Cyber-Polizist«Der IS entwickelt selbstfahrende Autos»
Mikko Hyppönen ist einer der gefragtesten Sicherheitsexperten der Welt. Der Finne erklärt 20 Minuten, wie der «Islamische Staat» das Netz als Waffe einsetzt.
Seit 25 Jahren arbeitet der Finne Mikko Hyppönen für die Firma F-Secure. In seiner Karriere hat er schon zahlreiche Cyberkriminelle und deren Machenschaften aufgedeckt.
Wie Hacker, die ihren Opfern im Netz beispielsweise Geld abknöpfen wollen, setzen die Terroristen des selbsternannten Islamischen Staates das Internet als Waffe ein. 20 Minuten hat Mikko Hyppönen getroffen, um zu erfahren, wie weit entwickelt und gefährlich der Cyberkrieg des IS ist.
Keine Hinterwäldler, sondern Profis
«Man hat bei Terroristen das Bild von ärmlichen Bauern mit Kalaschnikows in den Händen vor Augen. Das ist falsch», sagt Hyppönen. Viele IS-Terroristen seien Digital Natives und mit modernen Technologien bestens vertraut.
Zu ihnen gehörte der aus Grossbritannien stammende Hacker Junaid Hussein. Hyppönen heftete sich an Husseins digitale Fersen, woraufhin der Top-Cyberkrieger des IS den Sicherheitsexperten über Social Media kontaktierte (siehe Tweet unten).
Der 21-jährige Junaid Hussein wurde Ende August 2015 von US-Drohnen bei einem Angriff in der Nähe von Raqqa getötet.
«Der IS entwickelt selbstfahrende Autos»
Geschult werden Jihadisten online. Auf Social Media ist die Terrormiliz noch immer aktiv: «Obwohl die sozialen Netzwerke seit den Anschlägen von Paris rigoros gegen Extremisten-Posts vorgehen, findet man beispielsweise auf Twitter noch heute Anleitungen zum Bombenbau», so der Sicherheitsexperte. Gehe es hingegen um den Austausch geheimer Informationen, nutze der IS einen eigenen Kryptomessenger.
Ausgebildet werden die Cyberkrieger des IS aber nicht nur übers Netz. Die Terrormiliz unterhält beispielsweise eine «Jihadisten-Uni», wo nicht nur der Umgang mit Gewehren studiert, sondern auch mit modernen Technologien geforscht wird.
«Nicht nur Grosskonzerne, sondern auch der Islamische Staat entwickelt selbstfahrende Autos», so Hyppönen. Dass diese allerdings nicht für mehr Sicherheit auf den Strassen sorgen sollen, liegt auf der Hand: «Sie sollen Bomben gezielt hochgehen lassen.»
Schwachstelle vernetzte Geräte
Künftige Cyberangriffe des IS könnten gemäss Hyppönen vermehrt auf infrastrukturelle Bauten wie Kraftwerke oder Spitäler abzielen, die zunehmend vernetzt sind.
Besonders gefährdet seien vor allem Geräte und Einrichtungen, die zwar am Internet hingen, aber nicht selbst auf Angriffe reagieren könnten. Deshalb liessen sie sich relativ einfach manipulieren, so Hyppönen.

Internet-Sicherheitsexperte Mikko Hyppönen (hier im Gespräch mit 20-Minuten-Redaktor Philipp Stirnemann) ist Chief Research Officer der Firma F-Secure und gehört gemäss dem «PC World Magazine» zu den 50 wichtigsten Menschen im Netz.