Kamera läuft.Einblick in die Handy-Filmarchive der Teenager
Ein Forschungsprojekt der Universität Zürich untersucht, wie Jugendliche ihre Handykamera einsetzen. 14- bis 20-Jährige haben den Forschern dafür ihre Filmchen zur Verfügung gestellt.

«Schau, ich war da» - Den Jugendlichen geht es mit den Handyfilmen darum, ihren Alltag zu dokumentieren. Beliebtes Beispiel: Ein Konzert.
98,5 Prozent der Teenager in der Schweiz besitzen heute ein Smartphone, und wer keines hat, schaut auf dem Display nebenan mit. Immer mit dabei ist auch die in den Geräten eingebaute Kamera. Ein Team von Ethnoforschern an der Universität Zürich (UZH) hat nun untersucht, wie Jugendliche die Handykamera nutzen, wie die UZH am Mittwoch mitteilte.
Das so genannte Happy Slapping, das vor einigen Jahren für Schlagzeilen sorgte - Jugendliche zettelten Gewalt-Attacken an und liessen sich dabei filmen - ist nach Angaben der Wissenschaftler heute nicht mehr aktuell. Inzwischen interessiert die Jugendlichen etwas ganz anderes, erklären die Forscher – der pure Alltag: «Sich selber zu dokumentieren und auszudrücken, ist viel spannender als all das Sensationelle, Versteckte, Verbotene», heisst es in der Mitteilung der UZH. Jugendliche halten per Smartphone ihren Alltag fest, filmen am Konzert oder inszenieren spontan etwas.
Pornografie als Randerscheinung
Für die Forschung stellten 14- bis 20-Jährige den Wissenschaftlern unzählige Filmchen zur Verfügung - manche öffneten ihr gesamtes Archiv. Häufig sei viel Kreativität im Spiel, etwa, wenn spontan etwas inszeniert werde. Drei Mädchen etwa führten spontan ein Interview in einem S-Bahn-Abteil. Laut den Forschern eine beliebte und immer wiederkehrende Kulisse für das jugendliche Filmschaffen. Zudem schlossen die Wissenschaftler aus den Filmarchiven der Jugendlichen: Pornografie ist nur eine Randerscheinung.
Meist gehe es den Jugendlichen darum, sich selbst darzustellen oder den Kolleginnen und Kollegen zu dokumentieren: Ich war auch da. Damit dienen die Videos einerseits als Statussymbol, anderseits als «soziales Schmiermittel», so die Mitteilung. Man nimmt sie gemeinsam auf oder guckt sie gemeinsam an. So festigt sich die Gruppe. (tob/sda)