Gewalt-Games erzeugen keine Gewalttäter

Aktualisiert

LangzeitstudieGewalt-Games erzeugen keine Gewalttäter

In zwei Studien hat ein US-Psychologe belegt, dass Gewalt in Medien seit 1920 zugenommen hat. Demgegenüber hat die Verbrechensrate kontinuierlich abgenommen.

Ill-FiL
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In zwei Langzeitstudien hat der US-Wissenschaftler Christopher J. Ferguson von der Stetson University in Florida untersucht, inwiefern mediale Gewalt sich auf die Anzahl Gewaltdelikte in der Gesellschaft auswirkt.

In der ersten Studie untersuchte der Forscher die Entwicklung von Gewalt in Filmen zwischen 1920 und 2005 und verglich sie mit der Anzahl begangener Morddelikte in den USA. Die zweite ging der Frage nach, wie sich der Konsum von Gewalt in Videogames im Vergleich zur Entwicklung der Jugendgewalt innerhalb der letzten 20 Jahre verhielt. Beide Studien kommen zum Schluss, dass der steigende Konsum medialer Gewalt seit 1990 keine Zunahme von Gewaltdelikten innerhalb der Gesellschaft zur Folge hat.

Wer zockt, bleibt zu Hause

Gegenüber dem deutschen Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» (Ausgabe 46/2014) äusserte sich Ferguson zum Resultat seiner Langzeituntersuchungen. Er ist der Meinung, dass Egoshooter die Spieler keineswegs desensibilisieren würden, da dies «am Computer ohnehin nicht funktionieren würde». Allerdings würden derartige Games auch nicht dazu dienen, Aggressionen abzubauen. Für den Psychologen ist die Erklärung für die gleichzeitige Zunahme von Brutalo-Games bei sinkender Jugendgewalt-Rate schlicht, dass der, der zu Hause am Computer daddelt, «weniger Zeit hat, sich draussen zu prügeln».

Gewalt darstellende Spiele wirken sich also nicht direkt auf das Verhalten der Gamer aus. Als Freizeitbeschäftigung können sie aber Jugendliche davon abhalten, auf die schiefe Bahn zu geraten. Nimmt man Fergusons Erklärung wörtlich, würde dies zudem bedeuten, dass es überhaupt keine Rolle spielt, welche Art Games Jugendliche spielen. Soll die Zahl der Gewaltdelikte weiter zurückgehen, müsste gemäss dem Wissenschaftler einfach mehr gedaddelt werden.

Studie stärkt Interessenverband

Den Präsidenten von GameRights, Thomas Riediker, überraschen die Ergebnisse der Langzeitstudie nicht. «Schon viele unabhängige Studien haben bislang belegt, dass die Auswirkungen von Games auf die Spieler im Allgemeinen vernachlässigbar sind», so der Vorsitzende der unabhängigen Konsumentenorganisation und Interessenvertretung der erwachsenen Schweizer Gamer. Allerdings zeigt sich Riediker erfreut, dass dies nun auch von einer Langzeitstudie bestätigt würde. Hierdurch würden die Ansichten der Vereinigung sowie deren Projekte gestärkt.

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Gaming ist gut fürs Gehirn

Bild: onlineuniversities.com

In einer anderen aktuellen Studie untersuchten amerikanische Wissenschaftler um Vikranth Rao Bejjanki vom Princeton Neuroscience Institute, inwiefern sich speziell Action-Games wie Shooter auf das menschliche Gehirn auswirken. Die Studie bestätigt, was ältere Untersuchungen auch schon gezeigt hatten: Spieler von 3D-Action-Games zeigen eine verbesserte Auffassungsgabe, sind aufmerksamer und haben eine bessere Wahrnehmung.

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