Ist «Star Wars» das neue «World of Warcraft»?

Aktualisiert

Macht gegen MagieIst «Star Wars» das neue «World of Warcraft»?

Lichtschwert oder Feuerkugel? Wagen wir einen Vergleich zwischen dem Rollenspiel-Veteranen «World of Warcraft» und dem vielversprechenden Herausforderer «Star Wars The Old Repulic».

von
Olivier Marti

Das Rollenspiel im Star-Wars-Universum steht einem beinahe übermächtigen Gegner gegenüber. Immerhin ist «World of Warcraft» (WOW) eines der erfolgreichsten PC-Spiele aller Zeiten und zählt heute noch, sieben Jahre nach der Veröffentlichung, knapp zehn Millionen zahlende Abonnenten, die regelmässig die Welt Azeroths betreten.

Beide Spiele sind sogenannte MMPORGs (Massive Multi-Player Online Roleplaying-Game). Die Rede ist von Online-Spielen, die mit zig Hunderten von anderen Spielern auf demselben Server gespielt werden.

Besser gut geklaut als schlecht erfunden

Die Ähnlichkeit zu WOW kann der Herausforderer - «Star Wars the Old Repulic» (SWTOR) - nicht verhehlen und will dies auch gar nicht. Getreu dem Motto: Gut geklaut ist besser als schlecht erfunden. So werden sich wohl die allermeisten Spieler für eines der beiden Spiele entscheiden. Denn beide verlangen neben dem eigentlich Kaufpreis (in welchen jeweils ein Monat freier Zugang zum Spiel enthalten ist) eine monatliche Gebühr von rund zehn Euro.

Mein Gott, ist der süss!

Man könnte vermuten, dass ein neuer Titel wie «Star Wars» grundsätzlich den Vorteil des Neuen und Unverbrauchten mitbringt. Der Erfolg des Genre-Königs «World of Warcraft» liegt jedoch gerade darin, dass es durch ständig neu eingebrachte Inhalte über Jahre für die Spieler spannend geblieben ist.

Im Hause Blizzard ist man sich der zunehmenden Konkurrenz bewusst und so wurde kurz vor der Veröffentlichung von «Star Wars the Old Repulic» die mittlerweile vierte Erweiterung zu WOW angekündigt: In «Mists of the Pandaria» halten erstmal knuffig-süsse Pandabären als spielbare Charaktere Einzug in das Fantasiereich.

Zurück in der Zukunft

Dennoch stellt sich bei den langjährigen WOW-Spielern mit der Zeit ein gewisses Sättigungsgefühl ein. Man hat schon alles in irgendeiner Form gesehen und ob hier die pelzigen Bambusliebhaber aus China die nötige Innovation und somit den frischen Wind bringen können, muss sich zeigen.

SWTOR hingegen ist neu, unverbraucht und einfach cooler. An dieser Stelle sei allen Lesern empfohlen, während dem Lesen des restlichen Artikels das folgende Video in voller Lautstärke abzuspielen. Sie werden sofort verstehen, was der Autor meint, wenn er von Atmosphäre spricht.

Quelle: YouTube.com

«Nimm das, du imperialer Abschaum!»

Ein guter Teil der Zielgruppe von SWTOR dürfte in seiner Kindheit die Star-Wars-Filme gesehen und geliebt haben. Viele von uns dürften ihre Mütter verrückt gemacht haben, indem wir uns mit Klopapier-Rollen behelfsmässige Lichtschwerter gebastelt haben und schreiend durch die Stuben rannten, wild johlend: «Nimm das, du imperialer Abschaum!»

Insofern wird mit SWTOR auch ein kleiner Kindheitstraum war und direkt nach dem einloggen in das Spiel fühlt man sich auch gleich «zuhause». Gleich zu Beginn werden wir mit einem cineastischen Trailer belohnt. Zu sehen gibt es fliegende Lichtschwerter, Kampfroboter und Macht-bewusste Krieger, die sich in bester Star-Wars-Manier dermassen auf die Mütze hauen, dass es eine wahre Freude ist.

Nach dem sich das erste grosse Grinsen und das wohlige Gefühl im Bauch langsam wieder gelegt haben, ist der nächste Schritt, seinen eigenen Charakter zu erstellen. Wahlweise als Jedi auf der guten, der hellen Seite der Macht oder als Sith auf der bösen, der dunklen Seite. Als Klassen stehen die üblichen Archetypen wie Nahkämpfer, Magier sowie Fernkämpfer zur Verfügung, die sich im Zuge des Erfahrungsanstieges immer weiter spezialisieren lassen.

Noch viel lernen du musst, junger Padawan

Ist der Charakter erstellt, landet man im jeweiligen Startgebiet seiner Klasse und wird mit den ersten Aufgaben betraut. Für Spieler, welche bereits WOW gespielt haben, ist der Einstieg so selbsterklärend wie ein Händetrockner in der öffentlichen Toilette: Man weiss sofort, wie der Hase läuft. Aber auch allen Neueinsteigern in die Welt der MMPORGs wird der Anfang leichtfallen. Das Spiel nimmt einen mit seiner dichten Story sanft an der Hand und führt den Spieler behutsam in die neue Welt und deren Möglichkeiten ein.

Und genau diese Story ist es, welche SWTOR von WOW absetzt. Selbige ist, wie man es von Bioware (dem Entwickler von SWTOR) auch schon von anderen Spielen her kennt, wahrhaft episch umgesetzt. Ich persönlich gehöre eher zu der «Labert nicht lange und lasst mich was tun»-Fraktion, aber bei SWTOR lehne auch ich mich entspannt zurück und verfolge gebannt die sich entfaltende Story. Im Übrigen sind auch die Synchronsprecher lobend hervorzuheben.

Eine Welt voller Möglichkeiten

Bis mein junger Sith-Krieger dann allerdings zu einem gefürchteten Lord heranreift, vergehen noch viele Stunden und noch mehr Sternensysteme wollen erkundet werden. Diese sind sehr abwechslungsreich gestaltet und führen einmal quer durch das komplette Star-Wars-Universum.

Damit ich in dieser grossen Welt nicht ganz alleine unterwegs bin, stellt mir das Spiel mit dem Erreichen des neunten Erfahrungslevels einen computergesteuerten Begleiter zur Seite, der mich von da an durch dick und dünn begleitet. Natürlich kann man sich auch, wie es sich für ein MMPORG gehört, jederzeit mit anderen menschlichen Mitspielern zusammenschliessen, um gemeinsam besonders schwierige Herausforderungen zu meistern. Allerdings besteht in SWTOR keinerlei Zwang, sich mit anderen Spielern zusammenzutun und man kann das Spiel komplett auf eigene Faust erkunden.

Fazit: unter den Weihnachtsbaum, oder doch nicht?

Ob es SWTOR nun vermag, dem übermächtigen Konkurrenten WOW zu trotzen und sich ebenfalls längerfristig am Markt zu etablieren, wird sich zeigen müssen. Entscheidend hierfür wird sein, wie gut es die Entwickler von SWTOR verstehen werden, ständig neue Inhalte nachzuliefern und wie motivierend das Endgame für die Spieler sein wird, sobald mit Level 50 die derzeitige Maximal-Stufe erreicht ist.

Spass macht das Spiel auf jeden Fall und es kann jedem, der nur ansatzweise Star-Wars-Fan ist oder etwas mit MMPORGs anfangen kann, ans Herz gelegt werden.

Opening Cinematic Trailer «Star Wars The Old Republic»:

Quelle: YouTube.com

«Star Wars The Old Republic» Gameplay Video:

Quelle: YouTube.com

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Olivier Marti (33) ist Projektleiter bei 20 Minuten Online und fungiert als Bindeglied zwischen Redaktion, Verlag und IT. Der Kampfsportler spielt am liebsten online, mag Shooter mit taktischen Elementen, die den Teamgedanken fördern. Spiele wie «Enemy Territory», «Team Fortress 2» und die alten «Call of Duty»-Spiele sind genau seine Schiene.

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