Smartphone-SuchtSüdkorea will Handy-Entzug für Jugendliche
Weil jeder vierte südkoreanische Adoleszente Anzeichen einer Smartphone-Sucht zeigt, plant die Regierung in Seoul nun Sperrzeiten für Handy-Games sowie Aufklärungsvorträge.

Die südkoreanische Regierung hat die Technologisierung der Gesellschaft jahrelang gefördert, nun will sie gegen Smartphone-Abhängigkeit bei Jugendlichen vorgehen.
Bis zu fünf Prozent der Schweizer Jugendlichen zwischen 12 und 19 sind laut Experteneinschätzungen Smartphone-süchtig. In Südkorea zeigt gemäss einer nationalen Hochrechnung sogar jeder vierte Schüler Anzeichen einer Handy-Abhängigkeit. Bei den Erwachsenen sind neun Prozent suchtgefährdet. Für die Studie wurden 15'600 Smartphone-Nutzer zwischen 10 und 54 Jahren befragt. Diese Risiko-User verbrachten laut «Global Post» täglich rund fünfeinhalb Stunden am Mobiltelefon. Der durchschnittliche südkoreanische Handy-Nutzer verbringt mehr als vier Stunden mit dem Gerät.
Mitverantwortlich für diese exzessive Smartphone-Nutzung im Herkunftsland Samsungs ist die Regierung, die sich stets für die Technologisierung der Gesellschaft eingesetzt hatte. Bis 2006 galt Südkorea als Nation mit den meisten Breitbandanschlüssen pro Einwohner. Auch bei der Implementierung des 4-G-Netzwerks hatte der asiatische Staat eine Vorreiterrolle übernommen. Für 2017 ist ein 5-G-Netzwerk geplant. Damit soll es möglich werden, einen kompletten Film in einer Sekunde herunterzuladen.
Unkonzentrierte und aggressive Smartphone-Junkies
Eine 2013 durchgeführte Studie mit knapp 200 adoleszenten Südkoreanern zeigte allerdings die Kehrseite der digitalen Vernetzung in der Republik. Es stellte sich heraus, dass häufige Smartphone-Nutzung sich in einem Leistungsabfall äussern kann. Die Schüler konnten sich deutlich schlechter konzentrieren als ihre Altersgenossen, die weniger Zeit mit ihren Handys verbrachten. Zudem waren die Smartphone-Junkies aggressiver als die anderen Untersuchungsteilnehmer.
Weil die Regierung in Seoul nun negative Auswirkungen der übermässigen Telefonnutzung befürchtet, soll für unter 16-Jährige ab Mitternacht ein Handygame-Verbot gelten. Die Spiele sollen nachts auf den entsprechenden Geräten gesperrt werden. Weiter sind Vorträge von Präventionsexperten geplant, die Schulklassen über die Gefahren einer Smartphone-Abhängigkeit aufklären sollen.