Sieben Studien, die Gamer kennen sollten

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FaktenSieben Studien, die Gamer kennen sollten

Mord und Totschlag, Konzentrationsschwäche, Fantasielosigkeit – und schuld sind immer die bösen Videospiele. Wir liefern ein kleines, wissenschaftlich erarbeitetes Argumentarium dagegen.

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Videospiele sind moderne Hexen. Wenn immer ein gesellschaftlicher Brandherd aufflackert, dauert es nicht lange, bis Videogames dafür verantwortlich gemacht werden – oftmals ohne jegliche Beweise. Andererseits reagieren Videospieler genauso pikiert, kaum fällt ein kritisches Wort. Deshalb haben wir hier einige wissenschaftliche Studien zu den Auswirkungen von Videospielen zusammengestellt – doch auch die Wissenschaft ist nicht immer in der Lage, Fakten für ein abschliessendes Urteil zu liefern. Die Welt der Videogames ist eben nicht einfach nur schwarz oder weiss – diese Zeiten sollten endgültig vorbei sein.

1. Gewaltgames provozieren reale Gewalt

Die Gretchenfrage in Bezug auf Videogames lautet: Können gewalthaltige Videogames gewalttätiges Verhalten fördern? Laut einer kanadischen Studie aus dem Jahre 2002 an 1500 Buben und Mädchen im Alter bis 18-Jahren lautet die Antwort «Ja». Die Aggressionsbereitschaft der Jugendlichen – so das Resultat der Studie – nimmt parallel mit der Spieldauer von Gewaltgames zu. Die Studie gilt als Meilenstein, weil zum ersten Mal ein signifikanter Zusammenhang zwischen fiktiver und realer Gewalt hergestellt wurde.

2. Gewaltgames provozieren reale Gewalt nicht

Die Resultate der kanadischen Studie werden von diversen wissenschaftlichen Untersuchungen infrage gestellt. Das wohl gewichtigste Gegenargument liefert eine grossangelegte Studie der Universität Harvard aus dem Jahre 2008. Sie konnte nicht den geringsten Zusammenhang zwischen dem Spielen von gewalthaltigen Games und realer Gewalt herstellen. Obwohl sowohl die Harvard- wie auch die kanadische Studie Ansprüche auf Wissenschaftlichkeit geltend machen, stehen sich ihre Resultate diametral entgegen.

3. Gewaltgames reduzieren reale Gewalt.

Im Reich der wilden Studien lassen sich sogar solche finden, welche Gewaltgames positive Auswirkungen attestieren. Dazu gehört diejenige von Dr. Christopher Ferguson der Texas A&M Universität. Er liess 103 Probanden zuerst Ärger aufbauen (durch eine frustrierende Tätigkeit), danach liess er sie Videospiele zocken. Das Fazit: Mit Gewaltgames lassen sich Ärger und Frust besser verarbeiten. Probanden, welche sich für diese Art von Spielen entschieden, waren danach deutlich weniger aggressiv und feindselig eingestellt, als Nicht-Gewaltgamer.

Fazit zur Games-Gretchenfrage: Sie lässt sich eben nicht so einfach beantworten – auch nicht von der Wissenschaft.

4. Wenn, dann machen Sportgames aggressiv

Dr. Simon Goodson und Sarah Pearson der Huddersfield Universität in England untersuchten die Herzfrequenz und die Hirnaktivitäten bei Videospielern von First-Person-Shootern und von Fussballspielen. Die Sportzocker zeigten sich dabei weit erregter als die Ego-Shooter, welche ziemlich unbeteiligt blieben. Die Autoren erklären den Effekt damit, dass die Probanden einen realen Bezug zu einem virtuellen Tor herstellen können, während ihnen die realen Erfahrungen im Kugelhagel fehlen.

5. Gamen macht kreativ

Eine Untersuchung an 500 12-Jährigen hat ergeben: Gamer schreiben und malen kreativer als Nicht-Gamer. Das Benutzen von Smartphones, dem Internet und Computer (ohne damit zu spielen) hat hingegen keinen Einfluss auf die Kreativität. Das Spielen von Videogames ist nach heutigem Wissensstand die einzige Technologie, mit welcher Kreativität gefördert werden kann. Dies übrigens unabhängig davon, ob es sich dabei um harmlose oder brutale Games handelt.

6. Action-Gamer entscheiden schneller …

… aber nicht schlechter. So lautet die Quintessenz einer Studie der Universität Rochester. Diese Fähigkeiten seien auch im täglichen Leben nützlich, zum Beispiel beim Autofahren. Dass Videospieler bessere Helikopterpiloten sind, wurde bisher zwar nicht wissenschaftlich untersucht – immerhin aber durch Captain Wales alias Prinz Harry royal beglaubigt.

7. Chirurgen operieren besser

Die Zeiten vom Chirurgenbesteck sind zwar noch nicht vorbei, laparoskopische und endoskopische Chirurgie, zugespitzt «Operationen per Joystick», sind aber auf dem Vormarsch. Und im Teilgebiet der laparoskopischen Chirurgie sind Chirurgen, welche mindestens drei Stunden pro Woche Videogames spielen nicht nur 27 Prozent schneller, sie begehen auch 37 Prozent weniger Fehler. Dies sind Erkenntnisse einer Studie des Beth Israel Medical Centers in Boston.

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