter» oder «Soulcalibur» – stets schicke ich weibliche Charaktere in den Kampfring.
Zugegeben, auch das Optische spielt eine Rolle; es ist einfach schöner, einer Kämpferin zuzuschauen, wenn sie den Gegner verdrischt, als einem behaarten, schwerfälligen Pflock. Herrlich beispielsweise, wie Christie Monteiro vor dem Gegner rumtänzelt, um ihm blitzschnell im Capoeira-Kampfstil auf die Nuss zu klopfen. Wichtiger als das Visuelle sind mir denn auch die physischen Vorteile: Weibliche Prügelmädchen sind schneller, wendiger und agiler. Dachte ich zumindest. Bis ich eines Besseren belehrt wurde.
Die Technik bremst
Dass weibliche Kämpferinnen agiler sind, sei ein Mythos, an den viele Spieler glauben, sagt Katsuhiro Harada, Game Director und Chief Producer der «Tekken»-Reihe auf schriftliche Anfrage von 20 Minuten Online. «Bei der Programmierung und Ausbalancierung unterscheiden wir jedoch nicht zwischen männlichen und weiblichen Figuren», verrät der «Tekken»-Producer. Die Figuren hätten die gleichen Stärken und Schwächen. Harada: «Dasselbe gilt für Tiere, Dämonen und andere Charaktere.»
Im Gegenteil habe sich gemäss den Daten gezeigt, dass männliche Figuren bisweilen schneller und agiler reagieren. Der Grund dafür liege an der Berechnung der Bewegungsabläufe: «Bei den weiblichen Figuren legen wir viel Wert aufs gute Aussehen und schöne Bewegungsabläufe.» Was zur Folge habe, dass es vor allem in entscheidenden Momenten einen Tick länger dauert, bis der Angriff berechnet ist und die Kämpferin den Angriff eine Spur später auslöst. Es komme ein weiterer Unterschied hinzu, verdeutlicht Harada: «Kämpferinnen sind kleiner und deshalb schwieriger zu treffen.» Was sich aber auch als Nachteil erweisen kann, denn auch die Spannweite der Arme und Beine ist kürzer: Sie kommen schlechter an den Gegner heran.
Männliche Helden sind beliebter
Also waren ich und zahllose andere virtuelle Prügler bisher auf dem Holzweg. Welche Kämpfer er denn empfehlen würde, frage ich den «Tekken»-Profi, der selbst auch Kampfsport betreibt. «Anfänger sollten Kämpfer nehmen, die den Capoeira-Stil nutzen: Christie, Eddy oder Tiger Jackson», sagt Harada. Sie würden die Gegner selbst dann treffen, wenn der Anfänger nur wild auf den Buttons rumdrückt. Zumindest weiss ich jetzt, wieso mir Christie zusagt.
Die beliebtesten Figuren in «Tekken 6» seien Devil Jin und Lars bei den Männern und Lili bei den Frauen gewesen. Für das aktuelle «Tekken TagTournament 2» will Harada jedoch keine Zahlen nennen. Generell lasse sich aber sagen, dass mehr männliche als weibliche Figuren gewählt werden. «Abhängig vom jeweiligen Land gibt es aber interessante Unterschiede», sagt Harada. Welche, verrät er nicht.
In Zukunft werde zumindest ich mir gut überlegen, ob ich weiterhin aufs weibliche Geschlecht setze. Zumindest in Prügelspielen scheinen die schlagfertigen Mädels keinen Vorteil zu bieten. In der Realität sieht es natürlich anders aus.
Gameplay «Tekken Tag Tournament 2»:
(YouTube.com)
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