Angriff der AndroidenKommt jetzt der Playstation-Vita-Killer?
Mit dem GamePad von Archos ist nach der Ouya-Konsole ein weiteres Android-Gerät speziell für Games angekündigt. Der Konsolenmarkt wird aufgemischt.
Zehn Jahre lang war Ruhe. Als Microsoft 2001 ins Geschäft mit den Videospielkonsolen einstieg, sollte sich in diesem Bereich nicht mehr viel bewegen; fortan teilten sich die drei Grossen – Nintendo, Sony und Microsoft – den Konsolen-Markt unter sich auf. Erst Apples App Store in Kombination mit iPhone und iPad brachten Bewegung in den Game-Markt; das Geschäft mit den vollwertigen Spielkonsolen bedrohte dies indessen nur marginal.
Die ruhigen Zeiten sind jedoch vorbei: Mit dem von Google entwickelten mobilen Betriebssystem Android wurde eine vor allem auch für Gamehersteller interessante Grundlage geschaffen. Die Android-Nutzer können darauf ihrem Spieltrieb freien Lauf zu lassen – auch was die Hardware, respektive die Konsolen betrifft: Vor kurzem hat die mittels Crowdfunding finanzierte Konsole Ouya für Gesprächsstoff gesorgt. Nun hat an der diesjährigen Elektronikmesse IFA auch der ehemalige MP3-Gerätehersteller Archos eine portable Spielkonsole vorgestellt, die für Wirbel sorgt: den Archos Gamepad, der Ende Oktober für unter 150 Euro erscheinen soll.
Das multifunktionelle Sandwich
Das Gerät lässt sich auf verschiedene Weise nutzen: Einerseits handelt es sich um ein reguläres Tablet mit Touchscreen, das auf der Basis des Betriebssystems Android 4.0 Ice Cream Sandwich basiert. Das Gerät bietet somit E-Mail, Internetzugriff und die Möglichkeit, Android-Apps inklusive aller Games aus dem Google Play Store zu laden. Wichtiger ist indessen die Möglichkeit, die Spiele nicht nur per Touchscreen sondern auch mit den im Gamepad integrierten Analogsticks, Buttons und dem D-Pad zu steuern. Das Archos Gamepad gleicht bezüglich Aussehen und Funktionalität zudem Sonys Playstatin (PS) Vita – die rückseitige Touchpad-Funktion der Vita kann das Archos-Gerät allerdings nicht bieten.
Dafür hat Archos einen Weg gefunden, auch nur auf Touchscreen ausgerichtete Games mit den physikalischen Controller-Elementen zu spielen: Eine automatische Spielerkennung und ein sogenanntes Mapping-Tool sorgen dafür, dass die Touchscreen-Steuerbefehle auf die Sticks und Buttons umgelenkt werden. Mit den jüngsten Versionen von Android, erkennen aber immer mehr Games externe physikalische Controller. So zum Beispiel das Wikipad.
Die Grossen wollen mitspielen
Vorgestellt wurde das Wikipad an der diesjährigen Elektronikmesse CES in Las Vegas. An das herkömmliche Android-Tablet kann jedoch ein zusätzlicher Gamecontroller angedockt werden. Mit dem Tablet, das ebenfalls noch dieses Jahr escheinen soll und auf Android 4.1. Jelly Bean basiert, wird auf Highend-Gamer abgezielt: Das 10-Zoll-Gerät soll Spielegrafiken drahtlos an HDTV-Fernseher schicken können.
Das Wikipad (das übrigens nichts mit Wikipedia zu tun hat), darf zudem auf einen starken und eher unerwarteten Partner im Markt zählen: Sony. Der Playstation-Hersteller ist eine Kooperation mit Wikipad eingegangen, um darauf das an der Gamescom angekündigte Playstation Mobile einzusetzen. Diese Game-Emulation erlaubt es, PS-Games auch auf Sony-fremden Geräten laufen zu lassen. Dass Sony zudem kürzlich den Cloud-Gaming-Dienst Gaikai gekauft hat, könnte dazu führen, das auch gestreamte Games auf dem Wikipad spielbar sein werden.
Die Tage der Konsolen sind gezählt
Dies alles lässt vermuten, dass Sony den Braten gerochen hat und dem Universum der Android-Games grosse Bedeutung zumisst. Zwar verkauft sich die PS Vita nicht so schlecht wie zunächst befürchtet, die Tage der portablen und bald auch der stationären Konsolen sind jedoch gezählt.
Zwar ist noch mit einer weiteren Generation leistungsstarker Spielkonsolen à la Playstation und Xbox zu rechnen. Der Markteintritt von Ouya, Archos Gamepad und Wikipad wird die Karten in nicht allzu ferner Zukunft jedoch neu verteilen.