Bike-SharingVernetzte Veloschlösser auf dem Vormarsch
Smarte Schloss-Systeme machen Drahtesel nicht nur sicherer als je zuvor, sie könnten auch das Teilen von Velos in der Schweiz revolutionieren.

Intelligente Fahrradschlösser wie Bitlock oder Lock8 (im Bild) sind nicht nur sicherer, sie könnten auch privates Bike-Sharing etablieren.
Velodiebstahl ist besonders in grösseren Städten ein Problem. Kein noch so sicheres, konventionelles Fahrradschloss schützt zu 100 Prozent vor Diebstahl. Neue, intelligente Schloss-Systeme versprechen jetzt, nahezu jeden Velodieb abzuschrecken respektive Fahrraddiebstahl so gut wie unmöglich zu machen.
Vorreiter ist hier Bitlock. Das Hightech-Schloss macht das Smartphone zum Veloschlüssel. Via Bluetooth wird eine Verbindung zwischen Handy und Schloss aufgebaut, sobald man sich dem Drahtesel nähert. Das Schloss wird entriegelt und man kann den Verschluss per Knopfdruck öffnen. Sollte der Akku des Smartphones einmal liegenbleiben – was ja durchaus vorkommen soll –, kann am Schloss ein 16-stelliger Code zur Entriegelung eingegeben werden.
Bitlock-Nutzer können die zum Schloss gehörige App auf ihr Handy laden. Dank GPS-Unterstützung kann die Anwendung das eigene Velo jederzeit orten. Über die App können ein privates oder öffentliches Profil des eigenen Zweirads erstellt und die Informationen mit der Community geteilt werden. Ausserdem kann man andere Nutzer ermächtigen, das Veloschloss zu öffnen, wodurch ein eigentliches Bike-Sharing-System aufgebaut werden kann.
Der Nachteil des Bitlock-Schlosses ist die integrierte, nicht wiederaufladbare Batterie. Gemäss Hersteller reicht sie für 10'000 Schliessvorgänge, was bei durchschnittlicher Nutzung in etwa fünf Jahren entspricht. Bevor die Batterie allerdings den Geist aufgibt, wird der Fahrradhalter über die App gewarnt.
Das Bitlock-Fahrradschloss soll ab kommendem August erhältlich sein.
Das Werbevideo der Kickstarter-Kampagne für Bitlock (Video: Kickstarter.com/Bitlock)
Lock8: High-Tech-Schloss der Extraklasse
Noch in diesem Frühjahr soll das wohl sicherste Fahrradschloss in Produktion gehen. Wie Bitlock baut Lock8 via Bluetooth eine Verbindung zwischen Smartphone und Velo auf und ermöglicht so schlüsselloses Öffnen und Abschliessen des Drahtesels. Um Diebstähle zu verhindern, sind sowohl ein Thermometer als auch ein Bewegungssensor eingebaut. Versucht jemand, das Schloss gewaltsam aufzubrechen, ertönt ein lauter Alarm. Gleichzeitig wird eine Nachricht ans Smartphone des Fahrradbesitzers geschickt.
Im Unterschied zu Bitlock erfolgt die Stromversorgung bei Lock8 über einen integrierten Akku, der sich beim Fahren über Induktion wieder auflädt. Dank der GPS-Funktion kann das eigene Velo jederzeit geortet werden. Allerdings ist sie nur im erweiterten Abo für zwei Dollar pro Monat erhältlich.
Auch zu Lock8 gibt es eine App zur Aufsetzung eines eigenen Bike-Sharing-Systems. Registrierte Nutzer können überall und jederzeit Fahrräder anderer User in der Nähe lokalisieren und ausleihen, sofern der Besitzer das erlaubt hat.
Video zum intelligenten Fahrradschloss Lock8. (Video: Youtube/Lock8)
Privates Peer-to-Peer-Sharing bald auch in der Schweiz?
Die neuen, intelligenten Fahrradschlösser könnten auch einen frischen Wind in die Schweizer Veloszene bringen. Die Vorstellung, jederzeit und an jedem Ort auf ein Fahrrad zurückgreifen zu können, mutet verlockend an. Um ein solches Bike-Sharing-System auf privater Basis aber zu etablieren, müssen sich ausreichend Velofahrer daran beteiligen. Und darin liegt sicher das Hauptproblem.
«Eine ausreichende Dichte muss gewährleistet sein», findet denn auch Urs Walter, Velobeauftragter der Stadt Zürich. Aber auch dann könne man sich nicht zu 100 Prozent darauf verlassen, dass man ein geordertes Fahrrad auch tatsächlich am gewünschten Ort und zur gewünschten Zeit vorfindet. Ausserdem wisse man nicht, in welchem Zustand sich das geliehene Velo tatsächlich befindet.
Ähnlich sieht das auch Manon Giger, Geschäftsführerin vom Forum Bikesharing Schweiz. «Die Idee von privatem Peer-to-Peer-Sharing à la Bitlock oder Lock8 ist sicher toll und macht Velofahren cooler. Bei von Städten organisiertem Sharing weiss man aber auf jeden Fall, woran man ist.» Ein Problem könne zudem sein, «dass wir in der Schweiz vielleicht zu reich für derartige Sharing-Systeme sind. Jeder kann sich hier ein Velo leisten. Deshalb könnte es schwierig sein, dass sich ein solches System durchsetzt».
Informationen zu Bitlock gibts hier, und wer Näheres über Lock8 erfahren möchte, klickt auf diesen Link.