Ersatz für Apple MapsiPhone-Nutzer können auf Nokia hoffen
Nokia Maps heisst neu «Here» und erscheint für iOS und Android. Die App bietet eine sprachgeführte Fussgängernavigation. Die Finnen tüfteln zudem an einem eigenen Street View.
Nach Apples Kartendesaster war Nokia schnell mit einer Infografik zur Hand, die zeigen sollte, dass Nokia Maps den Apple Maps überlegen ist. Auf die grossen Worte folgen nun Taten: Die Finnen bringen ihre Karten-App auch für das iPhone und iPad sowie Android-Geräte. Dies hat Nokia am Dienstag angekündigt.
Nokia Maps wird neu Here heissen und offline nutzbar sein. Kartenausschnitte können wie bei Google Maps heruntergeladen und ohne Internetverbindung genutzt werden. Ohne Datenverbindung soll die Suche in den Offlinekarten oder eine Navigation aber nicht möglich sein. Damit bleibt Nokias Karten-App für iOS und Android deutlich hinter den Möglichkeiten der Windows-Phone-Version zurück.
Nutzer von Nokia-Handys und Smartphones mit Windows Phone 8 können das Kartenmaterial beliebiger Länder im WLAN auf ihr Gerät herunterladen und danach ohne Datenverbindung nutzen. Die Offline-Funktion ist vor allem für Autofahrer praktisch, die auf Nokias Gratis-Navigation vertrauen und das Kartenmaterial mehrerer Länder auf ihrem Smartphone speichern möchten.
Für iOS, Android und Firefox OS
Zumindest die iPhone-Version von Here wird eine sprachgeführte Fussgängernavigation sowie Informationen zum öffentlichen Nahverkehr beinhalten. Die App soll in den nächsten Wochen im App Store freigegeben werden. Nokia hat auch eine Android-basierte Referenz-App vorgestellt. Anfang 2013 soll es für Entwickler von Android-Apps möglich sein, Funktionen von Here Maps für eigene Anwendungen zu nutzen. Eine Version von Here Maps soll zudem für das 2013 erwartete Betriebssystem Firefox OS erscheinen.
Nokia Maps heisst neu Here
Here Maps für den Webbrowser ist neu über die Adresse here.net erreichbar. Nebst der üblichen Strassen- und Satellitenansicht gibt es für ausgewählte Städte seit längerem eine 3D- und Strassenansicht, bislang begrenzt sich das Angebot aber auf relativ wenige Metropolen wie New York oder London.
Wie gehabt kann die aktuelle Verkehrslage für die meisten Städte abgefragt werden. Rot eingefärbte Strassen weisen auf eine starke Verkehrsbelastung hin. Ebenfalls interessant ist die sogenannte Heatmap, die zeigt, in welchem Teil einer Stadt beispielsweise die Dichte an Restaurants oder Shoppingmöglichkeiten besonders hoch ist.
Mit Livesight gegen Street View
Um die 3D-Fähigkeiten von Here Maps voranzutreiben, planen die Finnen die Übernahme des 3D-Spezialisten Earthmine. Das US-Unternehmen hat sich auf die 3D-Erfassung von Strassenzügen mit Stereokameras spezialisiert und soll Nokia helfen, sein Konkurrenzprodukt zu Googles Street View voranzubringen.
Die 3D-Karte Livesight wird mit Augmented Reality aufgepeppt. Wohin der Weg geht, demonstriert die App City-Kompass für Nokias Lumia-Smartphones (siehe Video). Scannt man mit der Smartphone-Kamera die Umgebung, werden direkt im Bild beispielsweise Restaurants oder Touristenattraktionen angezeigt.
Geld verdienen mit Karten statt Handys
Während Nokia bei den Mobiltelefonen in den letzten Jahren Marktanteile verloren hat, versucht Konzernchef Stephen Elop das Unternehmen als führenden Anbieter von Onlinekarten und ortsbezogenen Diensten zu positionieren. Den Grundstein dafür legte Nokia bereits 2007 mit der Übernahme des Kartenspezialisten Navteq. Laut eigenen Angaben nutzen rund 80 Prozent aller in Autos verbauten Navigationsgeräte Kartenmaterial von Nokia. Inzwischen setzen auch Tech-Giganten wie Amazon, Facebook oder Oracle auf Nokias Kartendienste. Microsoft hat in seinem neuen Betriebssystem Windows Phone 8 die eigenen Bing Maps gegen Nokias Kartenanwendung ausgetauscht.
Die Verknüpfung von Onlinekarten mit ortsbezogenen Informationen ist ein sogenannter Megatrend, der den führenden Anbietern in den nächsten Jahren einen Geldsegen bescheren könnte. Google, Nokia und Apple können den Nutzern beispielsweise ortsbezogene Werbung auf dem Smartphone einblenden, da sie stets wissen, wo sich die Nutzer herumtreiben.
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