iPadTwitter-Nutzer narrt die Webwelt
Morgen wird Apple wahrscheinlich seinen lang erwarteten Tablet-PC vorstellen. Media Markt soll in einem Tweet Details verraten haben, streitet dies aber ab. Ausserdem sorgt ein vermeintlicher Werbespot für Wirbel im Web.

Apple-Tablet: So sieht der Tweet von Media Markt aus, für den das Unternehmen jede Verantwortung ablehnt. Bild: ndevil.com
Der auch in der Schweiz präsente Elektronikmarkt-Kette soll in einem mittlerweile gelöschten Tweet Details zum Mac-Tablet ausgeplaudert haben. Der Twitter-Beitrag wurde zwar mittlerweile gelöscht, findet sich aber noch auf zahlreichen Webseiten. Laut dem Tweet auf der mit offiziellen Firmenlogos versehenden Seite soll der Rechner iPad heissen und ab 1. März für 899 Euro (das entspricht etwa 1300 Franken) verkauft werden. Mit einem Vertrag (Complete L) des deutschen Providers T-Mobile soll der Tablet-PC 499 Euro (735 Franken) kosten.
Gegenüber 20 Minuten Online lehnte eine Sprecherin der Media-Saturn- Holding jede Verantwortung für den Tweet ab. «Wir haben mit dem Account nichts zu tun, auch wenn er täuschend echt aussieht.» Man habe Twitter kontaktiert, um zu erfahren, wer sich dahinter verbirgt. Allerdings kann sich auf Twitter jeder User mit falschen Daten anmelden. Daher könnte es schwierig werden, dem Nutzer auf die Schliche zu kommen. Die Sprecherin schloss aus, dass es sich dabei doch um Guerilla-Marketing von Media Markt handelt. Nach ihren Angaben gibt es auf Twitter keinen offiziellen Media-Markt-Account, einzelne Märkte würden den Microblogging-Dienst aber nutzen. «Die Aktion könnte uns eher schaden als nutzen», sagte die Sprecherin, «denn wenn Kunden das Gefühl haben, wir hätten Erwartungen geweckt, die wir nicht erfüllen können, könnten wir die Leute verärgern.»
Twitter schweigt
In den Nutzungsbedingungen von Twitter steht, dass Accounts, die Nutzer durch Verletzung von Markenrechten täuschen wollen, umgehend gelöscht werden. Wer seine Rechte verletzt sieht, kann dies den Seitenbetreibern über ein Web-Formular mitteilen. Auf eine Anfrage von 20 Minuten Online zum Thema Media Markt hat Twitter bislang nicht reagiert. Weil wir dem unbekannten User zwar folgen, er aber nicht zu unseren Followern zählt, konnten wir ihm bislang keine persönliche Nachricht schreiben und ihn um Informationen bitten.
Wie 20 Minuten Online berichtete, wird Apple wahrscheinlich am 27. Januar seinen Tablet-PC vorstellen, welcher im Netz wahlweise unter dem Namen iSlate, iPad oder iTablet gehandelt wird. Traditionell schweigt Apple zu Gerüchten, was wiederum dazu führt, dass die Blogosphäre wie immer vor Events des IT-Konzerns aus Cupertino umso wilder spekuliert. Neue Nahrung haben die Gerüchte nun vom Unternehmen Flurry erhalten. Die App-Analyse-Firma will in der Apple-Zentrale rund gut 50 Tablet-PCs entdeckt haben. Wie es im offiziellen Flurry-Blog heisst, soll auf den Rechnern das noch nicht verfügbare iPhone OS 3.2 laufen. Dies könnte darauf hindeuten, dass Apple-Boss Steve Jobs in seiner morgigen Keynote in San Francisco überdies eine neue Version des Betriebssystems präsentieren wird.
50 Testgeräte in der Firmenzentrale
Flurry veröffentlichte ausserdem eine Grafik, aus der hervorgehen soll, welche Arten von Applikationen am häufigsten auf die Test-Rechner heruntergeladen wurden. Games führen das Feld mit rund 150 Nennungen an. Es folgen Applikationen aus den Bereichen Entertainment sowie Nachrichten und Bücher mit jeweils etwa 60. Das Ergebnis passt zu einem aktuellen Artikel in der «New York Times», in dem darauf hingewiesen wird, dass Apple versuchen könnte, den Tablet-PC wie den iPod touch als Spielemaschine zu positionieren. So seien beispielsweise wegen des 10-Zoll-Displays nun auch Games denkbar, die zwei Nutzer gleichzeitig über den Touchscreen spielen könnten. Sollte Apple über seinen iTunes Store nun auch elektronische Bücher und Magazine anbieten, könnte das Unternehmen damit Amazons erfolgreichen eBook-Reader Kindle angreifen. In umgekehrter Richtung läuft die Attacke bereits. Denn der weltgrösste Web-Versandhändler hatte für sein Gerät kürzlich einen App Store angekündigt. Als relativ gesichert gilt, dass der iPad eine Bildschirmdiagonale von zehn bis elf Zoll und einen ARM-Prozessor haben soll. Nutzer sollen mit ihm sowohl elektronische Bücher und Zeitschriften lesen als auch Musik hören und Videos abspielen können. Gebaut werden könnte der Tablet-PC von Foxconn Electronics.
Nicht zuletzt soll Apple-Boss Steve Jobs gegenüber Vertrauten vom kommenden Tablet-PC so gesprochen haben: «Er ist das Wichtigste, was ich je gemacht habe.» Dies will zumindest der Blog TechCrunch.com erfahren haben. Morgen weiss die Technologie-Welt mehr. 20 Minuten Online wird am Mittwoch live über die Keynote berichten. Die Technologie-Welt wartet zwar vor allem auf den Tablet-PC, aber Blogger haben eine ganze Reihe weiterer Wünsche an den Apfel-Konzern formuliert. So schreibt beispielsweise Dan Ackerman von Cnet, Apple solle seine Rechner mit Blu-ray-Laufwerken, HDMI-Ausgängen, Kartenlesern und Intels neuen Prozessoren i3, i5 oder i7 ausstatten.
Wie sich die Macher von Technologie-Blogs Apples Rechner vorstellen, ist in der obigen Bilderstrecke zu sehen. Die französische Webseite nowhereelse.fr zeigt im Clip überdies, wie ein Werbespot für den Tablet-PC aussehen könnte.