Darum gibts bei uns kaum Serien-Flatrates

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Streaming-WüsteDarum gibts bei uns kaum Serien-Flatrates

Die grossen Anbieter von Kinostreifen und Serien zum Pauschaltarif meiden die Schweiz. Laut Experten vermiesen uns der kleine Markt und legale Downloads das Filmvergnügen.

Stephanie Sigrist
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Stephanie Sigrist
«Maxdome ist in diesem Teil der Welt noch nicht erhältlich»: Ähnliche Meldungen bekommen Schweizer auch bei anderen grossen Streaming-Anbietern zu sehen.

«Maxdome ist in diesem Teil der Welt noch nicht erhältlich»: Ähnliche Meldungen bekommen Schweizer auch bei anderen grossen Streaming-Anbietern zu sehen.

Amazon bietet seit gut drei Wochen in Deutschland den TV-on-Demand-Service Prime Instant an. Für nur 49 Euro im Jahr (rund 60 Franken) kann man sich damit 12'000 Filme und Serienfolgen anschauen. Hierzulande soll der Dienst vorläufig nicht angeboten werden. Dieser Entscheid sorgte bei zahlreichen 20-Minuten-Lesern für Empörung. «Eine klare Diskriminierung der Schweiz», kommentierte beispielsweise Souichi Sugano. «Soll in der unmittelbaren Zukunft die Filmpiraterie in der Schweiz bekämpft werden, sind dringend legale Online-Vertriebswege gefragt», fand Andy. Mike ging noch einen Schritt weiter: «Ich habe meinen Account bei Amazon löschen lassen. Entweder wir bekommen das gleiche Sortiment geliefert oder gar nicht», so die Meinung dieses Kommentarschreibers. Andere Leser vermuteten gar einen Zusammenhang zwischen dem Resultat zur Masseneinwanderungsinitiative und dem Wegbleiben Amazons.

In der nicht repräsentativen Umfrage von 20 Minuten gaben 68 Prozent der 5274 Teilnehmer an, sie würden das Angebot gerne nutzen wollen. Weshalb wagen die grossen TV-on-Demand-Anbieter wie Watchever, Maxdome und neu auch Amazon den Schritt in die Schweiz nicht?

Markt bei Deutschen zu wenig bekannt

«Da unser Unternehmen erst seit einem Jahr existiert, müssen wir uns vorerst auf Deutschland konzentrieren, bevor an eine Expansion zu denken ist», erklärt Watchevers PR-Expertin Kathrin Müller. Zudem kenne man bei ihrem Unternehmen den Schweizer Markt noch zu wenig. Amazon nennt keine Gründe: «Zu unseren Zukunftsplänen äussern wir uns grundsätzlich nicht», sagt PR-Managerin Ina Steinbach. Bei Maxdome hüllt man sich ebenfalls in Schweigen.

Rechtlich gesehen wäre es jedoch auch hierzulande möglich, Streaming-Plattformen gegen Bezahlung bereitzustellen. «Erhält ein Anbieter die Rechte von allen Filmproduzenten, darf er TV on Demand verfügbar machen», erläutert Online-Filmexperte Stephan Rüegg von der Schweizer Urheberrechtsgenossenschaft Suisa. Ob die multinationalen Unternehmen diesen enormen Aufwand für die rund 2,2 Millionen Haushalte in der deutschsprachigen Schweiz auf sich nehmen möchten, sei einmal dahingestellt. Reto Burkhalter, Kommunikationsleiter bei der Publisuisse, vermutet denn auch, die Grösse unseres Landes könnte ein Grund für das Wegbleiben der grossen Anbieter sein: «Wahrscheinlich ist der Markt einfach zu klein.»

In der Schweiz ist es «kompliziert»

Karim Zekri, CEO und Mitgründer des Online-TV-Portals Teleboy, schlägt in die gleiche Kerbe. «Da die Rechte direkt mit den einzelnen Filmstudios verhandelt werden müssen, kann dieser Prozess sehr langwierig sein.» Der Geschäftsführer weiss, wovon er spricht: Bis zu eineinhalb Jahren dauerten die Verhandlung seines TV-Portals für einige der nun auf Teleboy angebotenen Serien oder Filme. «Die Schweiz ist ein komplizierter Markt», so Zekri weiter. Dass die Rechte für alle Landessprachen einzeln eingeholt werden müssten, könnte grosse Anbieter zusätzlich abschrecken, vermutet der Teleboy-CEO. Je nach Sprache erfolge auch die Erstausstrahlung zu anderen Zeitpunkten. Das heisst, dass die französische Version einer Serienfolge beispielsweise früher gezeigt werden dürfte als die gleiche Episode auf Italienisch. Zekri sieht ein weiteres Problem in der Isoliertheit der Schweiz: «Weil wir nicht in der EU sind und hier nicht mit Euro bezahlt wird, bedeutet dies für ausländische Anbieter zusätzlichen administrativen Aufwand», fügt er an.

Als letzten Aspekt nennt Zekri, dessen Plattform im Herbst 2013 das erste Flatrate-Angebot für TV-Serien startete, die Möglichkeit zum legalen Herunterladen von Kinofilmen und Serien in der Schweiz. «Dass der Download im Gegensatz zu Deutschland in unserem Land nicht strafbar ist, könnte einige Anbieter abschrecken.»

Neue Angebote bei Teleboy

Ab 14. März 2014 steht Teleboys Serien-Flatrate nun auch auf Samsungs Smart-Fernseher zur Verfügung. «Wir möchten unseren Kunden damit einen möglichst einfachen Zugriff auf unser Serienangebot bieten», erklärt CEO Karim Zekri.

Ebenfalls neu ist das Angebot altersgerechter Kinderprogramme. Dabei sorgt eine Kinderschutzfunktion dafür, dass die kleinen Zuschauer nicht auf für sie ungeeignete Programme zugreifen können.

Das gibt es in der Schweiz

Zattoo, Wilmaa und Teleboy sind die beliebtesten Online-TV-Plattformen der Schweiz. Ersterer Anbieter stellt aktuell zwar noch keine Filme und Serien zur Verfügung, doch die Nutzer können sich ihre Lieblingsstreifen und -folgen, die im Fernsehen laufen, aufnehmen und bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen. Bei Wilmaa sind mehr als 70 in der Schweiz emfpangbare Sender im Angebot. Teleboy bietet den Zuschauern über 100 Fernsehsender auf sämtlichen Endgeräten. Für Serienjunkys gibt es ein Serien-Monatsabo.

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