Streit um AndroidZwei Chefs im Zeugenstand
Zuerst hinterliess Oracle-Chef Larry Ellison vor Gericht einen zwiespältigen Eindruck. Dann hatte auch der Google-Chef Larry Page mit Erinnerungslücken zu kämpfen.

Da wirkte der Google-Chef noch siegesgewiss: Larry Page auf dem Weg ins Gericht
Google-Chef Larry Page hat am Mittwoch fast eine Stunde im Zeugenstand eines Gerichts in San Francisco verbracht. Er gab Auskunft über seine Rolle im Streit um mutmasslich durch Google verletzte Patent- und Urheberrechte Oracles.
Der gewöhnlich wortkarge Page wirkte angespannt. Oracle-Anwalt David Boies, der bereits Microsoft-Gründer Bill Gates in einem Kartellrechtsprozess in den 90er-Jahren verhört hatte, befragte Page. Der Google-Chef sagte jedoch oftmals, er könne sich nicht an die internen Dokumente erinnern, auf die Oracle seine Klage stützt. Sie sollen nach Auffassung des Datenbankspezialisten belegen, dass Google bei der Entwicklung des Betriebssystems Android für Mobilgeräte Patent- und Urheberrechte verletzte.
Oracle hatte diese mit den Rechten an der Programmiersprache Java 2010 für 7,3 Milliarden Dollar von Sun Microsystems erworben. Inzwischen läuft Android auf mehr als 300 Millionen Smartphones und Tablet-Computern.
Oracle wollte ins Smartphone-Geschäft einsteigen
Oracle hat nach Aussagen des Gründers und Präsidenten Larry Ellison mit Google auf dem Markt für Handy-Betriebssysteme konkurrieren wollen, bevor sich das Unternehmen zu einer Klage gegen Google entschloss. Ellison räumte am zweiten Tag des Prozesses ein, dass Oracle ein Interesse daran hatte, in den Markt für Smartphones zu expandieren. Aber er selbst habe entschieden, dass dies kein passendes Geschäftsfeld für Oracle sei, sagte Ellison am Dienstag den Geschworenen in San Francisco. Oracle ist auf Datenbanksysteme spezialisiert. Der Oracle-Chef sah allerdings im Zeugenstand nicht nur gut aus, wie golem.de berichtete. So wusste Ellison auf die Frage, wem Java gehöre und ob es frei sei, keine Anwort.
Vor Ellisons Auftritt hatte ein Anwalt des Suchmaschinenriesen Google versucht, die Geschworenen davon zu überzeugen, dass Oracle Google vor allem deswegen verklagt habe, weil das Unternehmen an der Herstellung eines eigenen Betriebssystems für Mobilgeräte gescheitert sei.
Beobachter gehen davon aus, dass die Verhandlung vor einem Bundesgericht in San Francisco noch bis zu zehn Wochen in Anspruch nehmen könnte. (sda)
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