Der hintersinnige Weltenerfinder

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Schweizer GamedesignDer hintersinnige Weltenerfinder

Spiele sind ihm oft zu geradlinig und er liebt es, Sci-Fi-Storys zu erfinden. Sein Spiel «Airships» hat David Stark jedoch entwickelt, um Dampf abzulassen.

Jan Graber
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Jan Graber
Luftschiffkapitän: David Stark hat mit «Airships: Conquer the Skies» ein komplexes Tower-Defense- und Strategiespiel entwickelt.
Spieler setzen in «Airships» ihre eigenen funktionierenden Luftschiffe zusammen, um ...
... mit diesen feindliche Städte zu erobern.
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Luftschiffkapitän: David Stark hat mit «Airships: Conquer the Skies» ein komplexes Tower-Defense- und Strategiespiel entwickelt.

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«Ich war eher die Leseratte. Ich bin nicht wie andere Kinder mit Nintendo aufgewachsen», sagt David Stark und schaut den Journalisten mit einem verschmitzten Blick aus seinen stahlblauen Augen an. Als lauere er darauf, ob dieser die feine Ironie der Aussage erfasst. Diese lautet: Obwohl der 31-jährige Gameentwickler als Kind wenig Videogames spielte, entwickelte er bereits mit 17 Jahren sein erstes Game – einen Klon des Urklassikers «Asteroids». Ein erfolgreicher Start: Stark bot das Game gratis an, es wurde bis heute über 50'000-mal heruntergeladen.

Sein Flair für die Gameentwicklung entdeckte Stark trotz seiner Vorliebe für Bücher in einem Spiel: «Escape Velocity» hiess es und ermöglichte Spielern, einfache Modifikationen vorzunehmen. Stark baute Raumschiffe und schuf eigene Welten, stiess aber schnell an Grenzen. Doch er erkannte, dass er mit Gametechnologien seine Wunschuniversen bauen konnte. Da er sich für Raumschiffe und Science-Fiction interessierte, wollte er zwar ursprünglich Physik studieren. Stattdessen begann er ein Computer-Science-Studium in der englischen Universitätsstadt Cambridge.

Programmieren mit Wut im Bauch

«Mich frustriert bei Games, wenn der Fokus nur auf der Story liegt und das Spiel linear abläuft», sagt er. Als er 2012 in die Schweiz zurückkehrte, wollte er deshalb etwas anderes versuchen: Zuerst brachte er einen skurrilen Side-Scrolling-Shooter namens «Patent Blaster» heraus, in dem Spieler schlechte Patent-Illustrationen abschiessen müssen. Bereits damals aber hatte er die Idee zu einem grösseren Spiel – einem Sci-Fi-Game über Luftschiffe.

Bevor der Programmier-Freelancer das Spiel aber in Angriff nahm, musste er über den Tisch gezogen werden: Er hatte Programmierarbeit für ein Start-up-Unternehmen geleistet, doch dieses implodierte, Geld für seine Arbeit sah Stark nie und er spricht von Betrug. «Ich hatte eine riesige Wut im Bauch und musste Dampf ablassen», sagt er. Also begann er mit einem Game, in dem vieles explodiert – es war die Geburtsstunde von «Airships: Conquer the Skies» (siehe Info-Box).

Welten statt Menschen

«Ich startete mit einem sauschlechten Konzept», sagt Stark, schmückt seine Worte aber wieder mit dieser feinen Ironie. Er packte so viele Spielelemente ins Game, dass die Entwicklung kompliziert wurde: Multiplayer, Echtzeitschlachten zwischen Luftschiffen, ein komplexes Innenleben in den Schiffen. «Ich verkomplizierte das Spiel bewusst, damit das Unerwartete geschieht», sagt Stark. Er programmierte und designte alles selbst, einzig die Musik liess er von einem Amerikaner namens Curtis Schweitzer komponieren.

Nicht nur spielmechanisch, sondern auch wirtschaftlich ging Stark, der sich im digitalen Raum Zarkonnen nennt, eigene Wege: Wie bei «Minecraft» veröffentlichte er «Airships» Stück um Stück. Am Anfang stand ein kaum spielbares Game zum Download bereit, mittlerweile aber ist eine vollwertige Version auf der Download-Plattform Steam erschienen. Damit ist Starks Arbeit im virtuellen All nicht getan. «Airships» soll weiterhin ausgebaut werden und bereits hat er ein weiteres Sci-Fi-Spiel im Sinn: ein Game über ein UFO, in dem Spieler die Menschheit unterjochen müssen.

«Mich hat immer schon der schöpferische Aspekt des Gameentwickelns fasziniert», sagt Stark. Und ergänzt: Ihn habe das Erstellen von Welten stets mehr interessiert als die Menschen darin. Und dann wartet er wieder mit seinem durchdringend klaren Blick auf die Reaktion des Journalisten.

Der Gametrailer zu «Airships»

«Airships: Conquer the Skies» ist eine Mischung aus Tower-Defense- und Strategie-Game: Spieler bauen darin aus vorgefertigten Modulen mehr oder weniger komplexe Luftschiffe, um Städte zu erobern und feindliche Luftschiffe zu bodigen. Eroberte Städte bringen Cash, um grössere Schiffe zu bauen. Zur Konstruktion eines Schiffs müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden: Steht beispielsweise das Munitionsdepot neben dem Antrieb, verliert das Schiff bei Explosion des Depots die Möglichkeit zu manövrieren. Andererseits kann ein Schiff bei geschickter Konstruktion auch weiterkämpfen, wenn es in zwei Hälften bricht. Optisch zelebriert «Airships» die pixelige Retro-Steampunk-Ästhetik. Erhältlich ist das Game auf Steam.

Zarkonnen.com/airships

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