Park-it-Gründerin«Unsere Parkplatz-App lässt sich nicht verbieten»
In grösseren Schweizer Städten lassen sich Parkplätze neuerdings mit Smartphone-Apps mieten. «Das ist effizient und ökologisch», sagen die Anbieter. Grüne Politiker befürchten Mehrverkehr.

Die Gretchenfrage: Führen geteilte Parkplätze zu mehr oder weniger Verkehr?
Seit Anfang Jahr lassen sich in Zürich und einigen anderen grossen Schweizer Städten Parkplätze mit Smartphone-Apps im Voraus reservieren. Das Prinzip ist rasch erklärt: Unternehmen und Private können ihre Parkplätze, die sie nicht ständig brauchen, untervermieten. Autofahrer, die Zeit sparen und ihre Nerven schonen wollen, reservieren sich einen Parkplatz, bevor sie in der Innenstadt ankommen.
Nicht Car-Sharing, sondern Parkplatz-Sharing heisst das Motto, das Anbieter wie Park it und Parku seit Anfang Jahr propagieren. Rund zwei Drittel der Einnahmen gehen an den Parkplatz-Vermieter, den Rest streichen die App-Anbieter für ihre Dienstleistung ein. Beide Startup-Unternehmen betonen, dass mit ihrem Angebot nicht mehr Parkplätze entstehen, sondern bestehende Plätze effizienter belegt würden. Da die Autofahrer ihren Parkplatz reservieren, werde auch der Suchverkehr und die Umweltbelastung reduziert.
«Solche Apps sind problematisch»
Ganz anderer Meinung ist der Verkehrs-Club der Schweiz: «Solche Apps sind problematisch», sagt VCS-Mediensprecher Gerhard Tubandt. Der einzelne Autofahrer sei minimal weniger lang in der Stadt unterwegs, aber insgesamt nehme die Zahl der Fahrten in der Stadt zu, «weil die App-Nutzer genau wissen, wo und wann ein freier Parkplatz genau für sie bereit steht».
Auch dem grünen Zürcher Gemeinderat Markus Knauss stossen Parkplatz-Sharing-Apps sauer auf. Deshalb reichte er im März eine Anfrage ein, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Der Stadtrat teilt die Bedenken: Park it und Parku führten nicht nur zu mehr Autofahrten und höherer Umweltbelastung, es gibt auch rechtliche Bedenken. Parkplätze werden immer für eine konkrete Nutzung bewilligt, sei es fürs Gewerbe, Private oder Besucher. Private Parkplätze dürfen daher nicht ohne Bewilligung für eine gewerbliche Nutzung umgenutzt, sprich weitervermietet, werden.
Aktuell bieten die drei grössten Parkplatz-Sharing-Dienste alleine in Zürich rund 500 Autoabstellplätze an. Sollte die Zahl stark wachsen oder sich Klagen von Nachbarn häufen, droht der Stadtrat mit rechtlichen Schritten gegen die App-Anbieter und Parkplatzbesitzer. Vorderhand lässt das federführende Tiefbauamt die Sharing-Dienste aber gewähren, da das Angebot nicht einmal einem halben Prozent aller privaten Parkplätze entspreche: «Wir rechnen nicht mit rechtlichen Schritten», gibt sich Ertan Wittwer von Parku daher gelassen.
«Unsere Plattform lässt sich nicht verbieten»
Auch Park-it-Gründerin Jasmin Samsudeen ist überzeugt: «Unsere Plattform lässt sich nicht verbieten, denn Park it schafft nicht mehr Parkplätze, sondern verbessert lediglich deren Nutzung.» Sie verweist darauf, dass über unzählige Inserate-Plattformen Parkplätze vermietet würden, bei denen unklar sei, ob sie nicht zweckentfremdet genutzt werden. Auch Parku und Park it bewegen sich in dieser rechtlichen Grauzone. Den Vorwurf, dass ihre App mehr Verkehr erzeuge, weisst Samsudeen aber entschieden von sich: «Die Park-it-Stellplätze stehen nicht der Allgemeinheit zur Verfügung», so die Jungunternehmerin, die unter anderem von der Universität Zürich unterstützt wird. Park it diene nur der Kontaktaufnahme zwischen registrierten Mitgliedern.
Parku und Park it sind auch in Bern, Basel, St.Gallen, Luzern und weiteren Städten aktiv. Die meisten Städte hätten positiv auf das neue Angebot reagiert, heisst es von den Sharing-Diensten. In Zürich, wo die Parkplatzdiskussion besonders emotional geführt wird, haben sie mit dem Tiefbauamt vereinbart, die Behörden im Halbjahresrhythmus über die weitere Entwicklung zu informieren. So soll evaluiert werden, wie sich die Parkplatz-Apps auf die Parkplatz-Auslastung und das Verkehrsaufkommen auswirken.
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