Tablet-PCs - Made in Pakistan

Aktualisiert

PACPADs statt BombenTablet-PCs - Made in Pakistan

In einem Hochsicherheitskomplex der pakistanischen Luftwaffe wird eines der neuesten Geräte in der wachsenden Palette von zivilen Produkten des Militärs produziert: Eine selbst entwickelte Version eines Tablet-PCs.

Schauplatz ist der Luftwaffenstützpunkt in Kamra im Norden Pakistans. Wenn die Flugzeugtechniker nicht gerade mit militärischen Projekten beschäftigt sind, dann bauen sie hier den «PACPAD 1» zusammen. «Das iPad ist das Original, die Kopie ist das PACPAD», erklärt Mohammad Imran, der das Gerät in seinem Computerladen in Rawalpindi, einer Stadt in der Nähe von Kamra, anbietet.

Das PACPAD läuft mit dem Betriebssystem Android 2.3 und kostet umgerechnet rund 200 Dollar. Das ist weniger als die Hälfte vom Preis eines Original-iPads und liegt auch noch unter den Preisen von anderen, chinesischen Tablet-PCs.

Das PAC steht für Pakistan Aeronautical Complex, das pakistanische Luftfahrtunternehmen, das das PACPAD herstellt. Es ist auch für einen E-Reader und kleine Notebooks verantwortlich. Diese Hightech-Geräte sind aber zugegebenermassen noch eher Pilotprojekte, die auch nur einen Bruchteil der wirtschaftlichen Aktivitäten des Militärs ausmachen. Zum Reich der Streitkräfte gehören ein riesiger Landbesitz, Mehl- und Zuckermühlen, Hotels, Reisebüros und auch Nahrungsmittel.

Sinn der Projekte oft nicht klar

Kritik an diesem zivilen Engagement des Militärs gibt es kaum, denn die Streitkräfte sind einer der wichtigsten Machtfaktoren in Pakistan. Schon drei Mal putschten sie seit der Unabhängigkeit des Landes 1947. Der Sinn des zivilen Engagements leuchtet aber nicht jedem ein. «Ich weiss nicht, was das soll», sagt Jehan Ara, der Vorsitzende der Vereinigung pakistanischer Softwarefirmen, über das PACPAD. «Selbst wenn sie eine Milliarde Stück verkaufen, ergibt das keinen Sinn. Die Luftwaffe sollte den Luftraum und die Grenzen des Landes schützen.»

Die Befürworter sehen durch die Aktivität der Luftwaffe den Nationalstolz gefördert, denn im Hightech-Bereich glänzt sonst der Erzrivale Indien. Die Resonanz unter den Technik-Websites in Pakistan ist noch zurückhaltend. Skeptiker glauben, dass es nie zu einer Massenproduktion kommen wird. Bislang wurden nur einige hundert Stück vom PACPAD produziert. In den nächsten Monaten soll es aber wieder eine Lieferung geben.

Rüstungsindustrie will ihre Existenz rechtfertigen

«Die Rüstungsindustrie versucht ihre Existenz zu rechtfertigen, indem sie mehr produziert als nur Waffen», sagt Ayesha Siddiqa, Autorin einer Studie über die Geschäfte des Militärs. «Einige clevere Leute haben sich wohl gedacht, da können wir etwas Geld verdienen», sagt sie. Auf der PAC-Website selbst heisst es, man wolle die nationale «Wirtschaft durch Kommerzialisierung stärken». Gelobt wird dabei besonders die Zusammenarbeit mit China. Das Land wird in Pakistan im militärischen Komplex als sicherer Verbündeter betrachtet, was von den USA - ungeachtet der Milliarden Dollar, die sie in das Land pumpen - kaum noch gesagt wird.

PAC verteidigt die Entwicklung des iPad-Klons. Man nutze nur freie Kapazitäten, erklärt Sohail Kalim, der Verkaufsdirektor von PAC. «Der Gewinn wird zum Wohle der Menschen eingesetzt», dafür sorgten auch schon die vielen Prüfer, die das Unternehmen unter die Lupe nähmen. Gebaut wird das PACPAD in Kooperation mit einer in Hongkong registrierten Firma.

Viele Fragen sind aber noch unbeantwortet. So konnte einer der PAC-Direktoren, der frühere Luftwaffenoffizier Maqsood Arshad, nicht sagen, wie viel Geld bislang in das PACPAD investiert wurde, wie viele Geräte produziert werden sollen und wie viel Gewinn das ganze abwerfen soll.

Erster Eindruck ist gut

In einem ersten kurzen Test konnte das Gerät, das einen Sieben-Zoll-Bildschirm hat, aber durchaus überzeugen. Es lief flott und die Reaktionszeit des Touchscreens war gut. «Wie es sich bewährt, muss ich noch sehen», sagt ein Käufer eines PACPADS, Mohammad Akmal, in dem Laden in Rawalpindi. «In einem Monat weiss ich mehr.» (dapd)

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