In der Schule nur gezockt - und bestanden

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Game-BachelorsIn der Schule nur gezockt - und bestanden

Ein neuer Jahrgang von Bachelor-Absolventen der Zürcher Hochschule der Künste steht bereit, um die Gamewelt zu erobern – mit spannenden Spielen. Wir stellen die besten Abschlussarbeiten vor.

von
Jan Graber
Zwei Durchgeknallte: Das Jump'n'Run-Spiel «Ned & Ted» von Marc Gruber und Simon Kovatch überzeugt nicht nur mit einer eigenwilligen Grafik...
... sondern auch mit einem einzigartigen Leveldesign, in dem zwei Figuren gleichzeitig gesteuert werden müssen.
Am Anfang war die Skizze: Studie zum Spiel «Ned & Ted».
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Zwei Durchgeknallte: Das Jump'n'Run-Spiel «Ned & Ted» von Marc Gruber und Simon Kovatch überzeugt nicht nur mit einer eigenwilligen Grafik...

Es fehlen die grossen Würfe, war an dieser Stelle noch vor wenigen Monaten zu lesen. Schweizer Gameentwickler würden zwar hervorragende Arbeit leisten und innovative Spiele erfinden, aber für den grossen Durchbruch fehlten Geld und neue Ideen. Geld ist zwar immer noch keines vorhanden. Mit den Ideen könnte es hingegen klappen, wie eine Führung durch die Abschlussarbeiten der Bachelor-Studenten Gamedesign der Zürcher Hochschule der Künste zeigt. 15 Studenten präsentierten ihre Werke – und darunter waren erstaunlich professionelle Arbeiten zu finden.

Zwei Irre

Zuvorderst das Jump'n'Run-Spiel «Ned & Ted», das die Geschichte von zwei Durchgeknallten erzählt, die aus der Psychiatrie flüchten wollen. Der Spieler steuert beide Figuren gleichzeitig und schafft den Level nur, wenn beide das Ziel erreichen. Das Game überzeugt ebenso mit der Spielidee wie mit einer eigensinnigen Grafik. Entwickelt wurde «Ned & Ted» von Marc Gruber und Simon Kovatsch. «Wir wollten den Slapstickhumor in die Spielwelt bringen», sagt Gruber. Das Spiel soll für PCs und Macs erscheinen – sobald ein Publisher gefunden ist.

Trailer: «Ned & Ted»

(Quelle: Vimeo)

Idylle im Garten

Potenzial zu internationaler Anerkennung hat auch das von der Pro Helvetia prämierte «Daina: The Herbarium», das an der ZHdK sowohl als Bachelor- (Yasemin Günay) als auch als Master-Abschlussarbeit (Dario Hardmeier und Raffaele De Lauretis) gezeigt wurde. Das Point'n'Klick-Abenteuer kommt völlig ohe Gewalt und Monster aus, stattdessen müssen Gärten bewirtschaftet werden. Im Dezember 2012 soll das Game für PC und Mac erscheinen.

Gameplay «Daina The Herbarium»

(Quelle: Youtube)

Das explosive Gürteltier

Bereits im App Store erhältlich ist «Armadillo» von Ralf Mauerhofer und Stefan Spieler. Gerade mal drei Monate benötigten die beiden BA-Absolventen, um das klassische Geschicklichkeitsspiel umzusetzen. «Neben der Entwicklung des Spiels selbst wollten wir für unsere Arbeit alle Schritte inklusive Polishing und Marketing durchlaufen», sagt Mauerhofer.

(Quelle: Vimeo)

Auf die Schippe genommen

Sowohl als Wirtschaftssimulation wie auch als Parodie kann «My Flourishing Graveyard» verstanden werden. «Wir versuchten die Absurdität von Simulator-Spielen auf die Spitze zu treiben», sagt Mischa Geiser, der das Game zusammen mit Binan Woll entwickelt hat. Sie kamen auf die Idee eines Friedhof-Simulators: Tagsüber muss der Friedhofsgärtner die letzte Ruhestätte möglichst attraktiv gestalten, in der Nacht hat er alle Hände voll damit zu tun, die Untoten zurück ins Reich der Toten zu schicken. Geiser und Woll sind ebenfalls auf der Suche nach einem Publisher.

Inuit mit Wärme

Ein Spiel im grafischen Stil von «Edna bricht aus» hat Miriam Wissel mit «Farewell» kreiert. Darin muss ein Inuit zurück an den Nordpol gebracht werden, indem auf jeder Insel, auf der er landet, mindestens eines von drei Rätseln gelöst wird. «Ich wollte ein Mobile-Game schaffen, das kurzweilige Rätsel enthält, aber auch eine Geschichte um einen Protagonisten erzählt», sagt Wissel. «Farewell» soll im App Store erscheinen, sobald die Gamedesignerin genügend Level geschaffen hat.

Mit der Maus fuchteln

Als Studie einer neuartigen Kampfsteuerung hat Flurin Jenal das Game «Butsch» programmiert. In dem in leuchtenden Primärfarben gehaltenen Kampfspiel benutzt der Spieler die Mausbewegungen, um die tatsächlichen Schläge des Helden auszuführen. «Eine ausgereifte Version des Spiels ist für die Zukunft geplant», sagt Jenal.

(Quelle: Vimeo)

Alter Hase

Mit dem iOS-Game «Hollow Grounds» hatte Jeremy Spielmann bereits für Aufmerksamkeit gesorgt, als Masterarbeit hat er nun den Nachfolger «Highest Heart» vorgestellt. Das Geschicklichkeitsgame mit der einzigartigen Grafik soll im Herbst im App Store erhältlich sein, Spielmann befindet sich bereits in Gesprächen mit Gamepublishern.

(Quelle: Youtube)

Fazit: Besser den je

«Das Niveau steigt», fasst René Bauer, Dozent für Gamedesign an der ZHdK, die diesjährigen Abschlussarbeiten zusammen. Dies habe einerseits mit den Technologien zu tun, andererseits aber auch damit, dass diejenigen, die sich fürs Studium bewerben, nicht mehr Game-Nerds seien, sondern zielgerichtet einen Beruf in der Spielebranche suchen.

Gamedesign an der ZHdK

2004 wurde das Programm Gamedesign als Teil des Studiengangs Interaction Design an der damaligen HGKZ ins Leben gerufen. Mittlerweile hat sich Gamedesign nicht nur einen internationalen, erstklassigen Ruf erworben und gehört zu den wenigen, die eine spezifische Gameausbildung im europäischen Raum abbieten, sondern hat an der ZHdK auch den Status einer eigenen Studienvertiefung erhalten.

Pro Studiengang werden 15 Studenten aufgenommen, laut René Bauer, Dozent an der ZHdK, gibt es aber ein Vielfaches an Interessenten. «Wir haben immer mehr Bewerbungen», sagt Bauer.

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