Gamen wie der BlitzWir basteln uns den perfekten Gamer-PC
Nach vier Jahren ist ein Game-PC veraltet. Die Zockerkiste unseres Redaktors hat schon das Greisenalter erreicht. Zeit also, sich auf die Suche nach der ultimativen Spielmaschine zu machen.
Welche Komponenten braucht es für eine vernünftige Game-Maschine? Mirsad Hodzic von Gamer-PC.ch erklärt, mit welcher Kiste Gamer glücklich werden. (Video: Philipp Rüegg)
Am Ende röchelt die Kiste wie ein Grosi, das die letzten fünf Meter aufs Tram gespurtet ist – die Game-Maschine unter meinem Schreibtisch ist am Ende ihrer Lebensspanne angelangt, die Luft ist raus: Die Ventilatoren sind ausgeleiert, die Festplatte rattert wie Grosis Tram über eine Baustelle, und ehe ich nach dem Anschalten erstmals in die Tastatur hämmere, habe ich bereits einen Kaffee intus – so lange dauert der Start. Nach knapp vier Jahren sitze ich mit einer veralteten Maschine da.
Dies bestätigt auch Mirsad Hodzic von Gamer-PC.ch: «Nach etwa vier Jahren sollte man die Hardware eines PCs erneuern; die Bauteile werden alt und die Technologie hat sich weiterentwickelt», sagt der PC-Profi, der in Zürich seit rund zehn Jahren ultimative PCs zusammenbaut. Also lasse auch ich mir von Hodciz eine neue Kiste zimmern (siehe Infokasten).
Grafikpower ist am wichtigsten
Eine neue? Nicht ganz. Da meine Bits in einem stylischen Retrogehäuse von Alienware verschoben werden, möchte ich das Case behalten. «Kein Problem», sagt Hodzic, «um einen Game-PC aufzurüsten, genügt es meist, eine bessere Grafikkarte einzubauen.» Sie würde nämlich den Hauptteil der Rechenarbeit eines Spiels übernehmen, CPU und Memory spielen eine untergeordnete Rolle. «Bei der Grafikkarte sollte man nicht sparen. Die meisten Spiele profitieren mittlerweile von mehreren parallel geschalteten Karten», weiss Hodzic. Die Krux: Wer mehrere Grafikkarten gleichzeitig fahren will, muss das entsprechende Mainboard besitzen.
Wer allerdings im grafisch aufwändigen Spiel «Flight Simulator» den Londoner Flughafen Heathrow anfliegen möchte, braucht auch andere Hochleistungskomponenten; die Simulation sei so programmiert, dass sie einen PC bis zur Volllast ausnutze. Heathrow anfliegen will ich zwar nicht, aber dafür muss das Gerät als Arbeitscomputer bestehen. Powerhungrige Programme wie Photoshop fressen eine Menge Ressourcen. «Dann kommst du ums Aufrüsten von Mainboard, Hauptprozessor (CPU) und Arbeitsspeicher (RAM) nicht herum», sagt Hodzic.
Gamen muss nicht teuer sein
Ob ich mir denn einen Highend-PC im Preissegment von 7000 Franken leisten soll? «Diese PCs bestehen zwar aus den ultimativen Komponenten», sagt der gebürtige Slowene – und relativiert sogleich: «Die meisten davon sind unnötig.» Bei solchen Maschinen gehe es um Perfektionismus, für den Alltagsbetrieb des Gamens bringen sie nichts. Hodzic: «Games sind nicht so programmiert, dass sie schnelle CPUs oder viel Memory nutzen können.»
Was wiederum bedeutet, dass ein veralteter PC verhältnismässig kostengünstig auf Vordermann gebracht werden kann. In meinem Fall bedeutet dies: Etwas über 2200 Kröten wechseln die Hand für die auf mich zugeschnittene Maschine. Dafür erhalte ich: ein neues Mainboard mit neuem Prozessor und superleiser Lüftung, kaum hörbare Ventilatoren, 32 Gigabyte Speicher und zwei neue, parallel geschaltete Grafikkarten – Nvidia GTX 660 Ti. «Wäre das neuste Modell, die GTX 690, nicht besser?», frage ich. Die Antwort des Profis kommt prompt: «Die 690 kostet über 1200 Franken, leistet aber nur etwa 20 Prozent mehr. Nur wer mit drei Monitoren spielen will, braucht eine solche Karte.» Er verkaufe sie deswegen fast nie.
Einen Luxus leiste aber auch ich mir: eine Solid State Disc als Festplatte, kurz SSD. Eine SSD liefert die Daten nicht von einer rotierenden Scheibe, sondern wie beim RAM direkt aus feststehenden Speicherchips. Das Resultat: ein enormer Geschwindigkeitsgewinn beim Laden von Daten – egal ob Betriebssystem oder Gamelevel. Zum ruckelfreien Spielen tragen SSDs allerdings nichts bei, erklärt Hodzic.
Fazit: 2000 Franken reichen
Kurzum: Die Aufrüstung für die nächste Generation PC-Games muss nicht teuer sein. Mit rund 2000 Franken sollte gerechnet werden, abhängig vom Alter des vorhandenen PCs. Ein brandneuer Game-Computer kommt auf einen ähnlichen Preis zu stehen.
Apropos Alter: Mein Alienware-Grosi summt nun um gefühlte 70 Jahre verjüngt unter dem Schreibtisch, während ich diese Zeilen schreibe. Die Kiste ist so schnell aufgestartet, dass ich nicht einmal Zeit hatte, einen Kaffee rauszulassen. Und ich frage mich, ob ich die Gemütlichkeit nicht schon ein bisschen vermisse.
Gamer-PC.ch
Der gebürtige Slowene Mirsad Hodzic baut seit rund zehn Jahren PCs für Extrembelastungen zusammen. Angefangen hatte er zunächst als Ricardohändler, mittlerweile besitzt er ein eigenes Geschäft in Zürich. Aus seiner Werkstätte kommen rund 1000 PCs pro Jahr. Nicht nur Gamer kaufen bei ihm, sondern auch viele, die leistungsstarke Computer zum Beispiel für den Videoschnitt oder grafische Arbeiten benötigen. Hodciz kommt ursprünglich selbst aus dem Filmschnitt. Der Game-PC-Bauer sagt: «Selbst habe ich nie gespielt.»

Die 20-Minuten-Kiste
Prozessor: Intel Core i7 3770 (4x3,4GHz) Quad Core Sockel LGA 1155, 8MB Cache.
Kommentar Hodzic: «Ein sehr schneller Prozessor mit gutem Preis-Leistungsverhältnis.»
Lüftung: Scythe Mugen 3 Rev. B
Hodzic: «Ein sehr leiser Lüfter auch unter Volllast.»
Memory : 32,0 GB DDR3-RAM (4x8,0GB) 1600MHz Corsair Vengeance
Hodzic: «Sehr robustes Memory. Mehr Bandbreite würde es nicht bringen, das die restliche Hardware sie nicht nutzt.»
Festplatte: 256GB SSD OCZ Vertex 4 SATA3, lesen 535MB/s, schreiben 380MB/s.
Hodzic: «Sehr solide.»
Grafikkarte: 2 x nVidia GeForce GTX 660 Ti 2,0GB DDR3 RAM @915MHz (ZOTAC GeForce GTX 660 Ti AMP! Edition)
Hodciz: «Sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis.»
Mainboard: ASUS SABERTOOTH Z77
Hodciz: «Ein robustes Mainboard, mit extrem vielen Funktionen zum Übertakten.»
Netzteil: Corsair HX1050W, 1050W, 1x14cm Lüfter.
Hodzic: «Fett Power!»